Kunstrasenplatz Berner Heerweg, 120
Zuschauer
Das Spiel hat noch nicht begonnen, da
werden unsere Nerven direkt auf die Probe gestellt. „Ich bin keine
Wechselstube!“ bellt mich die Dame im Kassenhäuschen an. Mein
Blick wandert in die offene Kasse. Ich kann kein Problem erkennen,
auf meinen Fuchs („Ich zahle für zwei“) herauszugeben. Aber es
geht hier offensichtlich ums Prinzip. Der Ton bleibt scharf, also
bleibe ich einfach stehen, weise freundlich auf die lange Anreise am
Sonntagmorgen hin, schneide das Thema Gastfreundschaft an und halte
so den Betrieb auf, bis es einem Ordner zu peinlich wird und er mir
beschämt wechselt.
Auf dem Weg zum Kunstrasen hören wir
nochmal entfernt „Ich bin hier keine Wechselstube!“, da legen wir
schon einen Schritt zu – schnell zum Grill! Hier werden wir
freundlich empfangen, die Wurst bekommen wir wie gewünscht schön
schwarz gereicht – geht doch!
Auf dem Platz erkenne ich Fortschritte
bei der Genesung unserer vielen Verletzten. Len Strömer macht sich
warm, Klaas Kohpeiß schießt scharf aufs Tor, auch Yannick Siemsen
steht endlich wieder in Kickschuhen. Zwar fehlt jetzt Julian Schmid
(Verdacht auf Innenbandriss, wenn der sich bestätigt ist das Jahr
für ihn gelaufen), aber in der Summe geht es endlich wieder
aufwärts!
Nun aber zum Spiel, Condor fängt
engagiert und mit großer Laufbereitschaft an, attackiert früh in
unserer Hälfte und stört so das Aufbauspiel von Vicky. Schon nach
sieben Minuten geht die Taktik auf, nach Ballverlust klären wir zur
Ecke, die Cholevas einfach mal direkt reinmacht. Chapeaux, das geht
ja wieder gut los. Condor bleibt hier in den kommenden Spielminuten
bissig, Victoria hat zunächst Schwierigkeiten mit der aggressiven
Spielweise, die verbal auf und neben dem Platz mit systematischen
Reklamationen begleitet wird. So permanent und lautstark habe ich
schon seit langem keine Bank erlebt, mittlerweile wundere ich mich
auch nicht mehr über die Dame im Kassenhäuschen!
Victoria kommt nach 25 Minuten endlich
ins Spiel, bis zur Halbzeit haben wir mindestens drei 1000%
Torchancen, vor allem der sehr präsente Nil von Appen steht mehrfach
goldrichtig – mehr als den Pfosten trifft er bis zur Halbzeitpause
aber nicht. Wir gehen dennoch zuversichtlich in die Halbzeitpause, in
der Helmuth Korte nochmal das erste Auftreten der Fangruppe NORDKAOS
im Auswärtsspiel eben hier bei Condor in Erinnerung ruft („Ronald,
war das vor zehn oder dreizehn Jahren?“).
In der zweiten Halbzeit dominiert
Victoria weiter das Geschehen, Condor scheint sich etwas müde
gelaufen zu haben. In der 60. Minute dann der längst überfällige
Ausgleich durch Alexander Borck, der den Ball nach feinem
Zusammenspiel mit Nil von Appen mit Gewalt ins Netz hämmert. Kurz
darauf der große Moment, endlich kommt Klaas Kohpeiß das (gefühlt)
erste Mal in dieser Saison auf den Platz.
Die Stimmung steigt, bis Schuhmann
einen langen Freistoß, der aus 40 Metern in den Strafraum fliegt,
unterläuft und Condor eiskalt abschließt. Wieder Rückstand, ein
weiterer Eintrag in die lange Liste der völlig unnötigen Gegentore
dieser Saison. Hoffentlich kommt Yannick Siemsen bald.
Aber Victoria ist mittlerweile deutlich
gefestigter als noch vor ein paar Spieltagen, sofort geht´s weiter
in Richtung Condor, und wieder ist es Alexander Borck, der nach
Kopfballvorlage von Klaas Kohpeiß, fast eine Kopie seines ersten
Tores, in den Winkel hämmert. Zehn Minuten später der erlösende
Siegtreffer, wieder hat Kohpeiß den Ball am Strafraum, Condor wehrt
ab, von Appen schnappt ich die Kugel und netzt per Drehschuss ein.
Auswärtsieg! Wir fahren selbstbewusst nach Altona.