Im
Vorfeld dieses Kicks war vielen das Hinspiel noch lebhaft in
Erinnerung. Auch damals schon galt der VfL als leichte Kost für
zwischendurch, hatten die Vorstädter bereits nach fünf gespielten
Partien ein Torverhältnis von 3:19 (!). Was dann aber an diesem
Abend Ende August geschah, glich einer Achterbahn der Gefühle. Denn
es war nicht der hochfavorisierte Gast aus der großen Stadt, der
seine Chancen effektiv nutzte und relativ schnell mit 2:0 in Führung
ging, sondern das Schlusslicht der Tabelle. Bis zur Halbzeit war
zumindest wieder der Gleichstand erreicht und nach einer knappen
Stunde folgte der 3:2-Siegtreffer in einem äußerst unansehnlichen
Kick, der Schock saß aber trotzdem tief.
Auch
der Vorbericht des neuen Pressesprechers Matthias Reß, in dem betont
wurde, wie gefährlich ein Unterschätzen solcher Gegner sein kann,
sorgte weniger für Beruhigung, als dass er nervös machte. Würde
sich Blau-Gelb wieder so ungeschickt anstellen? Würde Fabian Boll
nach dem Spiel wie sein Vorgänger schon Erklärungen dafür finden
müssen, warum man sich gegen einen hoffnungslos unterlegenen Gegner
derart schwer getan hatte?
Letztlich
ist es Matthias, der seinen Job übrigens, seit er da ist, äußerst
gut macht und die interessierte Öffentlichkeit endlich wieder mit
regelmäßigen Informationen, interessanten Artikeln zwischendurch
und guten Berichten füttert, gar nicht hoch genug anzurechnen, dass
es am Freitag kurz vor Anpfiff so Leute wie mich gab, die tatsächlich
gespannt auf diesen Kick waren. Denn Spannung gab es nur kurz in
diesem Spiel bzw. im weiteren Verlauf rückten Fragen in den
Vordergrund, die man von Oberligaspielen tendenziell eher weniger
kennt: Wird es zweistellig zur Halbzeit? Werden es insgesamt 20
Gegentore für den VfL? Wie viel Bier kriegt der Torwart von seinen
Vorderleuten, dass er sich das Woche für Woche antut?
Der
Victoria-Zug rollte nämlich von der ersten Sekunde an und Pinneberg
hatte von Beginn an nicht den Hauch einer Chance so wirklich etwas
entgegen zu setzen. Das Spiel war spätestens nach acht (!) Minuten
gelaufen, da stand es nämlich bereits 2:0 für die Gastgeber. Bis
zur Halbzeit erhöhte sich das Ergebnis weiter auf „nur“ 8:0 und
am Ende stand es 14:0.
Gerade
im zweiten Spielabschnitt nahm der SCV merklich den Fuß vom
Gaspedal, sonst hätte es noch finsterer für den abgeschlagenen
Tabellenletzten ausgesehen. Dieser verdiente sich allgemein Respekt
an diesem Abend. Zum einen, weil die Mannschaft die 90 Minuten fair
über die Bühne brachte ohne irgendwelche dummen Frustaktionen. Zum
anderen, weil der Fan-Account bei Twitter mit einer gewaltigen
Portion Galgenhumor zu überzeugen wusste. Letzten Endes wird dieses
Spiel aufgrund der Höhe des Ergebnisses länger in Erinnerung
bleiben und hat dem Torverhältnis ganz gut getan. Wirkliche
Gradmesser sehen aber natürlich anders aus.