Samstag, 24. September 2016

Oberliga Hamburg, 9. Spieltag: TuS Dassendorf – SC Victoria Hamburg 3:1 (1:1)


Wendelweg, 207 Zuschauer

Man muss es doch immer wieder lieben, das Leben auf dem Dorf. Da stellt sich ein Verein, der vom Kader und von den Kosten des selbigen her in der Regionalliga spielen könnte, aber lieber jahrein, jahraus Hamburger Meister wird, neue Ersatzbänke auf den Platz. Man könnte jetzt denken, dass das außer die roundabout 20 Menschen, die da bei zwei bis drei Fußballspielen pro Woche drauf sitzen, kein Mensch interessieren würde. Damit würde man aber falsch liegen. Schließlich sind wir hier mitten auf dem Schleswig-Holsteinischen Dorf und da findet sich immer ein profilsüchtiger, der meint, allen den Spaß zu verderben. Überproportional oft sind solche Menschen als Platzwärte tätig und so auch in diesem Fall. Der beschwerte sich nämlich, dass die neuen Bänke ihm das Rasenmähen erschweren, weil er ja jetzt extra einmal drum rum mähen müsse. Jeder Leser mit ein wenig Herz im Körper kann die Tragweite dieser immensen Problematik natürlich komplett nachvollziehen und ist null überrascht, dass aufgrund dieser Tatsache bis in den Freitagabend vor unserem Gastspiel in Dassendorf hinein unklar war, ob die Gemeinde den Platz sperren würde oder nicht. Das ist dieselbe Gemeinde, die Plänen eines Stadionbaus zwecks Aufstieg in die Regionalliga den Riegel vorgeschoben hat. Das wiederum ist eine weitsichtige Entscheidung, schließlich ist es Anhängern anderer Regionalligavereine eigentlich auch nicht zuzumuten, da irgendwie hinkommen zu müssen. Aber genug von profilsüchtigen Ersatzbänken und dem Dorfleben, hier soll's um Fußball gehen!
Und der wurde an diesem Samstagmittag gespielt, besser allerdings leider vom amtierenden Meister. Man bricht sich keinen Zacken aus der Krone, wenn man anerkennt, dass Dassendorf an diesem Tag schlicht und einfach besser war und damit auch verdient gewonnen hat. Es war aber auch für unsere Jungs eine denkbar undankbare Aufgabe, ausgerechnet nach dem Gastspiel des Dorfs bei Kosova in der Vorwoche dort antreten zu müssen. Dort hatten die nämlich verloren und kamen natürlich mit einer Menge Wut im Bauch auf den Platz. Das ist wie wenn der FC Bayern gegen Ingolstadt verliert, der nächste Gegner muss dafür in der Regel zahlen. Die Sache nicht einfacher gemacht haben die Ausfälle beim SCV: Marcus Rabenhorst, Torben Wacker und Marius Ebbers sind schon Namen, die man gerne bei so einem Spitzenspiel dabei gehabt hätte. Während Letzterer an einer Verletzung laboriert, waren die ersten beiden beruflich verhindert.
So kam Stanley Owusu zu seinem Debüt in der Oberliga und auch sonst musste kräftig umgebaut werden. So überraschte es wenig, dass die Gastgeber das Spiel über weite Strecken der 90 Minuten klar im Griff hatten. Was allerdings überraschte, war die Führung für die Siegesgöttin nach 42 gespielten Minuten. Mirco Bergmann konnte einen technischen Patzer eines Abwehrspielers ausnutzen und zum umjubelten Führungstreffer einnetzen. Hätte man diese Führung in die Pause gerettet, hätte das Ganze eventuell einen anderen Ausgang nehmen können. Das Wörtchen „hätte“ deutet es dezent an, die Führung hielt nicht lange. Mit dem Pausenpfiff konnte Dassendorf nach einem Standard den Ausgleich erzielen, das Spiel begann also im zweiten Abschnitt wieder von neuem.
Und eigentlich spielte da nur die TuS. Victoria kam nicht ins Spiel hinein, Dasse erspielte sich Gelegenheiten im Minutentakt. Nur durch Glück dauerte es bis zur 70. Minute, als abermals nach einem Standard das natürlich vollkommen verdiente 2:1 fiel. Im direkten Gegenzug hätte Strömer den Ausgleich besorgen können, mehr als ein laues Lüftchen von einem Schuss gelang ihm aber frei vorm Torwart auftauchend nicht. Danach spielte wieder nur der Hausherr und erhöhte zehn Minuten vor Schluss, wie sollte es auch anders sein, wieder durch einen Standard auf 3:1. Letztlich ist man mit diesem Endergebnis aus SCV-Sicht noch relativ gut bedient gewesen, derart klar war die Überlegenheit der Schleswig-Holsteinischer vor allem im zweiten Abschnitt.
Dieses Spiel hat gut gezeigt, dass die Mannschaft noch nicht so weit ist, um in Spielen gegen Spitzenteams der Oberliga zu bestehen, wenn gleich mehrere Stammkräfte ausfallen. Wenn dann noch einer der Besten der vergangenen Wochen einen schlechten Tag erwischt, wie Strömer an diesem Samstag, dann kann man mit einer 3:1-Niederlage fast schon zufrieden sein, siehe Saisonauftakt bei Concordia. Jetzt gilt es dieses Spiel schnellstmöglich hinter sich zu lassen und gegen BU eine neue Serie zu starten.