Sonntag, 1. Dezember 2013

18. Spieltag: SV Meppen – SC Victoria Hamburg 3:0 (2:0)


MEP-Arena, 1457 Zuschauer

Sind wir also wieder mitten im Abwärtstrend? Nach der Niederlage in Rehden fühlt es sich fast so an. Zu allem Überfluss sollte es zum Auftakt der Rückrunde auch noch nach Meppen gehen, ein Gegner, der zumindest sportlich derzeit alles andere als auf Augenhöhe agiert.
Beste Aussichten also für ein gelungenes Wochenende. Achtung, Ironie. Vor allem als schon frühzeitig klar wurde, dass auch Nordkaos nicht annähernd in Bestbesetzung im Emsland aufschlagen würde. Getrübte Stimmung also im Vorfeld, die sich allerdings am Samstagabend mit etwas Alkohol und gemeinsamen Grünkohlessen kippen ließ. In bierseliger Laune wurde dann sogar noch ein spontanes Sinnlos-Spruchband für unsere Gastgeber aus dem Emsland angefertigt: „Amnesia Ultra – Wir rauchen euch auf.“ Wenn das nicht mega-kreativ und witzig ist, dann weiß ich auch nicht. Ewig bleibender Fame bei ultras.ws, ganz klar.
Am frühen Morgen hieß es dann noch kurz so tun, als könne man schlafen, um wenig später wieder voller Tatendrang am Bahnsteig zu stehen. Es impliziert der Name Kaos allerdings, dass nicht alle ihre promille-geschwängerten Körper rechtzeitig zum Treffpunkt bewegt haben. Da nützten auch unzählige Weckanrufe nichts. Erst musste da wohl der Rausch ausgeschlafen werden, um später mit dem IC nachzukommen. Wer zu viel säuft, den bestraft halt das Leben.
Der Rest der Bagage enterte derweil den metronom gen Bremen und machte sich auf die zweitweiteste Auswärtstour in Liga Vier. Macht ja auch irgendwie Laune, längere Touren mit dem Zug zu unternehmen, statt immer nur vier Stationen mit dem Bus nach Niendorf zu gurken. Da erträgt man auch eine Stunde Schienenersatzverkehr. In Leer wurde dann erstmals die Polizei auf uns düstere und gefährlich dreinschauende Gestalten aufmerksam. Wir waren ja auch in beängstigender Zahl unterwegs...
In Meppen angekommen war der Mob erstmal schwer beeindruckt von den genau zwei Gleisen an diesem Metropolbahnhof. Dagegen ist ja sogar Buchholz Großstadt. Dann hieß es erstmal warten auf die nächste Ladung Zugfahrer. Schon ziemlich öde, denn hier will man nicht einmal tot über dem Gartenzaun hängen. Ganz finster, dieser Ort.
Gemeinsam ging es dann per pedes zum Stadion. Auch hier wurden nur äußerst selten Einheimische gesichtet. Manchmal düste immerhin ein einsamer Kiebitz mit dem Fahrrad vorbei. Hier steppt definitiv der Bär. Aber immerhin, keine Polizeibegleitung.
Am Stadion dann endlich etwas Leben. Sogar ein oder zwei Szeneleute wurden jetzt gesichtet. Nach dem obligatorischen Getränkeverstecken mussten wir zunächst feststellen, dass der Gästeblock leider (?) nicht für uns geöffnet wurde. Stattdessen wurden wir nach wirklich fairen und lockeren Kontrollen in einen kleinen Tribünen-Eckblock verfrachtet.
Bester Standort, wirklich nice. Bänke, auf denen man zur Abwechslung auch mal stehen durfte, und prima Zaunfahnenplätze. Der Minimob war sehr zufrieden und stellte sich der heutigen Aufgabe, zur Not auch mit zehn Leuten voll und ganz abzugehen.
Ohne Trommel, weil unser üblicher rhythmischer Singsang mit zehn Personen doch eher traurig klingt. Heute also mal 90 Minuten anders. Motiviert ging es also los und siehe da, die Stimmung war für unsere Anzahl wirklich ordentlich.
Zumal der Heimblock nicht zu hören war und, um ehrlich zu sein, auch bewegungstechnisch nicht lebendig wirkte. Heimspiel in Meppen also. Und das mit zehn Leuten. Nicht zu denken, wie geil das Ganze mit der vollständigen Truppe geworden wäre. Aber egal, kommen wir zum Spiel:

Wie zu erwarten war, hatte unser Sportclub keine Chance. Es war nur eine Frage der Zeit, bis der Gegner unsere Jungs zu Fehlern, sprich Gegentreffern, drängen würde. Auch wenn unsere Spieler bemüht wirkten und Eybächer ein ums andere Mal die Bälle hinten rausbolzte, es reichte nicht, um die Tore zum 1:0 und 2:0 noch vor der Pause zu verhindern. Unsere Blau-Gelben agierten offensiv derweil viel zu harmlos, gaben sich aber immerhin nicht auf.

Kurz vor der Halbzeitpause kam dann noch einmal ein Schwung verspäteter Zugfahrer nach und wir pushten unsere Truppe enthusiastisch nach vorne. Ebenso in Halbzeit zwei. Wir dürfen definitiv zufrieden ob der gezeigten Moral unserer Jungs sein. Dass dann entweder der Anschlusstreffer gelingt oder aber das 3:0 fällt ist gängiges Fußballwissen. Heute fiel leider das 3:0. Nicht sonderlich geil, aber auch keine Katastrophe. Wir wissen ja, wo wir finanziell und damit sportlich stehen. Meppen ist nicht der Gegner, den wir schlagen müssen. Also kein Grund, wütend zu sein.

Der Gästeblock zog trotz schwächer werdender Stimmen trotzdem weiter super mit und letztlich konnten wir uns das „Gegen Vicky kann man mal verlieren“ nicht verkneifen. Wirkte nämlich leider stimmungstechnisch nicht so, als hätte der SV Meppen gerade drei Punkte eingefahren. Unzählige Leute verließen sogar frühzeitig das Stadion – Angst vor dem Megastau auf dem Parkplatz? Muahaha... Oder die Sorge, dass die Bordsteine noch vor dem Abpfiff hochgeklappt werden? Auf jeden Fall wirkte das ganze Stadion bocklos. Sorry, wenn wir so weit oben in der Tabelle stehen würden, wäre jeden Spieltag Party und Ausnahmezustand an der Hoheluft!
Der Rückweg zum Bahnhof dann überraschend unspektakulär. Etwas Polizeibegleitung, ein paar böse dreinschauende Jugendliche und eine ziemlich lange, vor allem aber einsame Wartezeit am Bahnhof. Dann ging es endlich zurück in die Zivilisation. Da kaum noch wer genug Stimme für gescheite Konversation hatte, überbrückten wir die nächsten Stunden schlafend, bevor wir in Hamburg beim obligatorischen gemeinsamen Kochen den Abend ausklingen ließen.
Last but not least: Vielen Dank an unseren Besuch aus Frankfurt und das unterhaltsame Wochenende!