Stadion
Hoheluft, 02.11.2018, 304 Zuschauer
Nachdem die Mannen von
Jean-Pierre Richter am Mittwoch ein dickes Ei gelegt und mit 4:0 das
Derby verloren hatten, ging es im Vorfeld der Partie gegen die
Teutonen eigentlich nur noch um die Höhe der zu erwartenden
Niederlage. Vorfreude auf ein Spitzenspiel – auch wenn es
tabellarisch nicht unbedingt eins war – unter Flutlicht sieht
natürlich anders aus. Weil man aber ja in den vergangenen fast elf
Jahren inzwischen so einiges mit diesem Verein erlebt hat, wirft
einem auch eine drohende Packung nicht mehr so aus der Bahn. Wir
haben schließlich genug davon in der Regionalliga erlebt und
verarbeitet.
So lief soweit alles wie
immer: Eine Gruppe ausländischer Fußballbegeisterter stattete
Hamburgs schönstem Stadion einen Besuch ab (dieses Mal aus der
Schweiz, zu denen später etwas mehr) und erfreute sich am Merch im
Container. Nebenbei kauften die Stammkunden den Flyer (an dieser
Stelle mal wieder ein dickes Dankeschön, ohne euch hätten wir das
Ding wahrscheinlich schon längst eingestellt) und nette Gespräche
gab‘s noch obendrein.
Der Container war kaum zu,
der Platz noch kaum eingenommen, die erste Beschwerde über das
Wetter (natürlich egal wie es ist, irgendwas zu meckern hat immer
einer darüber) kaum ausgesprochen, da stand‘s plötzlich schon 1:0
für den SCV. WTF?!?! Teutonia hatte Anstoß, verlor den Ball in
Vickys Hälfte, Bibie und Luca Ernst vernaschten die aufgerückten
Gäste in 1860-Gedächtnis-Trikots und drin war das Ding nach
gefühlten fünf Sekunden. Krasser Scheiß!
Auch in der Folge merkte man
Blau-Gelb an, a) dass die Jungs Wiedergutmachung leisten wollen und
b), dass mit Strömer und Kohpeiß wichtige Offensivakteure wieder in
den Tritt kommen. Denn unmittelbar nach dem Führungstor war es
tatsächlich der SCV, der das Spiel bestimmte und zu Möglichkeiten
kam.
Erst nach ungefähr einer
gespielten Viertelstunde hatten sich die Ottensener vom ersten Schock
erholt und begannen Fußball zu spielen. Das können sie bekanntlich
ganz gut, auch wenn es selten so richtig zwingend wurde. Victoria
ließ sich aber am diesem Freitagabend auch nicht durch Rückschläge
wie dem 1:1 nach 24 Minuten aus der Ruhe bringen. Denn auch hier
folgte die Antwort prompt: Anstoß, langer Diagonalball von Bergmann
auf Kohpeiß, der verlängert zu Bibi Ninje, der den Keeper umkurvt
und den Querpass muss Siemsen dann nur noch im Kasten unterbringen.
Erneute Führung, alles rastet aus, so einfach schön kann Fußball
sein!
Fünf Minuten später nimmt
der Torwart der Gäste einen Ball mit der Hand auf, der C-Block,
heute sowieso schon in bester Pöbellaune, schreit sofort und
selbstverständlich vollkommen gerechtfertigterweise unisono
„Rückpass“. Der Schiedsrichter kann sich gegen soviel
unparteiische Fußballexpertise nicht wehren und pfeift, indirekter
Freistoß im gegnerischen Strafraum. Oft verpuffen solche Situationen
ja, weil einfach zu viele Beine und andere Körperteile im Weg
rumstehen. Heute war der Siegesgöttin allerdings das Glück hold,
eines dieser besagten Körperteile in hellblau fälschte nämlich von
Appens Schuss unhaltbar ab. Drin ist drin, Alta! Bis zur Pause mühten
sich die Gäste, so wirklich gefährlich wurde es aber nicht.
In der Halbzeit tauchten
dann zwei der Schweizer bei uns in der Kurve auf, pöbelten und
sangen ordentlich mit. Ein guter Auftritt des Blocks, der
offensichtlich ansteckte. Kurz vor Ende des Spiels übertrieben es
die beiden aber und griffen einmal ganz tief in die rassistische
Gesängekiste. Dafür wurden sie zurecht aus allen Ecken des Blocks
in Windeseile gemaßregelt und blieben den Rest des Spiels sichtlich
überrascht von dieser Reaktion ruhig.
Auf dem Platz war natürlich
Teutonia mit zunehmender Spieldauer immer bestimmender, aber so
richtig gefährlich wurde es nur selten. Im Gegenteil, der SCV gönnte
sich sogar nach einer gespielten Stunde einen verschossenen Elfer
durch Kohpeiß, fuhr letztlich aber einen verdienten Heimsieg ein.
Damit gewann Vicky (Spoiler-Alert: Das Ergebnis aus Meiendorf letzten
Samstag ist in der folgenden Statistik bereits eingerechnet) fünf
der letzten sechs Spiele, eine mehr als ordentliche Bilanz. Die
Niederlage hätte man sicherlich gegen einen anderen Gegner einfahren
dürfen, aber besser als ein Sieg gegen Altona und fünf Niederlagen
in den anderen Spielen ist es so herum allemal!