Gramkowweg, 226 Zuschauer
Die Sektkorken knallten… nicht, als die Auslosung zum Oddset-Pokal ergab, dass wir nach Curslack raus müssen. Unter der Woche an einem Dienstag um 18:30 Uhr auf den Deich raus, es gibt Geileres! Zusätzlich noch Curslack, wo wir alle schon 1000 Mal waren. Vielleicht sollte man sich im Gasthof nebenan ein Zimmer mieten, oft genug sind wir ja da, das würde sich schon lohnen…
Während sich bei Nordkaos also die Freude in Grenzen hielt, waren die Radicalz dagegen hochmotiviert und schleppten gleich Zaunfahne und Schwenker mit ans Ende der Welt. Wir begnügten uns derweil mit ein paar Flaschen Bier von unserer guten Hausmarke – was bei den Einheimischen aber nicht sonderlich gut ankam. Kaum hatten wir uns auf der Tribüne niedergelassen, schon ging es los. Wir sind ja schon häufiger bepöbelt worden, aber selten so unter der Gürtellinie. Und das von Menschen, die aussehen, als wären sie brave Mitbürger, die kein Wässerchen trüben könnte. Selbst die Ehefrau, die peinlich berührt am Arm des Göttergatten hing, konnte diesen nicht vom Pöbeln abhalten… Oha!
Während sich also auf der Tribüne gefetzt wurde, ob Stadt oder Land der bessere Ort zum Leben ist, konnte man sich auch auf dem Plastikrasen nicht so recht einigen, wer jetzt das bessere Team war. Der Curslacker Torhüter hatte sich aber offenbar vorgenommen, einmal in seinem Leben einen Ex-Profi zu foulen und zupfte an Marius Ebbers rum, als dieser nach knapp 20 Minuten den Weg in den gegnerischen Strafraum fand. Die Strafe folgte auf dem Fuß: Rot für den Torhüter, Elfmeter für den SCV und Tor für unseren Sergej Schulz.
Allerdings hielt der Vorsprung nur knapp fünf Minuten, dann bekam unsere Abwehr wieder einmal Probleme bei einer Standardsituation und Curslack glich zum 1:1 aus. Aber es kam noch dicker: Das Memo, dass Jan Landau nur schief angeguckt werden muss, um sich hinzuwerfen, hatte Schulz offenbar nicht bekommen, sodass unser Torschütze in der 36. Minute einen Elfmeter verursachte, den – in ganz schlechter Gastgebermanier – unsere Ehemaliger Cem Cetinkaya zum 2:1 verwandelte. So ging es dann auch in die Pause, wobei man sagen muss, dass es durchaus ein interessantes Spiel war. Vicky muss allerdings dringend an der Chancenverwertung arbeiten!
Wie auch am Freitag kam Blau-Gelb druckvoller aus der Kabine und erzielte eine Viertelstunde später den verdienten Ausgleich zum 2:2. Luis Hacker testete mit seinem Gewaltschuss auch gleich mal die Festigkeit des Tornetzes und was soll man sagen: Es hielt.
Danach entbrannte ein offener Schlagabtausch um den Einzug in die nächste Runde. Ich muss ja gestehen, mein Blick ging des Öfteren auf die Uhr, denn eine Verlängerung passte nicht so recht in meinen Zeitplan. Schließlich muss man ja erst mal zurück in die Stadt und am nächsten Morgen früh raus. Ähnliches wird sich aber auch Marius gedacht haben, denn bei seinem zweiten Ausflug in den gegnerischen Strafraum in der Nachspielzeit gelang ihm tatsächlich das entscheidende Tor zum 3:2. Der Jubel bei den Victorianern entsprechend groß, während die Einheimischen noch mal zur Hochform beim Pöbeln aufliefen. Wenn die Herren nicht alle schon im gesetzten Alter gewesen wären, hätte ein nonverbales Treffen vor dem Stadion da sicherlich geholfen, um ein für alle Mal klar zu machen, wie der Hase läuft, aber wir bewiesen dann mal, dass Stil und gutes Benehmen kein Vorrecht der Alten sind und traten direkt den Heimweg an. Nie wieder Curslack…