Riekbornweg, 100 Zuschauer
Eine Busfahrt, die ist
lustig... Im Verlauf der Jahre gibt es immer wieder die Spiele, zu
denen man hinfährt, keine Erwartungen hat und am Ende eine absolut
geile Tour erlebt. So ein Spiel war die Nummer gegen Schnelsen.
Mittags erfolgte der – wie immer – recht chaotische Treff, zu dem
einige zu spät kamen und andere gleich mal ganz verloren gingen.
Nichtsdestotrotz quetschte sich ein motivierter Haufen aus Nordkaos
und den Radicalz zusammen in den Bus, um die paar Kilometer Richtung
Schnelsen zurück zu legen. Da Muttertag war, musste natürlich auch
entsprechend gefeiert werden, der Alkohol floss in Strömen mit dem
Resultat, dass auf den paar Metern Fußweg die ersten Menschen gleich
mal in die Dixiklos am Straßenrand strömten.
Am Platz angekommen, gab
es zunächst mal Ernüchterung: Was ist eigentlich aus dem einst so
stolzen und arroganten Schnelsen geworden? Kein Kassenhäuschen mehr
am Eingang, keine Taschenkontrollen oder mahnende Worte. Stattdessen
kickte auf dem Kunstrasen die zweite Mannschaft Germanias gegen BU.
Kein Hinweis darauf, dass hier gleich ein Oberligaspiel steigen
sollte. Auch das Interesse der Zuschauer hielt sich im Anschluss in
Grenzen: Aufgerundet wollten sich vielleicht 100 Leute den Kick
antun. Kein Wunder: Wer aus 31 Spielen nur acht Punkte holt, verbaut
sich wohl auch bei den härtesten Anhängern eine ganze Menge
Sympathie.
Wir tauschten derweil noch
ein paar verbale Nettigkeiten mit unseren „Exen“ Stephan Rahn und
Maurizio D'urso aus und machten uns auf Höhe der Mittellinie breit.
Die Radicalz beim Picknick auf dem Hügel, Nordkaos zum Supporten
unten am Wellenbrecher.
Nachdem das Spiel dann mit
ein paar Minuten Verzögerung (aufgrund des vorangegangenen Spiels)
gestartet war, merkte man den Blau-Gelben gleich an, dass sie Bock
hatten. Straight nach vorne hieß die Marschrichtung und Schnelsens
Abwehr hatte alle Mühe, mit den diversen Angriffswellen fertig zu
werden. Teilweise absolute Kamikaze, wie der Abwehrspieler den Ball
in höchster Not zu seinem Torhüter zurück spielt, dem nichts
anderes übrig bleibt, als den Ball aus der Gefahrenzone
rauszuköpfen! Es half aber alles nichts, Victoria hatte Bock und so
dauerte es gerade mal drei Minuten, bis es das erste Mal im Kasten
der Germanen knallte: Benjamin Bambur verwertete eine Flanke von
Jan-Ove Edling, drin war das Ding! Jo, hier ging heute was!
Das mitreißende Spiel
übertrug sich auch auf den Supporthaufen, sodass durchgehend ein
guter und lauter Support durchgezogen wurde, bei dem auch das ein
oder andere Spässchen nicht fehlen durfte. Hut ab, das war doch sehr
anständig! Im weiteren Spielverlauf würde es auf und neben dem Feld
immer ausgelassener, es spritzte das Bier und wurde auf den Stühlen
getanzt. Kein Wunder, am Ende stand es schließlich 5:0 für die
Guten, die damit den Fünf-Tore-Rückstand auf BU aufgeholt und sich
auf Platz 2 in der Tabelle vorgeschoben hatten. Marius Ebbers, dem
man auch anmerkte, dass er voll dabei war, legte noch ein Dreierpack
rein, einen Treffer steuerte Dennis Thiessen bei und fertig war das
Ding.
Bei uns gab es zur zweiten
Halbzeit noch zwei Spruchbänder zu sehen, auf denen wir den 120.
Geburtstag des Vereins würdigten, der am 5. Mai stattfand: „120
Jahre SCV – Tradition statt Kommerz“.
Besondere Erwähnung soll
an dieser Stelle aber Germanen-Torhüter Maximilan Hentrich finden:
Als Torhüter bei einem Absteiger zu spielen, ist nicht immer
einfach, aber er verhinderte eine größere Klatsche seines Teams und
war bester Germane auf dem Feld. In der 62. Minute folgte die Szene
des Spiels: Vincent Boock kam mit dem Ball in den Sechzehner der
Schnelsener gerast, es folgte eine kleine Rangelei und verbale
Auseinandersetzung mit Abwehrspielern und Torhüter. Die Gemüter auf
allen Seiten schienen erhitzt, selbst Lutz Göttling machte sich auf
den Weg zum Geschehen, denn der Schiri zeigte Boock die rote Karte.
Er soll angeblich Hentrich beleidigt haben. Dieser stellte jedoch
klar, dass Vincent überhaupt nichts Böses gesagt hatte, woraufhin
der Schiri seine Fehlentscheidung und damit die rote Karte
zurücknahm. Ganz große, faire Geste des Germanen! Respekt!
Nach Abschluss wurde noch
kurz mit dem Team gefeiert, bevor es unter lautstarken Gesängen
erneut in den Bus ging. Die anderen Fahrgäste bekamen dann einmal
mehr zu spüren, warum man Fußballfans nur hassen kann, denn
kurzerhand wurde der Bus in ein Partymobil umgewandelt. Jeder der
Mitreisenden kennt nun auf jeden Fall den SC Victoria Hamburg! Das
ist doch auch mal was!