In den Jahren nordkaotischer Existenz (9 Jahre, Digga!) waren Spiele gegen den AFC immer besonders. Aufeinandertreffen waren in den ersten Jahren allein schon aufgrund des Vorhandenseins einer Fanszene und einer gewissen traditionsreichen sportlichen Rivalität alles andere als Alltag. Diese sportliche Rivalität bekam dann über die Jahre eine unschöne Note, die dafür sorgte, dass diese Spiele, auf die man sich früher freute, irgendwann nur noch unter „Hauptsache heile wieder raus kommen“ liefen. Das Sportliche geriet komplett in den Hintergrund, man wollte es einfach nur schnell hinter sich bringen. Schon das Hinspiel im Herbst brachte hier eine leichte Entspannung und das Rückspiel am vergangenen Sonntag war da schon deutlich angenehmer. Beim Blick auf die Tabelle am Vorabend kam fast wieder so etwas wie Vorfreude auf, hätte ein Sieg doch noch für unverhoffte Spannung an der Tabellenspitze sorgen können. Hätte, denn jeder, der des Lesens mächtig ist, erkennt auf den ersten Blick, dass ein Spiel, bei dem es zur Halbzeit bereits 5:0 für den ungeliebten Gegner steht, nur mäßig dazu beiträgt, den Meisterschaftskampf spannend zu gestalten.
Vielmehr war dieses Spiel bereits nach 45 Minuten ganz klar eine Katastrophe und es ist letztlich der Zurückhaltung des in der ersten Häfte gnadenlos effektiven neuen Spitzenreiters zu verdanken, dass es nicht noch bitterer wurde. Chancen hätte Altona auch im zweiten Durchgang genügend gehabt.
Nach 25 Minuten war das Spiel bereits gelaufen, die Gastgeber hatten bereits drei Tore Vorsprung. Ein wohl berechtigter Elfmeter, ein Traumtor des ehemaligen Victorianers Sachs und ein direkt verwandelter Freistoß und das Ding war durch. Kurz vor der Pause gab es noch zwei weitere Gegentreffer und spätestens da wurden Erinnerungen an den Auftritt des HSV bei den Bayern wach. Auf den Rängen versuchte das kleine Häufchen Victorianer das Beste draus zu machen und ließ das Ganze mit Galgenhumor über sich ergehen. An dieser Stelle übrigens ein ganz dickes Dankeschön an die Autoladung aus Frankfurt, die mehr oder weniger direkt vom eigenen Auswärtsspiel nach Hamburg gekommen war. Ganz großes Kino!
In der Pause rief ich für mich das Ziel aus, doch bitte wenigstens die zweiten 45 Minuten zu gewinnen und meine Gebete wurden erhört. Der SCV zeigte sich verbessert (viel schlechter ging ja auch nicht mehr) und kam jetzt immerhin mal zu Chancen. Dass innerhalb von wenigen Sekunden zwei Mal die Latte statt des leeren Tors getroffen wurde, passte zu diesem Nachmittag. So gelang nur der Ehrentreffer per Elfmeter, am desaströsen Ergebnis änderte das aber natürlich nicht mehr allzu viel. Einer der wenigen Lichtblicke war der zur Halbzeit für Rodriges gekommene Scharkowski. Der großgewachsene Stürmer zeigte eine gute Technik und Durchsetzungskraft, die Lust auf mehr machte.
Letztlich bleibt nur zu hoffen, dass dieser Auftritt einfach nur der unfreiwillig verlängerten Winterpause zuzuschreiben ist. Entschuldigen tut das nichts, aber eine entsprechende Reaktion gegen Wedel würde zumindest mal Hoffnung auf eine nicht komplett langweilige Rückrunde machen. Was gut zu machen hat die Mannschaft auf jeden Fall mal.