Irgendwie
verspüre ich gerade herzlich wenig Lust hier in eine
Adjektiv-Aufzählung zu verfallen, die dringend nötig wäre um das
gestern Gesehene zu kommentieren. Deshalb beschränke ich mich auf
eine halbwegs nüchterne Wiedergabe der Geschehnisse.
Am Sonntag
um 9:15 Uhr hieß es Treffen in Hamburg am Hauptbahnhof um sich kurze
Zeit später gen Hundertwasserbahnhof Uelzen aufzumachen. Das war
ebenso entspannt und ereignislos wie die Weiterfahrt nach Hannover.
Da in die S-Bahn, anschließend noch eine Runde Stadtbahn und schon
war man in Garbsen angelangt. Nach einer Viertelstunde Fußmarsch
durchs Wohngebiet erblickte man auch schon das nett-amateurhafte
Stadion. Dort nach erstem Klogang und erstem Kennenlernen der netten
Dorfjugend („Seid ihr die Victoria-Schwuletten?“, Danke für die
Lacher) der übliche Dilettantismus von Dorfvereinen: Die rechte Hand
weiß nicht, was die Linke macht und schon bekamen wir eine gratis
Stadionführung (Copyright by Konterbande). Am Ende kamen wir da
wieder raus, wo wir angefangen hatten (unüberdachter Gästesteher).
Der SCV hatte freundlicherweise für Freikarten gesorgt, ganz so, als
ob man im Vorfeld geahnt hätte, was in den nächsten 90 Minuten so
passieren sollte.
Auf dem
Platz entwickelte sich zunächst eine ähnliche Partie wie drei
Wochen zuvor in Bremen: Victoria steht hinten drin, Havelse macht das
Spiel. Nach einem Fehler in der Hintermannschaft des TSV hätte
Seguro sogar das 1:0 machen müssen, ganz so wie Stilz in Bremen.
Statt aber wie in der Hansestadt fast eine Hälfte auszuhalten, hielt
das „Abwehrbollwerk“ (ha, hätte keiner gedacht, dass ich diesen
Begriff hier rein bekommen würde, oder?), nur knappe zehn Minuten.
Und wie auch schon in Bremen in der zweiten Halbzeit, brachen auch
jetzt sofort alle Dämme. Jetzt war es an der Mannschaft des SCV
dilettantisch aufzutreten. Von Minute 11 bis 24 war jede Flanke,
jeder Pass in Strafraumnähe gleich bedeutend mit einem Tor. Es sah
in dieser Phase so aus, als würde hier Kurdistan Welat II gegen
Barcelona spielen, und nicht Victoria Hamburg gegen Havelse. So stand
es nach 25 Minuten 5:0 und die große Frage des Tages lautete, ob es
noch vor der Pause zweistellig werden würde oder erst danach. Die
Gastgeber hielten sich aber ein wenig zurück und so folgte das 6:0
erst zwei Minuten vor dem Halbzeit-Tee.
Die Stimmung
im Gästeblock natürlich irgendwo zwischen geschockt,
niedergeschlagen, wütend und sarkastisch-trotzig (Mist, doch
Adjektive aufgezählt). So lässt sich auch der Support bis dahin gut
beschreiben: Anfänglich ganz schwungvoll, dann nach der
Viertelstunde des Grauens etwas weniger. Wir beschlossen aber, dass
zumindest ein Teil des Vereins selbigen an diesem Sonntag würdig
repräsentieren sollte. So wurde auch in Halbzeit zwei komplett
durchgezogen, sodass zumindest das Gesangsduell mit den Supporters
Havelse rund um die RCGH für sich entschieden werden konnte. Bei uns
stets gute Bewegung und Lautstärke, vor allem, wenn der Gegenwind
mal nachließ. Auf der Gegenseite immer mal wieder längere Phasen,
in der weder Bewegung noch Gesang zu vernehmen waren. Natürlich
mischte sich bei uns auch die ein oder andere hämische Note mit ein,
aber das darf uns an diesem Nachmittag nun wirklich keiner übel
nehmen.
Und auch die
Mannschaft brachte die zweiten 45 Minuten halbwegs mit Anstand rum
und fing nur noch einen Gegentreffer, und alle so: Yeah! Positiv
anzurechnen ist den Jungs, dass sie auch nach einem solchen Auftritt
noch geschlossen in den Block kamen, um sich zu
bedanken/entschuldigen. Nach dem Spiel wurde schnell abgebaut und der
Weg in Richtung Heimat angetreten. Komödiantischer Höhepunkt des
Tages dann auf dem Fußweg im Wohngebiet, als sich eine sehr
enthusiastische Havelserin (oder so ähnlich) schalwedelnd am
Fliegengitter rieb und vor sich hin brüllte. Sehr nett von der
jungen Dame, uns niedergeschlagenen Haufen derart aufmuntern zu
wollen! Nach den Zwischenstopps Leinhausen und Hannover-Hauptbahnhof
ging es dann wieder in den Metronom Richtung Hamburg.
Nächste
Woche geht es dann zu Hause gegen Neumünster, vielleicht schaffen
wir es ja mal weniger als fünf Gegentore zu kassieren, wäre doch
mal was. Ultras!