Der bisher schönste Tag des Jahres stand an... und wir mussten nach Niendorf. Das passte doch irgendwie so gar nicht zusammen, denn Niendorf hat in meiner imaginären Oberliga-“WiebeurteileichdiePlätzedieserLiga“-Liste das Prädikat „langweilig und öde“ bekommen. Dazu wird meist noch auf dem Kunstrasenplatz gespielt, wo es nicht mal 'nen Zaun für die entsprechenden Zaunfahnen gibt. Die Akustik ist da auch nicht das Gelbe vom Ei und an spielerische Höhepunkte kann ich mich auch nicht erinnern. Das Lustigste war noch die Kutten-Mottofahrt, die wir vor Jahren mal dorthin unternommen haben. Damals sind wir bei der örtlichen Bevölkerung viel besser angekommen, als heutzutage, wo wir uns als Ultras definieren... Muss wohl am HSV-Publikum liegen...
Immerhin war die Anreise relativ entspannt, ein bisschen mit dem Bus durch die Gegend gondeln und schwupps am Platz rausfallen. Heute sollte ja endlich mal auf Rasen gespielt werden – nicht dass der Platz jetzt viel besser wäre, aber immerhin gibt es ein paar Stufen und einen Wellenbrecher. Dafür leider auch eine Laufbahn, was den Platz auf eine Stufe mit Condor fallen lässt. Schlimm genug, dass wir da demnächst nochmal hin müssen.
Unser durch Krankheit dezimiertes Häufchen nutzte die Gelegenheit, noch kurz in der Sonne zu chillen, bevor dann die Spieler den Rasen betraten. Und was soll ich sagen, wieder einmal hat sich der Schiedsrichter selbst übertroffen. Bisher hab ich es beim Schreiben des Spielberichts ja immer vergessen, aber dieses Mal nicht: Wenn auf der einen Seite Männer mit weißen Trikots und blauen Hosen stehen, macht es keinen Sinn, auf der anderen Seite Männer in blauen Trikots mit weißen Hosen spielen zu lassen. Ich weiß, dass es aus einer Notwendigkeit heraus geschieht, den Auswärtsdress von Vicky in blau-weiß zu gestalten, aber es gibt einfach zu viele Teams, die immer in diesen Farben spielen. Insofern plädiere ich dafür, bei solchen Gegnern doch die Heimwäsche anzuziehen. Und bitte nächstes Mal keinen Dauer-Trauerflor zu den Trikots dazu bestellen. Dieser blaue Armkringel sieht einfach von Weitem immer aus wie ein Trauerflor. Unschön.
Hätten wir das also geklärt. Und natürlich gab es keine Leibchen dazu, denn ein Herr Vollmers erkennt jeden Spieler, egal von welchem Team und egal in welcher Farbe. Er selbst samt Gespann heute übrigens in neongelb – Achtzigerstyle. Chic ist was anderes, aber egal.
Let the Bolz begin. Ja, anders kann man das nicht nennen. Der Rasen verdiente den Namen nicht wirklich, denn es war fast unmöglich, präzise Pässe zu spielen. Der Ball hoppelte lustlos über die Grasnarbe und flog mal hierhin und mal dahin – nur nie dorthin, wo er hin sollte. Aber das Problem hatten ja beide Mannschaften, insofern ist die Chancengleichheit wieder hergestellt. Apropos Chancen, die spielte sich der SCV durchaus heraus. Allerdings übertrafen sich heute alle, wirklich alle, Blau-Gelben-Blau-Weißen darin, diese zu vergeben. Niendorf nicht mit einer Glanzleistung, verteidigte aber geschickt und griff früh an. Man hatte den Eindruck, dass unseren Männern das nicht recht gefiel, ständig wurde ihnen auf den Füßen herumgetreten.
Als sich alle mit einem torlosen Halbzeitstand abgefunden hatten, schlug Ebbe dann doch noch mal zu, nachdem Schulz ihn mit einem langen Pass bedient hatte. 1:0 zur Pause, läuft doch.
Derweil waren die Stimmen bei uns schon arg gebeutelt. Die echt miese Akustik sorgte dafür, dass man uns wahrscheinlich schon auf der Trainerbank fünf Meter vor uns kaum noch wahrnahm, dazu kamen ein paar Unkonzentriertheiten und mangelnde Koordination. Irgendwie war heute der Wurm drin. Zum Glück hatten wir einen solchen Auftritt schon recht lange nicht mehr, Spaß machen tut das nämlich nicht (aber tuten tut nur der Nachtwächter). Aber – immerhin – haben wir uns bis zum Ende immer mal wieder bemerkbar gemacht. Und wenn es nur durch Pöbeln war. Mit dabei waren übrigens auch wieder die Radicalz, die es immer wieder schaffen, während der Spiele die Zahl der Anwesenden zu verdreifachen. Kudos, Jungs und Mädels!
Gebolzt wurde natürlich auch noch, wir waren ja erst bei den Geschehnissen bis zur Pause angelangt, bevor ich auf die Ränge abgedriftet bin. Hätte der Schiri da mal lieber Schluss gemacht, denn nun wurde es unangenehm. Niendorf kam recht schnell zum Ausgleich, dann folgte knapp 20 Minuten ganz grausames Gekicke. Unsere Mannen erinnerten mich ein wenig an die planlose Horde zu Beginn der Saison, als es noch nicht so rund lief. Und dann wechselte der Niendorfer Trainer zu allem Überfluss zehn Minuten vor Ende der Partie noch Serhat Yapici ein, der den SCV im Folgenden allein abschoss. Erst ein schnelles Kontertor und dann ein direkt verwandelter Freistoß. Da blieb einem doch der Mund offen stehen! Vicky agierte dagegen wie ein wild gewordener Hühnerhaufen, die Niederlage damit absolut verdient.
Zur Ehrenrettung des Tages warf Buchholz Norderstedt aus dem Pokal, was zumindest für ein wenig Schadenfreude sorgte. Mal nachgerechnet: Die letzte Niederlage vor Sonntag gab es irgendwann letztes Jahr gegen Pinneberg. Da könnte man schon mal sagen, dass es jetzt kein Beinbruch ist, aber ärgerlich ist es natürlich trotzdem, dass man die Tabellenführung dann gleich wieder abgeben muss und sogar noch hinter DasDorf zurückfällt. Was müssen die auch mit 7:0 gewinnen?! Angesichts der gutes Wetters und der entspannten Atmosphäre auf den Rängen war das aber immerhin kein gebrauchter Sonntag. Aber sowas will ich so schnell trotzdem nicht noch mal sehen!