Dratelnstraße, 180
Zuschauer
Das erste Mal im Oberliga-Betrieb zum
Aufsteiger vom Klub Kosova, Freude pur! Es gab zwar schon mal einen
Pokalkick vor einiger Zeit gegeneinander, aber das ist doch noch was
anderes. Und besser als ständig nach Pinneberg rauszugurken! Dann
lieber schnell nach Wilhelmsburg. Es entbrannte auf der Anreise
zunächst noch ein Streit darüber, ob man nun die paar Meter von der
S-Bahn zum Platz zu Fuß oder per Bus zurücklegen sollte, letztlich
setzte sich die faule Fraktion aber durch und der Troß stieg in den
Bus.
Bei Ankunft lief auf dem Kunstrasen
noch ein Kick der Damen, während sich die Herren auf dem nebenan
gelegenen Rasenplatz warm machten. Warum das Spiel nicht auf dem gut
gepflegten Rasen ausgetragen wurde, ist allerdings einigermaßen
unverständlich. Das bedeutet nämlich letztlich, dass der Autor
dieses Artikels immer noch kein Kreuz am Rasenplatz setzen kann und
noch mal wiederkommen muss. Na gut, es gibt Schlimmeres. Wir suchten
uns also einen Standort am umläufigen Wellenbrecher (höhö) und
standen bald recht dicht gedrängt neben den jüngeren Anhängern des
albanisch geprägten Vereins.
Bei Vicky fiel unterdessen als erstes
ins Auge, dass unser Trainer nicht anwesend war. Wie sich hinterher
herausstellte, weilte er in Köln, um einen weiteren Trainerschein zu
machen. Na, ruft die Bundesliga? Der HSV dürfte bald wieder einen
freien Posten zu besetzen haben…
Ansonsten sah man den verletzten Dennis
Bergmann auf Krücken am Platz rumhoppeln – leider ist das immer
wieder ein ganz trauriges Bild, wenn man weiß, wie lange er
ausfällt.
Für Ruhe und Ordnung sorgten
unterdessen die Ordner, die alle unter ihren Leibchen Klamotten des
Klub Kosova trugen… kennt man ja. Ich weiß gar nicht, warum man
sich beim SCV diese Ordner-Kosten nicht auch spart – mir würde so
ein gelbes Leibchen hervorragend stehen! ;-)
Die Partie ging jedenfalls gleich mit
ordentlich Feuer los. Vicky spielte endlich mal wieder ansprechenden
Fußball und man merkte der Mannschaft an, dass sie hier wirklich was
holen wollte. Leider passte es mit der Zielgenauigkeit mal wieder
nicht so ganz, aber zumindest wurde die Abwehr der Gastgeber gleich
mal gehörig unter Druck gesetzt. Vor allem Marius Ebbers fiel im
Lauf der Partie immer wieder dadurch auf, dass er aktiv in Zweikämpfe
ging und versuchte, den Ball entsprechend zu verteilen, wenn andere
Leute besser standen als er. Kennt man sonst ja gar nicht von ihm,
aber vielleicht hat der geniale Seitfallzieher aus dem letzten Spiel
bei ihm unerwartete Lebensgeister geweckt? Von einem dritten Frühling
wage ich jetzt mal noch nicht zu sprechen...
Neben Marcel Rodrigues, der wie immer
dafür zuständig war, sich beim Gegner unbeliebt zu machen und
Freistöße herauszuholen, wollte es heute übrigens noch ein
weiterer Spieler von Vicky wissen: Pascal El-Nemr – oder
„El-Nehmer“, wie der Kenner sagt – legte ordentlich einen aufs
Parkett, bzw. in die Sandhölle von Kosova. Der Kunstrasen war
nämlich mit so einer dicken Sandschicht überzogen, dass man auch
locker eine Partie Beachvolleyball auf dem Geläuf hätte spielen
können. Die Spielfreude des Nehmers mündete in der 21. Minute
schließlich im 1:0-Erfolg für die Guten. So eine Provokation! Das
dachten sich zumindest die Einheimischen, aber dazu später mehr.
Die Führung war jedenfalls alles
andere als komfortabel, denn Kosova steckte nicht auf, sondern suchte
ebenfalls den Torerfolg. Und was soll man sagen, wann immer sie in
unsere Abwehrkette stießen, musste einem Angst und Bange werden.
Wäre da nicht VICTORia in unserem Tor gestanden, hätte es zur Pause
jedenfalls nicht mehr 1:0 gestanden!
So ging es jedenfalls mit mächtig
Dampf nach kurzer Pause weiter, denn der Aufsteiger hatte ebenfalls
die Lücken in der blau-gelben Abwehr bemerkt und setzte nun alles
daran das auszunutzen. Das gelang dann tatsächlich auch in der 57.
Minute, als Farhari das 1:1 erzielte. Fortan war das Ganze ein
offener Schlagabtausch, bei dem zunehmend auch Nettigkeiten
untereinander ausgetauscht wurden. Vicky übernahm gegen Ende der
Partie zwar wieder das Zepter, aber erneut wurde alles andere aber
nicht das Tor getroffen. Bis in die allerletzte Minute der
Nachspielzeit sollte es dauern, bis Marius Ebbers seine gute Leistung
schließlich krönte und nach Vorarbeit von unserem Nehmer
schließlich den Siegtreffer erzielte. Welch ein Jubel, vor allem, da
der Schiri gleich danach abpfiff.
Nun war allerdings erst recht die Hölle
los, denn zum einen wollten die Kosova-Anhänger eine glasklare
Abseitsstellung unseres Goalgetters beobachtet haben und zum anderen
hat sich El-Nemr wohl etwas daneben benommen. Auf jeden Fall rotteten
sich die Horden zunächst am Spielfeldrand zusammen, während sich
auf dem Platz schon beide Mannschaften recht anspannt Aug in Aug
gegenüber standen. Die Sportler blieben allerdings weitestgehend
fair, während sich nun ein kleiner Mob Kosova-Anhänger auf den Weg
zu den feiernden Victorianern aufmachte. Allerdings gingen die Ordner
zunächst dazwischen und verhinderten blutige Nasen.
Wir warteten zunächst noch ab, ob es
beim Abmarsch der Spieler noch zum Austausch von nonverbalen
Nettigkeiten kommen würde, allerdings schien dem nicht so zu sein,
sodass wir uns Richtung Bushaltestelle davon machten. Als kurz danach
drei Streifenwagen mit Blaulicht an uns vorbei Richtung Platz fuhren,
wussten wir, dass wir etwas falsch gemacht hatten. Wer nun wem wo
genau eine wohin gelangt hatte, konnte man hinterher wie immer im
Internet nachlesen – Was ein Spaß! Zum Glück waren nicht mehr
Medienvertreter anwesend, sonst hätte es gleich wieder geheißen:
„Jaja, die Migrantenvereine immer“, was natürlich völliger
Quatsch ist. Das gleiche ist in Pinneberg nämlich auch schon
passiert.