Mittwoch, 15. Mai 2013

33. Spieltag: SC Victoria – Goslarer SC 08 4:1 (1:1) (12.05.2013)

Goslar, der Spielbericht. Scheiß auf Klassenerhalt. Feiern wir uns einfach selbst. Freidrehen, einfach weil wir da sind. Scheiß auf all die Erfolgsfans, auch zu zehnt ans Limit gehen und die Mannschaft nach vorne peitschen, die seit Wochen läuft und kämpft und sich aufopfert für eine marginale Chance. Eine marginale Chance, die selbst nach der letzten Niederlage in Cloppenburg noch besteht. Wir wollten uns unsere Supportleistung nicht länger vom Frust diktieren lassen und kündigten Ekstase um der Ekstase Willen an. Oder weniger sinnfrei ausgedrückt: Genießen wir die letzten Wochen RL, bevor wieder Condor um 10:45 Uhr ansteht.
Ich nehme eines gleich vorweg: Unser kühner Plan ließ sich nicht so ganz verwirklichen. Es gab müden Support, der nur gelegentlich etwas lauter wurde. Warum? Wahrscheinlich, weil wir jegliche Emotionen abgelegt hatten. Aus Selbstschutz.
Hat auch irgendwie geklappt, um das Gegurke auf dem Feld halbwegs erträglich zu gestalten – ich blieb immerhin völlig immun gegenüber Fehlpässen, katastrophalen Standards und Gegentoren, doch leider auch gegenüber jeglichem Spaß am obligatorischen Singsang. Der typische 1:0-Rückstand, nach dem einmal mehr Flächenbrand im eigenen Strafraum herrschte und aus dem gewohnten Gestochere das unverdiente 0:1 resultierte, tangierte mich ebenfalls nur noch peripher. Alles egal eben, ich wähnte Vicky schon längst in Liga 5.
Nervig in diesem Moment nur der kleine Gästemob, der es immerhin mit nur vier Leuten auf die Reihe brachte, lautstarken Support hinzulegen. Da kamen die ersten Magenschmerzen auf. So ist das auch alles nix, Frust, nur anders eben.
Als ich mich irgendwann fragte, warum selbst unsere Nicht-Offensive nicht einfach mal auf das Tor der wirklich schwachen Goslarer schießt, erriet Roger offenbar meine Gedanken und stupste den Ball einfach mal in Richtung Kasten. In der Geschmeidigkeit, aber auch Geschwindigkeit einer von Horst Kracht gerollen Boulekugel kullerte das Leder schließlich zum Ausgleich ins Goslarer Tor. Nicht schlecht. Jubel ging noch immer nicht. Ich lass mich nämlich nicht mehr in die Irre führen. Ich bin auf Oberliga eingestellt, ich hab keine Lust mehr auf Enttäuschung!

Zur Halbzeitpause spuckten die ersten Kaoten Blut. Unschön, aber Ultras muss an die Substanz gehen. Die Gäste präsentierten zum Wiederanpfiff übrigens eine gelungene „Wir haben euren Ring gestohlen“-Choreo in Anspielung auf unseren in Goslar erfundenen Gassenhauer „Für Victoria fahr'n wir nach Mordor, für Victoria hol'n wir den Ring“. Echte Ultras können in solch einem Moment übrigens nicht anders, als den großen Riot ausbrechen lassen und die Kaoten stürmten Block B. Es flogen Tische, so heißt es und der Ring der Macht wurde selbstverständlich von Victoria zurückerobert und am Zaun präsentiert. Oder in kurz: Gesang immer noch Mist, Spaßfaktor aber endlich gegeben.
Und siehe da, auch auf dem Spielfeld. Obwohl Sachs und Grubba verletzungsbedingt passen mussten, Hoose für Hannover-Bezwinger Schulz den grünen Rasen angeschlagen räumen und Seguro Platz für Über-Stürmer Bambur machen musste, gelang das schier Unmögliche:
Azong alleine vor dem Tor, Azong schießt, Azong trifft wie gewöhnlich den Keeper. Der Ball prallt am Keeper ab, der Ball rollt Bambur vor die Füße, Bambur alleine vor dem Keeper, Bambur schießt, Bambur trifft wie gewöhnlich den Keeper. Der Ball prallt am Keeper ab, der Ball rollt Azong vor die Füße, Azong schießt und weil alles dieses Mal so verdammt schnell geht, hat er keine Zeit zum Zielen. Der Ball landet im Tor.
Ja, liebe Leser, Sie hören richtig. Conrad Azong erzielt ein Tor. Ungläubiger Jubel. Noch immer keine frenetischen Gesänge, aber Jubel.
Doch die ganze Nummer war noch nicht vorbei. Victoria nun mit einer bestechenden zweiten Hälfte. Goslar auf dem spielerischen Niveau von sagen wir mal... Niendorf. Azong steht bald wieder im gegnerischen Strafraum, dieses Mal ist der Winkel etwas tricky. Er hat aufgehört nachzudenken und trifft. Schöne Sache! 3:1 für die Guten. Goslar pöbelt. Sorry Leute, es gibt coole Leute und es gibt euch... ;-) Ohne Ring macht ihr nicht mehr viel her!
Kommen wir zum nächsten Highlight. Brüning versucht mal etwas ganz Neues. Ein Schuss aus der Distanz. Treffer. 4:1. Und das gerechtfertigt. Jubel. Keine argentinischen Gesänge aber allgemeine Glückseligkeit, die selbstverständlich bis zum Abpfiff anhielt. Ach ja genau, Goslar klaute mit Hilfe der Ablenkung von Tor 3 und 4 den Ring zurück und übergab ihn nach Abpfiff dem Feuer des Schickalberges. Eine recht feige Aktion der vier Hobbits vom GSC, wie wir, die Heerscharen des dunklen Herrschers behaupten. Ansonsten?
Mich erreicht gerade die unwahrscheinliche Kunde, dass Buchholz in einem Spiel zehn Tore geschossen haben soll? Das ist nicht mehr meine Oberliga. Lass mal doch Regio machen!