Dienstag, 13. November 2012

Oddset-Pokal, Achtelfinale: SC Schwarzenbek – SC Victoria 2:4 (1:1) (13.11.2012)

Die Freude war relativ groß am Abend der Auslosung vor wenigen Wochen. Zum einen natürlich, weil es „nur“ gegen einen Landesligisten ging, zum anderen aber auch weil den Ground noch keiner hatte, und ein neuer Ground ist immer was Feines. Und auch wenn Schwarzenbek tendenziell eher dezentral liegt, war eine Anreise zur Not per Bahn möglich. Letztlich wurde aber fast vollständig per PKW angereist, schlicht aus dem Grunde, dass kaum jemand hin wollte und so massig Platz war. Der Trend, dass die Leute gefühlt die ersten sechs Pokalrunden boykottieren, setzte sich also fort.
Und wenn wir schon mal bei Trends sind: Selbst beim Landesligisten schaffte es Blau-Gelb nicht, ohne Gegentor vom Platz zu gehen. In der Regionalliga kann man ja durchaus noch die Überlegenheit der Gegner ins Feld führen, in einem Ausscheidungsspiel gegen einen Sechstligisten hingegen sind Fehler, wie sie zu den beiden Gegentoren führten, unentschuldbar. Für höhere Aufgaben hat sich an diesem Abend jedenfalls keiner aus dem Abwehrverbund inklusive Torwart empfohlen. Dabei hatte alles so nett begonnen: Jakob Sachs stürmte die linke Seite hinunter, flankte präzise auf den Kopf von Benny Hoose und schon stand es nach sechs Minuten 1:0. Sollte etwa doch eine souveräne Vorstellung, eine Art Mini-Befreiungsschlag folgen? Schade Marmelade! Denn nach der Führung wurde sich der Ball zwar munter und halbwegs sicher hin und her gepasst, so wirklich Zug zum Tor war aber nicht da. Und wenn es dann doch mal Gelegenheiten gab, wurden diese leichtfertig vergeben. So ließ man die Gastgeber immer besser ins Spiel kommen und nach einem allzu bekannten Moment des kompletten Chaos in der Hamburger Hintermannschaft stand es 1:1 (41.). Zur Halbzeit durfte Helmer (angeschlagen?) in der Kabine bleiben und Abou bekam seine Chance. Und da es gegen einen unterklassigen Gegner ging, konnte er diese auch gut nutzen (wir erinnern uns alle an seine starke Vorbereitung, auf die null Komma gar nix folgte): Zehn Minuten nach seiner Einwechslung legte er für Jakob Sachs auf, der mustergültig verwandelte. 2:1-Führung, jetzt aber bitte Schützenfest-Modus! Nichts da, man ließ den Gegner erstmal wieder in Ruhe. Und der nutzte dann einen Fehler von Christian Schau nach einer knappen Stunde aus und schon stand es 2:2. In den Folgeminuten hatte ein Mann seinen großen Auftritt, den viele schon fast wieder vergessen hatten: David Pedroso-Busso deutete an, warum er im August geholt wurde, nachdem Herr Patschinski sich verabschiedet hatte. Ein sehr sehr gutes Zuspiel von Abou verwertete er wie ein Vollblutstürmer, der uns auch in den nächsten Spielen gut zu Gesicht stehen würde, zum 3:2 (75.). Keine ganze Zeigerumdrehung mehr krönte Khalil seinen guten Auftritt mit einem sehenswerten Schuss in den Winkel nach hübschem Solo. Wenn das nur auch in der Regionalliga so klappen würde... Naja, am Ende stand also ein letztlich verdientes Weiterkommen gegen einen Gegner, von dem man weiß Gott keine zwei Tore kriegen muss bzw. darf. Wir dürfen uns jetzt entspannt zurück lehnen und den anderen zuschauen, was sie so Anfang Dezember veranstalten. Von den ganz großen Brocken sind nicht mehr allzu viele im Topf, eine Titelverteidigung liegt also durchaus im Bereich des Möglichen.

Wir beschränkten uns an diesem Abend darauf das wacklige Geländer wiederholt aus den Angeln zu heben und sangen für jedes vom SCV geschossene Tor genau einen Gesang. Mehr hatte sich die Mannschaft aber auch nicht verdient. Mehr verlangte sie anscheinend auch nicht, denn sie bedankte sich nach dem Spiel trotzdem bei uns, auch nach all den Jahren eine schöne Geste! Ansonsten wurde das Spiel mit ganz viel Klönschnack rumgebracht, wie das eben so ist, wenn man einen neuen Ground macht. ;-)

Heimliches Highlight des Abends dann übrigens nach Abpfiff. (Frei wieder gegebenes) Gespräch kurzhaariger Zuschauer aus Schwarzenbek, der das ganze Spiel schon eher mit uns beschäftigt war als mit dem Kick auf dem Platz, und einem Kaoten:
Ey, seit (denn so würde er es auch schreiben) ihr Zecken?“
Ja, und bist du ein Nazi?“
Ja, ich bin ein Nationalsozialist. Wisst ihr eigentlich, wo ihr hier seit? Das ist Schwarzenbek, Gebiet der Skinheadfront Schwarzenbek.“
Nach einer nachdrücklichen Aufforderung, doch besser schnell das Weite zu suchen, waren er und sein HSV-Kumpel auch bald weg. Aber es ist doch schön zu sehen, dass es noch ehrliche Menschen auf dieser Welt gibt, die bereitwillig Bildungslücken schließen, oder?