Montag, 8. Februar 2016

Testspiel-Winter im blau-gelben Hamburg – Ein Rückblick

Area 52

Wir wagen jetzt einfach mal einen Blick zurück auf den Winter aus SCV-Perspektive. Schließlich haben wir fast schon Mitte Februar und wie wir alle wissen heißt das, dass das doofe Winterwetter mitsamt Schnee und so für dieses Jahr weg ist und das Hamburger Schmuddelwetter Einzug hält (Wollen wir wetten, dass es heute so ziemlich genau zum Anpfiff anfängt zu regnen?). Höchste Zeit also, auf ereignisreiche Wochen zurück zu schauen!

Und der Winter startete für SC Victoria mit einem Paukenschlag: Lutz Göttling ist nicht mehr Trainer, sein Co Jasko Bajramovic übernimmt per sofort. In den folgenden Tagen gaben alle Beteiligten (Göttling, Bajramovic, Manager Piel) Interviews und es stellte sich heraus, dass dieser Wechsel eigentlich eher für den Sommer angedacht war. Aus unterschiedlichen Gründen wurde er nun bereits kurz vor Weihnachten vollzogen. Schnell wurden Stimmen laut, die die berühmt- berüchtigte „einvernehmliche Entscheidung“ bezweifelten, alle Seiten bekräftigten diese allerdings immer wieder. Wie dem auch sei, zu 100% werden wir wohl nie erfahren welche Lannister-esquen Machenschaften im Hintergrund liefen, Fakt ist jedenfalls, dass wir einen neuen Trainer haben.

So war natürlich die Neugierde beim ersten Testspiel gegen Drochtersen/Assel, immerhin momentan im oberen Drittel der Regionalliga Nord zu finden, groß: Würde sich die Mannschaft nun komplett anders präsentieren? Werden neue, innovative Dinge sichtbar? Marius Ebbers auf die 6? Tobi Grubba in den Sturm? Ronald Lotz auf Linksaußen? Nein, natürlich nicht, es blieb alles soweit beim Alten (zumindest für den Laien). Bei tiefen, tiefen Temperaturen sahen die wenigen Zuschauer einen vor allem in der ersten Halbzeit ordentlichen Aufgalopp des SCV. Man konnte relativ gut gegen den Viertligisten mithalten und sogar zu eigenen Chancen kommen, die aber nicht genutzt wurden. Dafür klingelte es vor der Pause einmal und nach der Pause drei Mal im Kasten von Victoria. In der zweiten Halbzeit war von Vicky nach vielen Wechseln nicht mehr viel zu sehen, der Ehrentreffer fiel aber trotzdem noch, also 4:1 für Drochtersen am Ende. Auf jeden Fall ein interessantes Match, das uns gut etwaige Schwächen aufzeigen konnte. Der Kick war noch von Lutz Göttling organisiert worden, der damit seinem traditionellen Vorgehen, höchstens mal gegen einen Landesligisten zu testen, untreu wurde. Ich denke, solcher Spiele braucht es noch mehr, um sich ein halbwegs realistisches Bild von der eigenen Leistungsfähigkeit in Regionalligakontexten machen zu können.

Aber da Traditionen nun mal auch verpflichten, gab es natürlich auch den obligatorischen Test gegen einen unterklassigen Gegner, dieses Mal aus Börnsen. Nachdem das Spiel gegen St. Pauli II am Wochenende zuvor leider witterungsbedingt ausfallen musste, der zweite Test also gegen einen Bezirksligisten. Hier gab es dann reichlich Tore zu bestaunen, leider aber auch zwei für Börnsen. Am Ende gab es nach 2:2-Zwischenstand ein standesgemäßes 10:2, zwei Gegentreffer gegen so einen Gegner (no offense!) taugen aber nicht gerade dazu, das Vertrauen in die Leistungsfähigkeit dieser Mannschaft zu steigern.

Am Wochenende drauf sollte es eigentlich zum Nachholspiel nach Rugenbergen gehen. Wie aber eigentlich jeder vollkommen zu Recht prognostiziert hatte, konnte ein Nachholspiel im Januar nicht stattfinden. Surprise! Not... Stattdessen gab es am Sonntag ein kurzfristiges Spiel gegen Olaf Ohrt und den SC Poppenbüttel. Der ist mehr oder weniger souveräner Tabellenführer der Landesliga Hansa und es werden bereits Wetten angenommen, ob der gute Olaf dieses Mal den Gang in die Oberliga mit dem Verein antritt oder ob es wie beim VfL 93 schon vorher kracht. Wie auch immer, die geringsten Quoten gibt's auf die Vorhersage, dass die Lichter beim nächsten VfL, Elmshorn etc. pp. innerhalb der nächsten 2-3 Jahre auch wieder ausgehen werden. Bis dahin schmeißt Ohrt Geld auf alles, was nicht bei drei auf den Bäumen ist, und hat so einen Kader zusammen gestellt, der sich durch eine hohe Qualität auszeichnet. Davon durften sich auch die mit relativ vielen A-Jugendspielern bzw. Spielern, die theoretisch noch A-Jugend spielen könnten, angereisten Victorianer überzeugen. Denn nach 20 Minuten ging Pottenbüttel auf dem Kunstrasen in Lemsahl in Führung. Der SCV zwar durchaus mit Gelegenheiten, aber so richtig überzeugend war das nun wirklich nicht. Erst nach einer knappen Stunde gelang der Ausgleich, der gleichzeitig der Startschuss für einen letztlich deutlichen Sieg darstellte. Mit zum Teil sehenswerten Treffern schraubten die Mannen von Bajramovic das Ergebnis auf 4:1. Insgesamt durchaus in Ordnung, Luft nach oben blieb aber auch hier wieder.

Am letzten Wochenende folgte dann die Generalprobe gegen Holstein Kiel II. Und wie es sich für eine ordentliche Generalprobe gehört, ging diese ordentlich in die Hose. Quasi von Beginn an war der sechste der Schleswig-Holstein-Liga (5. Liga) überlegen und gewann am Ende vollkommen verdient mit 4:0. Frühes Pressen bereitete Vicky sichtbar Probleme und auch die Standards wurden nicht gut verteidigt: Drei der vier Gegentreffer fielen direkt nach solchen, eine Schwäche aus Regionalligazeiten, die man eigentlich überwunden glaubte. Da die durchaus vorhandenen eigenen Chancen nicht konsequent genutzt wurden, stand am Ende eine sehr deutliche Niederlage. Dabei gilt es aber zu bedenken, dass eine Menge Leistungsträger dabei nicht auf dem Platz standen und so ist zumindest die Hoffnung auf Besserung im Punktspielauftakt gegen Pinneberg berechtigt.
Notiz am Rande: Conrad Azong, ja DER Conrad Azong, machte für Kiel ein unauffälliges Spiel.
Neuzugänge und Abgänge gab es im Winter natürlich auch wieder. Gary Vorbraack zieht es in die Landesliga nach Wedel, während sich Ersatztorwart Maximilian Richter wieder seinem alten Verein Concordia angeschlossen hat. Das sind Verluste aus der Kategorie „verschmerzbar“. Damit Carsten Böhmer neben Tobi Grubba nicht der einzige spielberechtigte Keeper im Kader ist, wurde kurzerhand Kevin Ralfs reaktiviert. Zudem ist von eben jenem Kiel II Mats Neumann neu an die Hoheluft gewechselt. Der ist im defensiven Mittelfeld beheimatet und machte dort einen ordentlichen Eindruck.


Zusammenfassend ist also festzuhalten, dass es irgendwie eine überraschend unspektakuläre Vorbereitung war. Wer nach dem Trainerwechsel – warum auch immer – gedacht hatte, dass jetzt alles neu wäre, wurde enttäuscht. Die Testspiele liefen so lala, angesichts des dabei abwesenden Personals aber nicht weiter überraschend. Testspielergebnisse bleiben sekundär bis tertiär, sodass wir uns jetzt umso mehr auf richtigen Fußball um Punkte freuen können.