Wendelweg, 207 Zuschauer
Man muss es doch immer
wieder lieben, das Leben auf dem Dorf. Da stellt sich ein Verein, der
vom Kader und von den Kosten des selbigen her in der Regionalliga
spielen könnte, aber lieber jahrein, jahraus Hamburger Meister wird,
neue Ersatzbänke auf den Platz. Man könnte jetzt denken, dass das
außer die roundabout 20 Menschen, die da bei zwei bis drei
Fußballspielen pro Woche drauf sitzen, kein Mensch interessieren
würde. Damit würde man aber falsch liegen. Schließlich sind wir
hier mitten auf dem Schleswig-Holsteinischen Dorf und da findet sich
immer ein profilsüchtiger, der meint, allen den Spaß zu verderben.
Überproportional oft sind solche Menschen als Platzwärte tätig und
so auch in diesem Fall. Der beschwerte sich nämlich, dass die neuen
Bänke ihm das Rasenmähen erschweren, weil er ja jetzt extra einmal
drum rum mähen müsse. Jeder Leser mit ein wenig Herz im Körper
kann die Tragweite dieser immensen Problematik natürlich komplett
nachvollziehen und ist null überrascht, dass aufgrund dieser
Tatsache bis in den Freitagabend vor unserem Gastspiel in Dassendorf
hinein unklar war, ob die Gemeinde den Platz sperren würde oder
nicht. Das ist dieselbe Gemeinde, die Plänen eines Stadionbaus
zwecks Aufstieg in die Regionalliga den Riegel vorgeschoben hat. Das
wiederum ist eine weitsichtige Entscheidung, schließlich ist es
Anhängern anderer Regionalligavereine eigentlich auch nicht
zuzumuten, da irgendwie hinkommen zu müssen. Aber genug von
profilsüchtigen Ersatzbänken und dem Dorfleben, hier soll's um
Fußball gehen!
Und der wurde an diesem
Samstagmittag gespielt, besser allerdings leider vom amtierenden
Meister. Man bricht sich keinen Zacken aus der Krone, wenn man
anerkennt, dass Dassendorf an diesem Tag schlicht und einfach besser
war und damit auch verdient gewonnen hat. Es war aber auch für
unsere Jungs eine denkbar undankbare Aufgabe, ausgerechnet nach dem
Gastspiel des Dorfs bei Kosova in der Vorwoche dort antreten zu
müssen. Dort hatten die nämlich verloren und kamen natürlich mit
einer Menge Wut im Bauch auf den Platz. Das ist wie wenn der FC
Bayern gegen Ingolstadt verliert, der nächste Gegner muss dafür in
der Regel zahlen. Die Sache nicht einfacher gemacht haben die
Ausfälle beim SCV: Marcus Rabenhorst, Torben Wacker und Marius
Ebbers sind schon Namen, die man gerne bei so einem Spitzenspiel
dabei gehabt hätte. Während Letzterer an einer Verletzung
laboriert, waren die ersten beiden beruflich verhindert.
So kam Stanley Owusu zu
seinem Debüt in der Oberliga und auch sonst musste kräftig umgebaut
werden. So überraschte es wenig, dass die Gastgeber das Spiel über
weite Strecken der 90 Minuten klar im Griff hatten. Was allerdings
überraschte, war die Führung für die Siegesgöttin nach 42
gespielten Minuten. Mirco Bergmann konnte einen technischen Patzer
eines Abwehrspielers ausnutzen und zum umjubelten Führungstreffer
einnetzen. Hätte man diese Führung in die Pause gerettet, hätte
das Ganze eventuell einen anderen Ausgang nehmen können. Das
Wörtchen „hätte“ deutet es dezent an, die Führung hielt nicht
lange. Mit dem Pausenpfiff konnte Dassendorf nach einem Standard den
Ausgleich erzielen, das Spiel begann also im zweiten Abschnitt wieder
von neuem.
Und eigentlich spielte da
nur die TuS. Victoria kam nicht ins Spiel hinein, Dasse erspielte
sich Gelegenheiten im Minutentakt. Nur durch Glück dauerte es bis
zur 70. Minute, als abermals nach einem Standard das natürlich
vollkommen verdiente 2:1 fiel. Im direkten Gegenzug hätte Strömer
den Ausgleich besorgen können, mehr als ein laues Lüftchen von
einem Schuss gelang ihm aber frei vorm Torwart auftauchend nicht.
Danach spielte wieder nur der Hausherr und erhöhte zehn Minuten vor
Schluss, wie sollte es auch anders sein, wieder durch einen Standard
auf 3:1. Letztlich ist man mit diesem Endergebnis aus SCV-Sicht noch
relativ gut bedient gewesen, derart klar war die Überlegenheit der
Schleswig-Holsteinischer vor allem im zweiten Abschnitt.
Dieses Spiel hat gut
gezeigt, dass die Mannschaft noch nicht so weit ist, um in Spielen
gegen Spitzenteams der Oberliga zu bestehen, wenn gleich mehrere
Stammkräfte ausfallen. Wenn dann noch einer der Besten der
vergangenen Wochen einen schlechten Tag erwischt, wie Strömer an
diesem Samstag, dann kann man mit einer 3:1-Niederlage fast schon
zufrieden sein, siehe Saisonauftakt bei Concordia. Jetzt gilt es
dieses Spiel schnellstmöglich hinter sich zu lassen und gegen BU
eine neue Serie zu starten.