Wochenende und  dann noch früh aufstehen? Ja, das bring ich tatsächlich nur für  Fußball. Aber mal ehrlich, eigentlich ist der 10:45-Uhr-Termin eine  praktische Sache, denn zumindest des Sonntags ist es möglich, gleich  zwei Partien im beschaulichen Hamburger Amateurfußball mitzunehmen. Also  rechtzeitig aus den Federn, auch trotz langer Nacht und auf zum Kick  unserer Zwoten im Osten der Stadt. Anschließend zur  Derby-Alternativ-Veranstaltung und schauen, wie der TSV Sasel darauf  wohl reagiert, dass der SCVM mal kurz an ihnen vorbei an die Spitze der  Landesliga Hansa marschiert ist. Sogar das Wetter spielte einigermaßen  mit, was will Mensch also mehr?
Trotz aller  guten Vorsätze konnte ich eine leichte Verspätung mal wieder nicht  abwenden und musste den Anpfiff der Partie an der Scharbeutzer Straße  schließlich aus der Ferne vernehmen. Immerhin konnte ich die  Geschehnisse der Minuten eins bis ca. zehn anhand der  Schiedsrichterentscheidungen, sprich akustisch, nachvollziehen, während  ich mir an den Bahnschienen entlang meinen Weg zum richtigen Sportplatz  bahnte. 
Zu meiner großen Freude fand die Partie dann auch noch anders als letzte Saison auf dem legendären Platz 2 statt. ;-)  Ein weiterer Meilenstein auf der Mission, einmal alle Hamburger Sportplätze abgegrast zu haben, schien bewältigt! 
Auf dem  Mega-Ground angekommen, durfte ich erstmal feststellen, dass ich heute  wohl trauriger Einzelkämpfer an der Kaoten-Front war, überhaupt schienen  sich einmal mehr kaum 50 Menschen für den Kreisklasse 5-Kracher zu  interessieren. Schade, aber anhand der vielfältig Kostümierten an der  Seitenlinie wurde schnell klar, dass diese nette Veranstaltung für das  Gros der Leute lediglich als Auftakt zum Mega-Event „Stadtderby“  herhalten musste. 
Ich hatte mir  gerade ein nettes Plätzchen am Spielfeldrand gesucht und mit dem  üblichen Sensorblick abgecheckt, wer heute auf dem Rasen gastierte, da  trudelte dann plötzlich doch noch ein weiterer Kaos-Fanatiker ein und  gesellte sich wenn auch etwas verschlafen dazu. Wahrscheinlich werden es  viele wissen, aber unsere Zweite hat in der mächtigen und vor anderen  Zweitmannschaften nur so wimmelnden Kreisklasse 5 einen eher  durchwachsenen Start hingelegt. Bei sieben absolvierten Spieltagen, vier  Niederlagen und immerhin drei Siegen stand Blau-Gelb entsprechend auf  Platz 11. Es galt heute also, die Negativtendenz der letzten beiden  Punktverluste gegen Norderstedt II und den TuS Osdorf II zu stoppen und  endlich mal einen Dreier entgegenzusetzen. 
Naja, das eine ist immer, was man will, und das andere, was man kann… die Partie begann auf niedrigstem Kreisliga-Niveau – it raped my eyes!  Mehr als zwei erfolgreiche Ballabgaben hintereinander gab es nicht zu  bewundern. Sollte also ein Tor fallen, dann musste es der Zufall wollen…  Und der wollte es: Irgendwann führte der Gastgeber dann mit 1:0 und wir  verzogen uns erstmal frustriert zum Getränkestand. 
Erst in der  zweiten Halbzeit drehte der SC Victoria noch einmal auf, Blickfang – oh  Wunder – Yavuz Kement und Sascha Kremer, die sich zuvor oftmals dem ach  so schwachem Niveau nahtlos angepasst hatten. Wenn das der Bert gesehen  hätte!!! 
Irgendwie aber  schaffte es eine Rumpelstafette des SCV, dann doch in Tornähe zu  kommen. Ich wollte die Geschichte schon abschreiben, als Kremer sich das  Leder viel zu weit vorlegte, doch der Rahlstedter Keeper schien  erstarrt ob des Turbos, den der Vicky Stürmer noch einmal einlegen  konnte und ZACK, zappelte das Runde im Netz. 
Jetzt ging  offensichtlich doch noch was! Wahrscheinlich waren die Hausherren schon  alle mit den Köpfen ein Spiel weiter vor dem Flimmerkasten, sprich Derby  schauen, auf jeden Fall misslang es ihnen, den sprichwörtlichen Hebel  noch einmal herumzureißen. Victoria machte allerdings auch entsprechend  Druck.
Letztlich –  irgendwie sinnbildlich für die ganze Partie – landete der Ball kurz vor  Ende der offiziellen Spielzeit noch einmal im Strafraum der Rahlstedter,  ein wenig Rumgestochere, eine konzeptlose Abwehr und plötzlich rollte  das Leder aus dem entstandenen Spielerknäuel über die Torlinie. Blau und  gelber Siegestaumel! So darf es immer sein! 
Der Schiri  meinte dann, noch ganze sieben Minuten nachspielen zu lassen, warum auch  immer, doch der Dreier war den Mannen von der Hoheluft heute nicht mehr  zu nehmen! Passt. Zufriedene Kaoten machten sich schließlich auf zum  Bahnhof Rahlstedt, um sich dort noch schnell zu stärken für die  Nachmittagspartie und siehe da, an der Bushalte wartete dann sogar noch  ein weiteres unnützes Kaos-Kind! 
 
