Im
Städtchen Rehden sollte eines der weitesten Auswärtsspiele für uns
in dieser Saison ausgetragen werden. Dementsprechend früh
beschäftigten wir uns mit der Anreise. Schnell stellte sich dabei
heraus, dass der Zug nur bis Diepholz fährt, danach muss extra
geblecht werden für einen Überlandbus. Alternative wäre es also
gewesen, die zehn Kilometer von Diepholz nach Rehden zu Fuß auf sich
zu nehmen oder halt mit dem PKW zu fahren. Ersteres wurde lange Zeit
ernsthaft in Erwägung gezogen, letztlich entschied man sich dann
doch lieber für das Auto. Drei in der Anzahl starteten am
Samstagmorgen aus verschiedenen Punkten in Hamburg in Richtung Süden.
An einer Raststätte kurz vor der designierten Ausfahrt sammelten wir
uns, um im Konvoi in das südniedersächsische Dorf einzufallen. Auch
von einer gesperrten Ausfahrt ließen wir uns nicht entmutigen und
kamen 45 Minuten vor Anpfiff am Sportplatz mitten im Nirgendwo an.
Die
Anlage, bestehend aus einer Turnhalle und dem Stadion des heutigen
Gastgebers, machte einen sehr neuen Eindruck. Den Eintritt zahlte
heute übrigens die Mannschaft, ein dickes fettes „Danke!“ noch
einmal dafür. Zur Abwechslung mal ohne größere Durchsuchungen und
Stress ging es dann rein. Dort erblickten wir und erfreuten uns am
Gästeblock. Dieser besteht aus zwei eingezäunten lang gezogenen
Stufen. Erinnerte uns alle an ein gewisses Viedeo aus Polen.
Eigentlich ein Witz, dass Rehden damit durch gekommen ist (und warum
hier nicht der gesamte Platz umzäunt sein muss, ist noch mal eine
ganz andere Frage). Uns war's egal, wir ließen den Käfig links
liegen und positionierten uns neben unserer Ersatzbank auf der
Gegengeraden, die aus vier Stufen besteht. Gegenüber hatten wir den
besten Ausblick auf den VIP-Balkon, wo die Leute dicht gedrängt
standen. Was daran so toll sein soll, weiß keiner, aber Hauptsache
man kann sich für einen Tag mal als wichtig fühlen. Netter ist da
schon die kleine Sitzplatztribüne, auf der es sich auch einige
Menschen gemütlich machten. Erfreulicherweise ließ man uns ohne
Probleme die Werbebanden mit Zaunfahnen überhängen. Wenn man da an
manche Erlebnisse in der Oberliga zurück denkt...
Sportlich
begann der Tag mit der ersten Überraschung: Cem Cetinkaya spielte
für den erkrankten Roger Stilz im defensiven Mittelfeld. In den
ersten 35 Minuten machte unsere Mannschaft aber auch ohne den in
Oldenburg so starken Co-Trainer ihre Sache richtig gut. Sie begann
druckvoll, war spielerisch klar überlegen, nutzte aber die Chancen
nicht. Auf der Gegenseite versuchte Rehden es vor allem mit langen
Bällen, die zu häufig durch doofe Stellungsfehler und/oder
Nachlässigkeiten in der Abwehr gefährlich wurden. In genau solch
einer Situation nach 35 gespielten Minuten entschied ein dummer
Reflex von Fabian Lucassen das Spiel vorzeitig: Der Rehdener Stürmer
legte den Ball an ihm vorbei, wurde aber durch eine Berührung des
ex-Havelsers zu Fall gebracht. Glasklare Sache: Rot wegen Notbremse
und Elfmeter. Und als ob das nicht genug gewesen wäre, hatten wir
heute noch nicht einmal mehr einen zweiten Torwart dabei. Christian
Schau hatte sich nämlich wenige Stunden vor Abfahrt in Hamburg krank
gemeldet. So herrschte kurz Verwirrung auf der Bank des SCV, bevor
Youngster Nils Brüning ins Tor ging. Den Elfmeter konnte er nicht
abwehren, sodass Victoria mit 1:0 zurück lag. Ein Mann weniger, im
Rückstand und ohne richtigen Torwart, das Ganze dann auch noch
Auswärts, die Sterne standen alles andere als gut für die zweite
Halbzeit.
In
dieser kehrte Marcus Rabenhorst nach Verletzung wieder zurück auf
den Platz, für ihn ging Sobczyk raus. Vicky war zunächst nicht
unbedingt anzumerken, dass man mit einem Mann weniger agierte. So
spielte man sich anfangs durchaus gute Möglichkeiten heraus, die
abermals nicht genutzt wurden. Auf der anderen Seite hingegen nutzten
die Hausherren einen Patzer von Eybächer gleich aus und erzielten
das 2:0 (60. Minute). Die Messe schien nun endgültig gelesen, vor
allem als nach einer Standardsituation das 3:0 (84. Minute) auch noch
dazu kam. Im Gegenzug erzielte der eingewechselte Abou den
Ehrentreffer und wenige Augenblicke später hatten nacheinander
Sudbrack und Vierig (Latte) die Möglichkeit, das Spiel in den
letzten Minuten noch einmal so richtig spannend zu machen. Es blieb
aber bei der 3:1-Niederlage. Schade, denn unter normalen Umständen
hätte man hier gewinnen können, 35 Minuten lang war man auf dem
besten Weg dahin. Brüning konnte an allen Gegentoren übrigens nicht
besonders viel machen, verhinderte sogar ein um ein bis zwei Tore
höheres Ergebnis.
Ähnlich
wie unsere Mannschaft begann der Block sehr engagiert und
geschlossen, so mancher Einheimischer musste sich schon umgucken, als
wir auf der Gegengeraden unser Ding machten. Leider kam mit dem
Elfmeter und der roten Karte auch bei uns der Bruch. Es war den
meisten richtig anzumerken, wie die Hoffnungen auf einen Sieg
schwanden, es machte sich vor allem in der zweiten Halbzeit eine arg
störende Unkonzentriertheit breit. Phasenweise war das ein schwacher
Auftritt, aufgrund des starken Beginns und des wieder halbwegs
konzentrierten Abschluss kann man noch von einem durchschnittlichen
Support reden. Es ist aber auch klar, dass da noch gewaltig Luft nach
oben ist. Gerade in solchen unglücklichen Spielen brauchen und
freuen sich die Jungs über jede Unterstützung, die sie kriegen
können!