Am Schützenhof, 570 Zuschauer
Wenn man beim Gedanken daran, einen
Spielbericht zu schreiben, fast schon körperliche Schmerzen vor
lauter Widerwillen empfindet, dann kann das Spiel nicht gut gelaufen
sein. Auch jetzt, eine Woche später sträubst sich alles in mir,
wirklich alles, noch einmal gedanklich zum SC Urania zurück zu
kehren, um das Oddsetpokal-Halbfinale Revue passieren zu lassen. Auch
ein Grund, weshalb ich das Schreiben dieses Textes so weit es geht
hinausgezögert habe. Nun sitzt mir allerdings der Editor im Nacken
und die Zeit drängt, schließlich steht nachher gleich der Anpfiff
zum Spiel gegen den HSV auf dem Programm.
Aaaaaalso. Wie Nordkaos zur Ansetzung
dieses Spiels am Karfreitag um 10:45 Uhr stand, haben wir ja bereits
im letzten Flyer kund getan. Scheiß Termin! Dabei geht es nicht um
die Uhrzeit (*cough* NK gibt es seit mehr als sechs Jahren, wir sind
also schon oft genug um diese Uhrzeit bei Paloma gewesen!), auch
nicht darum, dass auf Grand gespielt wird. Kennen wir doch alles,
also kalter Kaffee! Nein, unzufrieden waren wir allein über den
Termin des Freitags, wir hätten den Montag vorgezogen.
Also mit einer recht schmalen Besetzung
am Schützenhof beim SC Urania aufgeschlagen, wohin das Spiel verlegt
wurde. Paloma bekommt ja nun bekanntlich auch einen Kunstrasen, was
ich persönlich immer noch schade finde. Das Wetter an diesem Freitag
alles andere als einladend, immer wieder Schauer mit ein paar
Sonnenstrahlen dazwischen, sodass man ständig zwischen Sonnenbrille
und Regenschirm wechseln musste. Nervig! Nachdem dieses Mal mehr oder
weniger alle pünktlich am Platz ankamen, gab es erstmal Ostereier
und Bier zum Frühstück. Mahlzeit!
Ein erster Blick aufs Spielfeld verhieß
nichts Gutes, nur 11 Spieler in blau-gelb beim Warmmachen. Also mal
eben erkundigt und tatsächlich: Äußerst schmale Besetzung am
Start. Hallelujah! Ein paar Nachzügler kamen dann immerhin noch kurz
vorm Anpfiff dazu, aber aus dem Vollen schöpfen sieht anders aus.
Kommen wir zum Spiel: Paloma von Anfang
an engagierter und mit mehr Zug zum Tor. Offenbar zeigte das vorher
im Internet angekündigte Credo „Wir sind wacher und lieben Grand“
seine Wirkung. Hätte ich nicht gedacht, aber offenbar zierten sich
die Victorianer tatsächlich auf dem ungewohnten Geläuf. Spielerisch
lief da gar nichts zusammen und Chancen gab es erstmal lange gar
keine. Von Paloma übrigens auch nicht, man merkte den Jungs schnell
an, dass ihre fußballerischen Mittel arg begrenzt sind. Dafür
spielten sie mit Herz und Leidenschaft... und ich verzichte mal auf
die restlichen Pokalfloskeln. Es kam halt das zum Tragen, was man dem
Underdog im Pokal immer nachsagt.
Kurz vor der Pause knallte es dann
dementsprechend: Nach einer unglaublich peinlichen Slapstickeinlage
von David Eybächer und Kerim Carolus, die sich kurz vorm Sechzehner
gegenseitig über den Haufen liefen, schoss Paloma das 1:0.
Psychologisch ungünstiger Zeitpunkt und so. Aber weil ja noch fünf
Minuten zu spielen waren, überlegte sich der USC, gleich noch einen
drauf zu setzen. 2:0. Auweia!
Der Favorit, der zwei Klassen höher
spielt, zur Pause also mit 0:2 hinten. Das Publikum, das natürlich
sowas sehen will, entsprechend am Feiern – not. Es waren wohl auch
hier alle noch nicht richtig wach... Ich persönlich rechnete zu
diesem Zeitpunkt noch fest damit, das Spiel irgendwie zu drehen. Zwar
war der Fußball von Vicky echt scheiße, aber 45 Minuten, zwei Ligen
höher und wir können Pokal...
Ja, sowas nennt man dann wohl
Auf-die-Fresse-fallen. Zwar gelang Lindener in der zweiten Halbzeit
noch der Anschlusstreffer, aber mehr war nicht drin. Wer nur mit
langen Bällen agiert, was OFFENSICHTLICH nichts bringt und nicht in
der Lage ist, mal sein Hirn einzuschalten und zu überlegen, wie man
den Abwehrriegel sonst knacken könnte, der geht halt nach Hause ohne
Finaleinzug. Da hilft es auch nicht, sich hinterher beim Schiri zu
beschweren, warum die Nachspielzeit denn so kurz war. Seid doch mal
ehrlich, Jungs: Ihr hättet auch so kein Tor mehr geschossen!
Völlig konsterniert verließen wir
also das Gelände und zerstreuten uns in alle Winde. Zum Glück lag
das Osterfest vor der Tür. Ein paar Tage Zeit zum Ausspannen, sich
komplett zu besaufen und die Niederlage zu vergessen. Ach nee, so
viel kann man gar nicht saufen... Müssen wir also zuschauen, wie
andere Mannschaften die Kohle einsacken und auf der nationalen Bühne
auftreten dürfen. Hoffentlich spielt der Sieger aus Hamburg dieses
Jahr gegen den FC Bayern, damit es auch richtig schön weh tut!