Freitag, 15. Februar 2019

Oberliga Hamburg, 22. Spieltag: SC Victoria Hamburg – VfL Pinneberg 14:0 (8:0)

Stadion Hoheluft, 192 Zuschauer

Im Vorfeld dieses Kicks war vielen das Hinspiel noch lebhaft in Erinnerung. Auch damals schon galt der VfL als leichte Kost für zwischendurch, hatten die Vorstädter bereits nach fünf gespielten Partien ein Torverhältnis von 3:19 (!). Was dann aber an diesem Abend Ende August geschah, glich einer Achterbahn der Gefühle. Denn es war nicht der hochfavorisierte Gast aus der großen Stadt, der seine Chancen effektiv nutzte und relativ schnell mit 2:0 in Führung ging, sondern das Schlusslicht der Tabelle. Bis zur Halbzeit war zumindest wieder der Gleichstand erreicht und nach einer knappen Stunde folgte der 3:2-Siegtreffer in einem äußerst unansehnlichen Kick, der Schock saß aber trotzdem tief.
Auch der Vorbericht des neuen Pressesprechers Matthias Reß, in dem betont wurde, wie gefährlich ein Unterschätzen solcher Gegner sein kann, sorgte weniger für Beruhigung, als dass er nervös machte. Würde sich Blau-Gelb wieder so ungeschickt anstellen? Würde Fabian Boll nach dem Spiel wie sein Vorgänger schon Erklärungen dafür finden müssen, warum man sich gegen einen hoffnungslos unterlegenen Gegner derart schwer getan hatte?
Letztlich ist es Matthias, der seinen Job übrigens, seit er da ist, äußerst gut macht und die interessierte Öffentlichkeit endlich wieder mit regelmäßigen Informationen, interessanten Artikeln zwischendurch und guten Berichten füttert, gar nicht hoch genug anzurechnen, dass es am Freitag kurz vor Anpfiff so Leute wie mich gab, die tatsächlich gespannt auf diesen Kick waren. Denn Spannung gab es nur kurz in diesem Spiel bzw. im weiteren Verlauf rückten Fragen in den Vordergrund, die man von Oberligaspielen tendenziell eher weniger kennt: Wird es zweistellig zur Halbzeit? Werden es insgesamt 20 Gegentore für den VfL? Wie viel Bier kriegt der Torwart von seinen Vorderleuten, dass er sich das Woche für Woche antut?
Der Victoria-Zug rollte nämlich von der ersten Sekunde an und Pinneberg hatte von Beginn an nicht den Hauch einer Chance so wirklich etwas entgegen zu setzen. Das Spiel war spätestens nach acht (!) Minuten gelaufen, da stand es nämlich bereits 2:0 für die Gastgeber. Bis zur Halbzeit erhöhte sich das Ergebnis weiter auf „nur“ 8:0 und am Ende stand es 14:0.
Gerade im zweiten Spielabschnitt nahm der SCV merklich den Fuß vom Gaspedal, sonst hätte es noch finsterer für den abgeschlagenen Tabellenletzten ausgesehen. Dieser verdiente sich allgemein Respekt an diesem Abend. Zum einen, weil die Mannschaft die 90 Minuten fair über die Bühne brachte ohne irgendwelche dummen Frustaktionen. Zum anderen, weil der Fan-Account bei Twitter mit einer gewaltigen Portion Galgenhumor zu überzeugen wusste. Letzten Endes wird dieses Spiel aufgrund der Höhe des Ergebnisses länger in Erinnerung bleiben und hat dem Torverhältnis ganz gut getan. Wirkliche Gradmesser sehen aber natürlich anders aus.