Stadion Hoheluft, 1.247 Zuschauer
Was wurde im Vorfeld nicht alles über
das Derby gesprochen – sowohl in positiver als auch negativer
Hinsicht. Wir haben mit Kritik an den überteuerten Eintrittspreisen
nicht hinterm Berg gehalten, ebenso wenig mit unserem Unbehagen
angesichts des Titels als „Deutschlands derbstem Derby“, den sich
scheinbar eine nicht so findige Werbeagentur ausgedacht hatte.
„Ältestes Stadtderby Deutschlands“ reicht da wohl offenbar nicht
mehr aus.
Sei‘s drum. Nun ist das Spiel also
gelaufen und – was soll man sagen: Für solche Spiele geht man ins
Stadion! Der einzige, der an diesem Abend so überhaupt keinen Bock
hatte, war der Wettergott, der seinem Unmut durch teilweise
sturzbachartigen Regen Ausdruck verlieh. Nass bis auf die Haut ging
es zumindest für den Teil des Publikums nach dem Spiel nach Hause,
der sich nicht auf die Tribüne verzogen hatte. Auf die Kosten
dürften jedoch alle Zuschauer*innen gekommen sein, egal wo sie
standen oder saßen.
Die beiden Kurven waren jedenfalls
bestens aufgelegt. Bei uns im C-Block gab es dieses Mal eine Choreo,
die unter Federführung der Radicalz entstanden ist. Noch mal zum
Mitschreiben für alle: Die Radicalz sind neben Nordkaos eine der
Gruppen der Fanszene Victoria. Schon seit ein paar Jahren
mittlerweile – auch wenn das offenbar noch immer nicht bei allen
angekommen ist! Das könnte natürlich daran liegen, dass die
Radicalz nicht ganz so medienpräsent sind – keine Homepage, kein
Flyer, usw. Aber wer einen genaueren Blick auf die Zaunfahnen bei uns
wirft, sollte eigentlich auch die Fahnen der Radicalz kennen. Auch
die Spruchbänder unterscheiden sich von denen von Nordkaos im Stil.
Anyway, zu sehen gab es zunächst
Spruchbänder mit dem Motto des Abends „Hier gewinnt nur eine –
Victoria und sonst keine!“, gefolgt von einer kleinen Blockfahne
kombiniert mit Luftschlangen und ein wenig blau-gelbem rauch. Keine
Ahnung, wo der nun plötzlich herkam.
Unterdessen präsentierte sich die
Fanszene von Altona auf der Gegengeraden mit einem großen Altona
93-Banner sowie vier Fackeln. War auch ganz nett anzusehen.
Angesichts der bekannten Rivalität der beiden Fanszenen blieben die
Tore zwischen den Blcken heute geschlossen, auch wenn die ein oder
andere Altonase zum Bier holen den Weg durch das Tor fand. Die
zustände am Bierausschank im Gästeblock sollen wie immer
katastrophal gewesen sein, wurde da berichtet. Im Osten nichts neues
also…
Fußball gespielt wurde an diesem Abend
übrigens auch. Und das nicht zu knapp. Zunächst tasteten sich beide
Teams ab, wobei der Regionalligist aus Altona zwar mehr Ballbesitz
hatte, die Victorianer aber bereits die gefährlicheren Chancen. Und
so war der Jubel riesengroß, als Dennis Bergmann nach 35. Minuten
aus 22 Metern den Führungstreffer für die Gastgeber erzielen
konnte. Fast bis zur Pause hofften alle Vicky-Fans, dass man mit
diesem knappen Vorsprung ins Trockene flüchten konnte, aber drei
Minuten vor dem Pausenpfiff gelang Altona doch noch der
1:1-Ausgleich.
In der zweiten Hälfte ging es munter
weiter – und erneut ging Vicky in Führung, dieses Mal in Person
von Ian-Prescott Claus (67.). Aber wieder hielt der Vorsprung nicht
lang, denn in der 71. minute gelang Altona erneut der Ausgleich. Auf
jeden Fall nicht schlecht, zwei Mal gegen den klassenhöheren Gegner
in Führung zu gehen. Wobei man sagen muss, dass es kaum zu merken
war, dass beide Teams aus unterschiedlichen Ligen stammten. Es war
ein Niveau auf Augenhöhe.
In der 86. Minute hielten dann alle
Victorianer entsetzt den Atem an, denn nun gelang Altona tatsächlich
der 3:2-Führungstreffer. Es hatte sich ein wenig angekündigt. Aber
noch war die Rechnung nicht ohne Wirt Dennis Bergmann gemacht, der
zwei Minuten vor Abpfiff noch einmal nachlegte und das 3:3 markierte.
Also hieß es Verlängerung. Und die war wahrlich nichts für
schwache Nerven. Beide Teams schenkten sich nicht, sodass die
Entscheidung vom Punkte fallen musste.
Vicky begann mit dem Schuss auf unsere
Kurve – und Felix Schuhmann machte einen auf Roberto Baggio und
jagte den Ball in den Hamburger Nachthimmel. Im Anschluss trafen alle
Schützen, bis sich erneut Dennis Bergmann in Szene setzte: Dieses
Mal allerdings leider dadurch, dass er einen ganz kläglichen
Elfmeter schoss, den Tobi „Goofy“ Grubba im Altonaer Tor halten
konnte.
So ein Pech, damit ist der SCV zwar in
einer denkwürdigen Partie, aber dennoch unwiderbringlich aus dem
Pokal ausgeschieden. Was bliebt also für die Saison als Ziel übrig?
Meister werden? Schwierig mit dem kickenden Geldtöpfen aus
Dassendorf in einer Liga. Zweiter werden? Hmm ja, um die goldene
Ananas spielen wäre ja mal was Neues. Ach nee, doch nicht.
Aufsteigen wollen wir nicht, denn wozu auch? Die Regionalliga in
ihrer jetzigen Form ist eine wahre Geldverbrennungsanlage. Also
bleibt wohl nur, den Zuschauern auch weiterhin so geilen Fußball zu
zeigen wie an diesem Mittwochabend! Auf geht‘s, Männer! Und wenn
es nächstes Mal nur gegen 150 Zuschauer geht – wir sind dabei.