Stadion Hoheluft, 457 Zuschauer
Ich habe mir fest
vorgenommen, jegliche „Die Dritte vom HSV ist ähnlich schwach wie
die Erste und eigentlich könnten sie auch die Rollen tauschen,
hihihi“-Witze sein zu lassen, weil ausgelutscht. Daher ganz ohne
Frühstücksradiomoderatorenhumor rein in die Beschreibung der
Ereignisse am vergangenen Freitag. Um kurz nach halb sieben betrat
ein durchaus ansehnlicher Mob in blau-weiß-schwarz das altehrwürdige
Stadion Hoheluft und machte es sich auf der Gegengeraden gemütlich.
Nachdem es von Teilen des „Erste vom e.V.!“-Anhangs im Hinspiele
unschöne verbale Aussetzer gab, blieb die Stimmung an diesem Abend
tendenziell eher angespannt. Passiert ist weiter nichts, aber schon
das war fast zu viel Aufregung für meine älter werdenden Nerven.
#könnenwirnichtalleeinfachFreundesein
Nun denn, der neu gestaltete
neue Container öffnete natürlich pünktlich seine Pforten und
konnte dann auch gleich mal die scheinbar inzwischen obligatorischen
Gäste von der Insel begrüßen. Ob‘s wohl irgendwo ein
englischsprachiges Hopper-Forum gibt, in dem das Stadion Hoheluft
(natürlich vollkommen zurecht!) als Geheimtipp gefeiert wird? Sei‘s
drum, jedenfalls immer wieder schön, Gäste von überall her im
Stadion zu haben!
Auch bedingt durch die
relativ hohe Kader-Fluktuation der letzten Jahre beim SCV finden sich
gefühlt bei jedem Gegner ehemalige Victorianer. Bei manchem, wie
Cordi, treten sie sogar gesammelt auf, ebenso auch beim HSV III.
Nicht nur, dass mit Marcus Rabenhorst unser ehemaliger Kapitän auf
der Trainerbank sitzt, mit Torben Wacker und dem heimlichen
Publikumsliebling Jerry Sampaney kicken auch zwei ehemals blau-gelb
tragende Jungs in Norderstedt.
Diese mussten vergangenen
Freitag aber mit ansehen, wie die Hausherren ziemlich gut in die
Partie kamen und sich gute Chancen erspielten. Nach gut 20 Minuten
gelang es Kohpeiß, eine dieser Gelegenheiten zu verwerten und das
Ganze drohte seinen fast schon erwarteten Lauf zu nehmen. Bis zur
Halbzeit fielen aber keine weiteren Tore mehr, eigentlich zu wenig
für eine derart überzeugende Vorstellung über weite Strecken des
ersten Spielabschnitts.
Der zweite begann dann
gleich mal mit einer kalten Dusche, nach zwei gespielten Minuten kam
tatsächlich der HSV zum Ausgleich. Ganz schwaches Abwehrverhalten in
dieser Situation und komplett unnötig.
Bevor es aber so richtig
nervig spannend werden konnte, erhöhte Kohpeiß auf 2:1 und stellte
den alten Abstand verdientermaßen wieder her. Sechs Minuten später
konnte unser Top-Torjäger Scharkowski das dritte blau-gelbe Tor des
Abends erzielen und das Ding schien durch. Zumindest unbewusst
dachten sich das wohl auch unsere Spieler, denn die stellten das
Fußballspielen zum guten Teil ein. Das Spiel plätscherte vor sich
hin, die Gäste konnten nicht, wir wollten nicht so recht. Bis dann
in der 82. Minute der 3:2-Anschlusstreffer fiel und es plötzlich
noch einmal spannend zu werden drohte. Auch und vor allem aus Sicht
meines Nervenkostüms glücklicherweise wachte Vicky jetzt aber
wieder auf und der eingewechselte Wohlers erzielte drei Minuten vor
Schluss das 4:2.
Insgesamt ein mehr als
verdienter Sieg, der aber spannender daher kam, als es hätte sein
müssen. Nichtsdestotrotz muss man natürlich mit der Punkteausbeute
in diesem Jahr äußerst zufrieden sein, auch wenn es aller
Wahrscheinlichkeit nach nur noch um den „Best of the Rest“-Titel
geht. Da gilt es Teutonia hinter sich zu lassen und Niendorf zu
überholen, was beides machbar sein dürfte. Nach der neuerlichen
Kaderumstrukturierung und der damit verbundenen Kostenreduzierung ist
es durchaus beeindruckend, was Jean-Pierre Richter & Co hier
Woche für Woche fußballerisch wieder auf die Beine stellen. Und wer
weiß, vielleicht verlieren sie ja auf dem Dorf irgendwann doch die
Lust auf Serienmeisterschaften und wir können wieder einen
spannenden Kampf um die Meisterschaft mitverfolgen? Bis dahin
begnügen wir uns aber mit dem Kampf um den Vize-Titel, das ist doch
allemal besser als im Mittelfeld vor sich hin zu dümpeln.