Dankenswerter Weise wurde dieses Spiel, das ja eigentlich für Karfreitag um 19:30 Uhr angesetzt war, auf den Gründonnerstag vorgezogen. Das ließ mir die Chance, mich schon am Donnerstagabend aus der Stadt zu verabschieden, um ein paar Tage Urlaub zu machen. Vorher stand jedoch noch die Partie gegen Condor an. Und – was soll ich sagen: Zu mehr als einem Punkt hat es wieder mal nicht gereicht.
Dabei sah es zunächst sogar noch schlechter aus: Schon nach vier Minuten zeigte der Schiedsrichter nämlich auf den Punkt: Elfer für Condor. Was war passiert? Torben Wacker hatte an seinem Gegenspieler rumgezupft. Macht man natürlich nicht, erst recht nicht im Strafraum. Und so verwandelte Condors Kapitän sicher zur 1:0-Führung. Das rief wiederum erstmals die Condor-Fans auf den Plan, die sich im B-Block lautstark bemerkbar machten und ihr Team anfeuerten.
Nanu, wird der ein oder andere nun vermutlich denken. Condor hat Fans? Jein. Wie sich später herausstellte, handelte es sich bei dem Haufen von knapp 15 Leuten um die zweite Mannschaft der Raubvögel, die im Übrigen in der gleichen Liga wie auch unsere Zweite beheimatet ist.
Immerhin sorgten die verbalen Provokationen in unsere Richtung dafür, dass auch unser Haufen mal in Schwung kam und stimmlich dagegen hielt. Das rief wiederum Lou Richter auf den Plan, der in den Tagen vor der Partie bereits im Internet angekündigt hatte, dass er einen Liveticker von der Hoheluft machen würde. Lou Richter? Einige werden sich erinnern, der hat vor Jahren mal ran moderiert. Heute beackert er irgendeine App und guckt sich Amateurfußball vor seiner Haustür an. Joah, nech… ein bisschen einlesen sollte sich der gute Herr dann aber doch noch, denn sein Kollege hatte im Vorfeld die Partie sogar als Derby beworben. Ähm, nein!
Zurück zu Richter: Der brachte immerhin ein paar Tweets, Fotos und kurze Videos auf den Weg ins Netz, hatte aber kein Verständnis dafür, dass er uns nicht aus nächster Nähe ablichten durfte. Junge, nicht jeder ist geil, seine Visage überall im Netz zu sehen! Ja, solche Menschen gibt es heute auch noch, auch wenn wir mittlerweile in der Unterzahl sind. Egal, denn die Condor-Spieler ließen ihn an sich ran und drehten später bereitwillig ein Video für ihn.
Auch sonst waren die Jungs äußerst mitteilungsbedürftig: „In Europa kennt euch keine Sau“, wurde allen Victorianern da an den Kopf geworfen. Und das von… äh… Condor. Wie war das noch mal mit den Oddset-Pokal-Finals? Erst mal was leisten, dann Fresse aufreißen.
Auf dem Rasen entdeckte der SCV unterdessen ganz neue Spielqualitäten und drehte innerhalb von zehn Minuten die Partie. Zuerst Rabenhorst und dann Julian „Lenny“ Schmid sorgten für eine 2:1-Führung für die Guten – die ungefähr eine Minute Bestand hatte. Dann sorgte ein Patzer von Grubba für den erneuten Ausgleich. Mit einem 2:2 ging es dann auch in die Pause.
Danach ging es schwungvoll weiter: Vicky wollte jetzt mehr und zum ersten Mal dieses Jahr konnte man sowas wie Kampf und Leidenschaft entdecken! Jawoll! Mehr davon bitte! Das mündete dann in einem Elfmeter für Blau-Gelb, den Rodrigues sicher zum 3:2 verwandelte.
Aber Vicky wäre ja nicht Vicky in diesem Jahr, wenn man nicht mit dem Arsch wieder einreißt, was man sich vorne mit den Füßen erarbeitet hat: Keine fünf Minuten später besorgte Condor erneut den Ausgleich. Hmpf! Ich krieg Zahnschmerzen…
Es läuft derzeit einfach nicht rund. Und so war ich dann auch nicht wirklich böse, als ich kurz vor Ende das Stadion verließ, um mich in heimische Gefilde aufzumachen. Verpasst hab ich jedenfalls nichts, Tore fielen keine mehr und mehr als ein Punkt war auch mal wieder nicht drin.