Sonntag, 10. Mai 2015

Oberliga, 32. Spieltag: TuS Germania Schnelsen - SC Victoria 0:5 (0:2)


Riekbornweg, 100 Zuschauer

Eine Busfahrt, die ist lustig... Im Verlauf der Jahre gibt es immer wieder die Spiele, zu denen man hinfährt, keine Erwartungen hat und am Ende eine absolut geile Tour erlebt. So ein Spiel war die Nummer gegen Schnelsen. Mittags erfolgte der – wie immer – recht chaotische Treff, zu dem einige zu spät kamen und andere gleich mal ganz verloren gingen. Nichtsdestotrotz quetschte sich ein motivierter Haufen aus Nordkaos und den Radicalz zusammen in den Bus, um die paar Kilometer Richtung Schnelsen zurück zu legen. Da Muttertag war, musste natürlich auch entsprechend gefeiert werden, der Alkohol floss in Strömen mit dem Resultat, dass auf den paar Metern Fußweg die ersten Menschen gleich mal in die Dixiklos am Straßenrand strömten.
Am Platz angekommen, gab es zunächst mal Ernüchterung: Was ist eigentlich aus dem einst so stolzen und arroganten Schnelsen geworden? Kein Kassenhäuschen mehr am Eingang, keine Taschenkontrollen oder mahnende Worte. Stattdessen kickte auf dem Kunstrasen die zweite Mannschaft Germanias gegen BU. Kein Hinweis darauf, dass hier gleich ein Oberligaspiel steigen sollte. Auch das Interesse der Zuschauer hielt sich im Anschluss in Grenzen: Aufgerundet wollten sich vielleicht 100 Leute den Kick antun. Kein Wunder: Wer aus 31 Spielen nur acht Punkte holt, verbaut sich wohl auch bei den härtesten Anhängern eine ganze Menge Sympathie.
Wir tauschten derweil noch ein paar verbale Nettigkeiten mit unseren „Exen“ Stephan Rahn und Maurizio D'urso aus und machten uns auf Höhe der Mittellinie breit. Die Radicalz beim Picknick auf dem Hügel, Nordkaos zum Supporten unten am Wellenbrecher.
Nachdem das Spiel dann mit ein paar Minuten Verzögerung (aufgrund des vorangegangenen Spiels) gestartet war, merkte man den Blau-Gelben gleich an, dass sie Bock hatten. Straight nach vorne hieß die Marschrichtung und Schnelsens Abwehr hatte alle Mühe, mit den diversen Angriffswellen fertig zu werden. Teilweise absolute Kamikaze, wie der Abwehrspieler den Ball in höchster Not zu seinem Torhüter zurück spielt, dem nichts anderes übrig bleibt, als den Ball aus der Gefahrenzone rauszuköpfen! Es half aber alles nichts, Victoria hatte Bock und so dauerte es gerade mal drei Minuten, bis es das erste Mal im Kasten der Germanen knallte: Benjamin Bambur verwertete eine Flanke von Jan-Ove Edling, drin war das Ding! Jo, hier ging heute was!
Das mitreißende Spiel übertrug sich auch auf den Supporthaufen, sodass durchgehend ein guter und lauter Support durchgezogen wurde, bei dem auch das ein oder andere Spässchen nicht fehlen durfte. Hut ab, das war doch sehr anständig! Im weiteren Spielverlauf würde es auf und neben dem Feld immer ausgelassener, es spritzte das Bier und wurde auf den Stühlen getanzt. Kein Wunder, am Ende stand es schließlich 5:0 für die Guten, die damit den Fünf-Tore-Rückstand auf BU aufgeholt und sich auf Platz 2 in der Tabelle vorgeschoben hatten. Marius Ebbers, dem man auch anmerkte, dass er voll dabei war, legte noch ein Dreierpack rein, einen Treffer steuerte Dennis Thiessen bei und fertig war das Ding.
Bei uns gab es zur zweiten Halbzeit noch zwei Spruchbänder zu sehen, auf denen wir den 120. Geburtstag des Vereins würdigten, der am 5. Mai stattfand: „120 Jahre SCV – Tradition statt Kommerz“.
Besondere Erwähnung soll an dieser Stelle aber Germanen-Torhüter Maximilan Hentrich finden: Als Torhüter bei einem Absteiger zu spielen, ist nicht immer einfach, aber er verhinderte eine größere Klatsche seines Teams und war bester Germane auf dem Feld. In der 62. Minute folgte die Szene des Spiels: Vincent Boock kam mit dem Ball in den Sechzehner der Schnelsener gerast, es folgte eine kleine Rangelei und verbale Auseinandersetzung mit Abwehrspielern und Torhüter. Die Gemüter auf allen Seiten schienen erhitzt, selbst Lutz Göttling machte sich auf den Weg zum Geschehen, denn der Schiri zeigte Boock die rote Karte. Er soll angeblich Hentrich beleidigt haben. Dieser stellte jedoch klar, dass Vincent überhaupt nichts Böses gesagt hatte, woraufhin der Schiri seine Fehlentscheidung und damit die rote Karte zurücknahm. Ganz große, faire Geste des Germanen! Respekt!
Nach Abschluss wurde noch kurz mit dem Team gefeiert, bevor es unter lautstarken Gesängen erneut in den Bus ging. Die anderen Fahrgäste bekamen dann einmal mehr zu spüren, warum man Fußballfans nur hassen kann, denn kurzerhand wurde der Bus in ein Partymobil umgewandelt. Jeder der Mitreisenden kennt nun auf jeden Fall den SC Victoria Hamburg! Das ist doch auch mal was!