Dieselstraße (KRP), 541 Zuschauer
„Mein letztes
Geld...“-Spiele könnte man Partien gegen BU eigentlich nennen,
sind sie doch gleichbedeutend mit weitreichenden Ohrwürmern eben
jenen Klassikers. Zwanzig Minuten, nachdem diese Zeilen kurz vor
Anpfiff abgespielt waren, verging den mitgereisten Hoheluftern das
Trällern, denn da lag der Ball schon im Netz der Siegesgöttin.
Gerade in der ersten Hälfte wirkte Blau-Gelb (nicht zu verwechseln
mit Gelb-Blau, das sind die Barmbeker) in vielen Situationen viel zu
pomadig und so fiel auch der Führungstreffer für die Hausherren aus
einer viel zu zurückhaltend verteidigten Sequenz heraus. Davon mal
ab, dass der Ball auch nicht komplett unhaltbar war. Das schmeckte
dem guten Haufen Victorianern auf der Tribüne natürlich mal so gar
nicht. Mehr begeistert waren da schon die Fans der Hausherren, die
wie gewohnt mit Kuhglocke und Pauken auf sich aufmerksam machten.
Relativ neu ist aber, dass es von dieser Seite fast schon ultraesque
anmutenden Dauergesang gab. Natürlich alles weiterhin keine
kreativen Feuerwerke, aber immerhin war gut was los. Und 541
Zuschauer, obwohl parallel der Klassiker Cordi-AFC stattfand, sind
auch eine gute Zahl.
Atmosphäre hatte der Kick
also und für eine spannende zweite Halbzeit sorgte der
1:1-Ausgleichstreffer unseres späten Neuzugangs Bibi Njie nach einer
Ecke kurz vor der Pause. Im zweiten Durchgang bekamen die Zuschauer
eine offene Partie zu sehen, in der zunächst Victoria besser ins
Spiel und zu Chancen kam. Zu oft fand aber der berüchtigte letzte
Pass nicht seinen Weg in die richtigen Füße, sodass sich die
Qualität der Chancen eher in Grenzen hielt. BU hingegen setzte
wiederholt gute Nadelstiche, die Lohmann aber gut zu entschärfen
wusste. In der letzten Viertelstunde übernahmen die Hausherren
vermehrt das Kommando, Vicky fiel nicht mehr so wahnsinnig viel ein.
Ein Punkt wäre für den SCV leicht glücklich, aber nicht komplett
unverdient gewesen. Diesen sollte es aber nicht geben, weil Neuzugang
Borck gegen seinen Gegenspieler viel zu ungestüm zu Werke ging. Und
weil das Ganze unglücklicherweise im Strafraum stattfand, konnte BU
dann auch irgendwie verdient per sicher verwandeltem Elfmeter den
Schlusspunkt setzen.
Victoria ist im Moment eher
im Stile einer Mittelfeldmannschaft mit vier Siegen und vier
Niederlagen unterwegs. Wenn die Saison nicht schon im November völlig
uninteressant werden soll, muss in den nächsten Partien das Ruder
herumgerissen und mehr Konstanz in die Leistungen gebracht werden.
Das ist mit einem durchaus dezimierten Kader (und Freitag verletzte
sich zusätzlich Dennis Bergmann) nicht unbedingt einfach. Dennoch
sollte Coach Jean-Pierre Richter genug Qualität zur Verfügung zu
haben, um auch Gegner wie BU zu schlagen.