Rudi-Barth-Stadion (Waidmanstraße), 320 Zuschauer
Bei aus meiner Sicht perfektem Fußballwetter traf ich rund 30 Minuten vor Anpfiff am altehrwürdigen Rudi-Barth-Stadion ein. Ich reihte mich in die Schlange vor dem Kassenhäuschen und lauschte den Gesprächen eines Vater-Sohn-Gespannes, die eine Art lokales Groundhopping betreiben. An sich nichts Ungewöhnliches, wenn nicht der Vater geschätzte 70+ und der Sohn um die 50+ Jahre jung wären. Die Gesprächsinhalte drehten sich um positive Anmerkungen zu der stattlichen Zuschauerzahl, dem urigen Kassenhäuschen und weitere Aspekte, die auch ich wertschätze, seit ich regelmäßig zum Amateurfußball gehe. Die Liebe zum Spiel ohne den ganzen Schnickschnack des Profifußballs zog offenbar nicht nur mich und die beiden Herrschaften vor mir an diesem sonnigen Samstag nach Diebsteich, sondern sichtbar viele Gleichgesinnte. Am Kassierer angekommen, entschied ich mich für 50 Cent Aufschlag, erhielt dafür aber eine Eintrittskarte mit Spielpaarung, Datum usw. Auch eine Stadionzeitung fand den Weg in meinen Stoffbeutel, ehe ich mich ins weite Rund begab.
Nach einer extrem leckeren Frikadelle im Brötchen warf ich einen Blick auf die zahlreichen liebevoll gestalteten Fanartikel und hätte auch gerne vom selbst gemachten Cider gekostet. Mein Heuschnupfen sorgte jedoch für einen Verzicht und als ich gerade fertig 'gefrühstückt' hatte (Stichwort: Frikadelle), trafen auch die anderen beiden Vicky-Fans ein, die mit mir zusammen das Spiel sehen wollten.
Zu Dritt nahmen wir auf den alten, ausgetretenen Stehterassen Platz. Diese haben augenscheinlich schon sehr viel erlebt und machten das Stadion zu einem schönen Oldschool-Sportplatz, der mich an Bildaufnahmen von Anfang des letzten Jahrhunderts erinnert. Ich hab gedanklich mal die Farbe ausgeblendet und fühlte mich im Schwarz-Weiß zurückversetzt in die Geburtsjahre meines Großvaters. So oder so ähnlich muss es früher gewesen sein.
Im Lauf des Spiels gesellte sich dann ein mir bis dahin unbekannter Fußballfreund aus der Hamburger Amateurszene zu uns, der offenbar künstlerisch tätig zu sein scheint und mir ein mit viel Liebe zum Detail selbst gemachtes Fanzine verkaufte (Anmerkung der Redaktion: Das kann ja nur der All-to-nah gewesen sein…). Auch die Gespräche mit ihm empfand ich als sehr angenehm und freue mich auf ein Wiedersehen irgendwann irgendwo auf einem Hamburger Amateursportplatz.
Wir vier unterhielten uns über diverse Themen rund ums runde Leder und dessen Kultur, während das Spiel auf dem Rasen durchaus ansehnlich war. Ohne Tore ging es jedoch zunächst in die Halbzeitpause.
Die Entscheidung fiel dann gegen Ende der Partie, als ein HFC-Spieler über links einen starken Flügellauf hinlegte, der zwar von einem Vicky-Spieler Begleitschutz erhielt, sich jedoch durchsetzen konnte. Leider fans sein Zuspiel einen erfolgreichen Abnehmer. Ein taktisches Foul hätte das wohl verhindert, aber irgendwie ist es ja auch löblich, dass in dieser Szene Fairness vor Gewinnen ging. Das zweite Tor und damit die endgültige Entscheidung folgte umgehend, was am Ende ein verdientes 2:0 für die Gastgeber zur Folge hatte. Vickys Resthoffnung auf ein mögliches Eingreifen in das Aufstiegsrennen erhielt einen (wohl entscheidenden) Dämpfer, wo hingegen die Greifvogelfreunde weiter ein gewichtiges Wörtchen um den Titel mitreden dürfen.
Dieser Besuch hatte aus meiner Sicht alles, was das Amateurfußballherz begehrt. Gerne werde ich das wiederholen.