Es gibt diese Spiele, da wachst du
morgens auf und es graut dir schon gewaltig. Du hast dir ausgemalt,
wie der Tag verläuft, ahnst schon, wie oft der Ärger in dir
hochsteigt, die Wut aus dir rausbricht und du dir schwörst, nie mehr
einen Tag deines heiligen Wochenendes für so einen Murks zu
investieren.
Passend dazu sind diese Tage natürlich
immer verbunden mit massig Absagen innerhalb der Gruppe, meist auch
noch aus so triftigen Gründen, dass man die Leute nicht mal mehr mit
Gewalt in den Block treiben könnte. Also stellst du dich auf dem Weg
zum Treffpunkt schon mal auf eine Minimalbesetzung ein. Ist auch
egal, denkst du, denn nach den letzten beiden Spielen mit sage und
schreibe zwölf Gegentoren willst du den ganzen Mist eigentlich nur
fix abhaken und im Ultraum chillen. Das geht nämlich auch locker zu
zehnt und nervt nicht ganz so, wie der Versuch des SC Victoria
Regionalliga-Fußball zu spielen.
Du kommst schließlich am Stadion an
und bist erst einmal positiv überrascht, die Verlautbarung
Sicherheitsspiel hat nicht wirklich zu schlechteren Bedingungen auf
Heimseite geführt, es sind sogar alle Kaoten pünktlich am
Treffpunkt. Immerhin. Der Aufbau gelingt überraschend entspannt,
über den Flyerverkauf lässt sich trotz Schneefall nicht meckern
(wie fast immer in dieser Saison, alle weg) und auch das Sammeln der
Minsk-Spenden im Heimbereich und Tribüne gibt Anlass zur Freude. Wir
sind begeistert, dass unser Publikum der Sache so aufgeschlossen
gegenüber steht! Das macht uns stolz.
Während der vielen Aufgaben, die so
ein Spieltag mit sich bringt, füllt sich dann sogar der Block noch
ganz ordentlich. Das Fehlen von ein paar Kaoten wird mit einer
wirklich guten Quote aus Umfeldleuten wett gemacht. Schöne Sache!
Kurz vor Beginn der Partie dann auch
Leben im Gästeblock. Ca. 70 Personen bauen reichlich Zaunfahnen auf,
Schwenker werden in die Luft gereckt. Positiv, wäre auch ätzend,
einmal mehr gegen einen leeren Block zu singen.
Unser Support war von Beginn an sehr
ordentlich. Die Jungs und Mädels im Virage haben alle gut mitgezogen
und ordentlich Gas gegeben. Hohes Freidrehpotenzial. Überraschend,
denn der Wind stand ungünstig, der Schnee dämpfte zusätzlich und
doch, wir waren mit dem Gezeigten sehr zufrieden.
Zufrieden waren wir natürlich auch mit
dem Spiel. Es kam die erhoffte und von Seiten der Mannschaft
angekündigte Trotzreaktion. Victoria in Hälfte eins klar besser.
Hat gut ausgesehen und uns zusätzlich zwei schöne Tore beschert.
Zugegeben, im Vergleich zur letzten Woche, in der auf die
Leistungsträger Sachs, Hoose, Stilz und Brück verzichtet werden
musste, trieb sich diese Woche nur noch Hoose in der weiten Welt
herum. Die anderen stürmten durch den immer dichter fallenden Schnee
zu zwei ansehnlichen Toren von Youngster Brüning und Edelzugang
Seguro. Der im Gegensatz zur letzten Woche wieder selbstbewusst
auftretende Conrad Azong bereitete beide Tore mit viel Übersicht vor
und ließ den C-Block ausflippen. Freidrehpotenzial abgerufen.
Bis auf eine Chance, die Grubba
lockerst übers Tor lenkte, war von NMS nicht viel zu sehen.
Lediglich die lila Fans waren das ein oder andere Mal kurz zu hören.
Auch wenn bei uns nicht viel ankam, ein kleiner Teil der Jungs war
zumindest stetig in Bewegung.
Viel Bewegung gab es im C-Block
natürlich auch, die Bande hatte Lust auszuflippen. Da kam die Pause
ganz recht, um endlich mal wieder Luft zu holen.
Zum Ende der Pause präsentierte der
C-Block noch eine kleine Spruchbandaktion zugunsten der MINSK-Tour.
Wie ihr ja hoffentlich alle mitbekommen habt, begrüßen auch wir
Partizan Minsk am 18.03. auf heimischen Kunstrasen und würden uns
neben Spenden natürlich auch über entsprechend viele Zuschauer
freuen.
Die zweiten 45 Minuten liefen dann
leider nicht so entspannt, zumindest nicht mehr ab dem Moment, als
Rabenhorst nach einem gröberen Einsteigen umgehend mit Rot des
Feldes verwiesen wurde. Alle bisher vernommenen Meldungen besagen
übrigens: Überzogen.
Die Gewichtung im Spiel änderte sich
ab diesem Moment natürlich. Neumünster machte Druck und drängte
unsere Mannschaft tief in die eigene Hälfte. Die Beunruhigung wuchs.
Vor allem als schließlich Andi Brück einen der Lila-Weißen von den
Füßen holte und folgerichtig auf den Punkt gezeigt wurde. 2:1
Anschluss und es sollte eine unangenehm lange Zeit noch einmal
richtig spannend werden.
Neumünster warf alles nach vorne, doch
obwohl die Schleswig-Holsteiner gefühlt 90 Prozent Ballbesitz
hatten, wirklich gefährlich waren sie nur sehr selten. Viele Bälle,
die den Strafraum erreichten, gehörten eher der Kategorie harmlos an
und unsere Hintermannschaft konnte das meiste davon wegfischen.
Lediglich ein Moment in Minute 80 ließ bei uns allen das Herz
stillstehen: Der Ball zappelte im Netz, ganz Neumünster im
Freudentaumel, doch an der rechten Seite winkte ein couragiertes
Fähnchen. Kein Tor. Die Führung konnte schließlich über die Zeit
gebracht werden.
Freude auf der einen, randalieren auf
der anderen Seite.
Der C-Block hatte sich heiser
geschrien, mit wirklich beeindruckender Leidenschaft und feierte
gelöst auf dem Zaun mit der Mannschaft. Und weil man es kaum glauben
kann, der SCV gewinnt damit das dritte Heimspiel in Folge und rutscht
in der Heimspieltabelle auf Platz sieben. Und wenn wir schon bei
Plätzen sind, Victoria steht dank der Niederlage des HSV II endlich
wieder über dem Strich. Ihr seht, liebe Leute, wir sind noch nicht
tot. Es geht noch was, zumindest wenn die Mannschaft so auftritt wie
heute.
Tja, es gibt diese Tage, das wachst du
auf mit einem breiten Grinsen im Gesicht.