Area 52
Wir wagen jetzt einfach mal
einen Blick zurück auf den Winter aus SCV-Perspektive. Schließlich
haben wir fast schon Mitte Februar und wie wir alle wissen heißt
das, dass das doofe Winterwetter mitsamt Schnee und so für dieses
Jahr weg ist und das Hamburger Schmuddelwetter Einzug hält (Wollen
wir wetten, dass es heute so ziemlich genau zum Anpfiff anfängt zu
regnen?). Höchste Zeit also, auf ereignisreiche Wochen zurück zu
schauen!
Und der Winter startete für
SC Victoria mit einem Paukenschlag: Lutz Göttling ist nicht mehr
Trainer, sein Co Jasko Bajramovic übernimmt per sofort. In den
folgenden Tagen gaben alle Beteiligten (Göttling, Bajramovic,
Manager Piel) Interviews und es stellte sich heraus, dass dieser
Wechsel eigentlich eher für den Sommer angedacht war. Aus
unterschiedlichen Gründen wurde er nun bereits kurz vor Weihnachten
vollzogen. Schnell wurden Stimmen laut, die die berühmt- berüchtigte
„einvernehmliche Entscheidung“ bezweifelten, alle Seiten
bekräftigten diese allerdings immer wieder. Wie dem auch sei, zu
100% werden wir wohl nie erfahren welche Lannister-esquen
Machenschaften im Hintergrund liefen, Fakt ist jedenfalls, dass wir
einen neuen Trainer haben.
So war natürlich die
Neugierde beim ersten Testspiel gegen Drochtersen/Assel, immerhin
momentan im oberen Drittel der Regionalliga Nord zu finden, groß:
Würde sich die Mannschaft nun komplett anders präsentieren? Werden
neue, innovative Dinge sichtbar? Marius Ebbers auf die 6? Tobi Grubba
in den Sturm? Ronald Lotz auf Linksaußen? Nein, natürlich nicht, es
blieb alles soweit beim Alten (zumindest für den Laien). Bei tiefen,
tiefen Temperaturen sahen die wenigen Zuschauer einen vor allem in
der ersten Halbzeit ordentlichen Aufgalopp des SCV. Man konnte
relativ gut gegen den Viertligisten mithalten und sogar zu eigenen
Chancen kommen, die aber nicht genutzt wurden. Dafür klingelte es
vor der Pause einmal und nach der Pause drei Mal im Kasten von
Victoria. In der zweiten Halbzeit war von Vicky nach vielen Wechseln
nicht mehr viel zu sehen, der Ehrentreffer fiel aber trotzdem noch,
also 4:1 für Drochtersen am Ende. Auf jeden Fall ein interessantes
Match, das uns gut etwaige Schwächen aufzeigen konnte. Der Kick war
noch von Lutz Göttling organisiert worden, der damit seinem
traditionellen Vorgehen, höchstens mal gegen einen Landesligisten zu
testen, untreu wurde. Ich denke, solcher Spiele braucht es noch mehr,
um sich ein halbwegs realistisches Bild von der eigenen
Leistungsfähigkeit in Regionalligakontexten machen zu können.
Aber da Traditionen nun mal
auch verpflichten, gab es natürlich auch den obligatorischen Test
gegen einen unterklassigen Gegner, dieses Mal aus Börnsen. Nachdem
das Spiel gegen St. Pauli II am Wochenende zuvor leider
witterungsbedingt ausfallen musste, der zweite Test also gegen einen
Bezirksligisten. Hier gab es dann reichlich Tore zu bestaunen, leider
aber auch zwei für Börnsen. Am Ende gab es nach 2:2-Zwischenstand
ein standesgemäßes 10:2, zwei Gegentreffer gegen so einen Gegner
(no offense!) taugen aber nicht gerade dazu, das Vertrauen in die
Leistungsfähigkeit dieser Mannschaft zu steigern.
Am Wochenende drauf sollte
es eigentlich zum Nachholspiel nach Rugenbergen gehen. Wie aber
eigentlich jeder vollkommen zu Recht prognostiziert hatte, konnte ein
Nachholspiel im Januar nicht stattfinden. Surprise! Not...
Stattdessen gab es am Sonntag ein kurzfristiges Spiel gegen Olaf Ohrt
und den SC Poppenbüttel. Der ist mehr oder weniger souveräner
Tabellenführer der Landesliga Hansa und es werden bereits Wetten
angenommen, ob der gute Olaf dieses Mal den Gang in die Oberliga mit
dem Verein antritt oder ob es wie beim VfL 93 schon vorher kracht.
Wie auch immer, die geringsten Quoten gibt's auf die Vorhersage, dass
die Lichter beim nächsten VfL, Elmshorn etc. pp. innerhalb der
nächsten 2-3 Jahre auch wieder ausgehen werden. Bis dahin schmeißt
Ohrt Geld auf alles, was nicht bei drei auf den Bäumen ist, und hat
so einen Kader zusammen gestellt, der sich durch eine hohe Qualität
auszeichnet. Davon durften sich auch die mit relativ vielen
A-Jugendspielern bzw. Spielern, die theoretisch noch A-Jugend spielen
könnten, angereisten Victorianer überzeugen. Denn nach 20 Minuten
ging Pottenbüttel auf dem Kunstrasen in Lemsahl in Führung. Der SCV
zwar durchaus mit Gelegenheiten, aber so richtig überzeugend war das
nun wirklich nicht. Erst nach einer knappen Stunde gelang der
Ausgleich, der gleichzeitig der Startschuss für einen letztlich
deutlichen Sieg darstellte. Mit zum Teil sehenswerten Treffern
schraubten die Mannen von Bajramovic das Ergebnis auf 4:1. Insgesamt
durchaus in Ordnung, Luft nach oben blieb aber auch hier wieder.
Am letzten Wochenende folgte
dann die Generalprobe gegen Holstein Kiel II. Und wie es sich für
eine ordentliche Generalprobe gehört, ging diese ordentlich in die
Hose. Quasi von Beginn an war der sechste der Schleswig-Holstein-Liga
(5. Liga) überlegen und gewann am Ende vollkommen verdient mit 4:0.
Frühes Pressen bereitete Vicky sichtbar Probleme und auch die
Standards wurden nicht gut verteidigt: Drei der vier Gegentreffer
fielen direkt nach solchen, eine Schwäche aus Regionalligazeiten,
die man eigentlich überwunden glaubte. Da die durchaus vorhandenen
eigenen Chancen nicht konsequent genutzt wurden, stand am Ende eine
sehr deutliche Niederlage. Dabei gilt es aber zu bedenken, dass eine
Menge Leistungsträger dabei nicht auf dem Platz standen und so ist
zumindest die Hoffnung auf Besserung im Punktspielauftakt gegen
Pinneberg berechtigt.
Notiz am Rande: Conrad
Azong, ja DER Conrad Azong, machte für Kiel ein unauffälliges
Spiel.
Neuzugänge und Abgänge gab
es im Winter natürlich auch wieder. Gary Vorbraack zieht es in die
Landesliga nach Wedel, während sich Ersatztorwart Maximilian Richter
wieder seinem alten Verein Concordia angeschlossen hat. Das sind
Verluste aus der Kategorie „verschmerzbar“. Damit Carsten Böhmer
neben Tobi Grubba nicht der einzige spielberechtigte Keeper im Kader
ist, wurde kurzerhand Kevin Ralfs reaktiviert. Zudem ist von eben
jenem Kiel II Mats Neumann neu an die Hoheluft gewechselt. Der ist im
defensiven Mittelfeld beheimatet und machte dort einen ordentlichen
Eindruck.
Zusammenfassend ist also
festzuhalten, dass es irgendwie eine überraschend unspektakuläre
Vorbereitung war. Wer nach dem Trainerwechsel – warum auch immer –
gedacht hatte, dass jetzt alles neu wäre, wurde enttäuscht. Die
Testspiele liefen so lala, angesichts des dabei abwesenden Personals
aber nicht weiter überraschend. Testspielergebnisse bleiben sekundär
bis tertiär, sodass wir uns jetzt umso mehr auf richtigen Fußball
um Punkte freuen können.