Sonntag, 28. Oktober 2018

Oberliga Hamburg, 14. Spieltag: SC Condor – SC Victoria Hamburg 2:3 (1:0)


Kunstrasenplatz Berner Heerweg, 120 Zuschauer

Das Spiel hat noch nicht begonnen, da werden unsere Nerven direkt auf die Probe gestellt. „Ich bin keine Wechselstube!“ bellt mich die Dame im Kassenhäuschen an. Mein Blick wandert in die offene Kasse. Ich kann kein Problem erkennen, auf meinen Fuchs („Ich zahle für zwei“) herauszugeben. Aber es geht hier offensichtlich ums Prinzip. Der Ton bleibt scharf, also bleibe ich einfach stehen, weise freundlich auf die lange Anreise am Sonntagmorgen hin, schneide das Thema Gastfreundschaft an und halte so den Betrieb auf, bis es einem Ordner zu peinlich wird und er mir beschämt wechselt.
Auf dem Weg zum Kunstrasen hören wir nochmal entfernt „Ich bin hier keine Wechselstube!“, da legen wir schon einen Schritt zu – schnell zum Grill! Hier werden wir freundlich empfangen, die Wurst bekommen wir wie gewünscht schön schwarz gereicht – geht doch!
Auf dem Platz erkenne ich Fortschritte bei der Genesung unserer vielen Verletzten. Len Strömer macht sich warm, Klaas Kohpeiß schießt scharf aufs Tor, auch Yannick Siemsen steht endlich wieder in Kickschuhen. Zwar fehlt jetzt Julian Schmid (Verdacht auf Innenbandriss, wenn der sich bestätigt ist das Jahr für ihn gelaufen), aber in der Summe geht es endlich wieder aufwärts!
Nun aber zum Spiel, Condor fängt engagiert und mit großer Laufbereitschaft an, attackiert früh in unserer Hälfte und stört so das Aufbauspiel von Vicky. Schon nach sieben Minuten geht die Taktik auf, nach Ballverlust klären wir zur Ecke, die Cholevas einfach mal direkt reinmacht. Chapeaux, das geht ja wieder gut los. Condor bleibt hier in den kommenden Spielminuten bissig, Victoria hat zunächst Schwierigkeiten mit der aggressiven Spielweise, die verbal auf und neben dem Platz mit systematischen Reklamationen begleitet wird. So permanent und lautstark habe ich schon seit langem keine Bank erlebt, mittlerweile wundere ich mich auch nicht mehr über die Dame im Kassenhäuschen!
Victoria kommt nach 25 Minuten endlich ins Spiel, bis zur Halbzeit haben wir mindestens drei 1000% Torchancen, vor allem der sehr präsente Nil von Appen steht mehrfach goldrichtig – mehr als den Pfosten trifft er bis zur Halbzeitpause aber nicht. Wir gehen dennoch zuversichtlich in die Halbzeitpause, in der Helmuth Korte nochmal das erste Auftreten der Fangruppe NORDKAOS im Auswärtsspiel eben hier bei Condor in Erinnerung ruft („Ronald, war das vor zehn oder dreizehn Jahren?“).
In der zweiten Halbzeit dominiert Victoria weiter das Geschehen, Condor scheint sich etwas müde gelaufen zu haben. In der 60. Minute dann der längst überfällige Ausgleich durch Alexander Borck, der den Ball nach feinem Zusammenspiel mit Nil von Appen mit Gewalt ins Netz hämmert. Kurz darauf der große Moment, endlich kommt Klaas Kohpeiß das (gefühlt) erste Mal in dieser Saison auf den Platz.
Die Stimmung steigt, bis Schuhmann einen langen Freistoß, der aus 40 Metern in den Strafraum fliegt, unterläuft und Condor eiskalt abschließt. Wieder Rückstand, ein weiterer Eintrag in die lange Liste der völlig unnötigen Gegentore dieser Saison. Hoffentlich kommt Yannick Siemsen bald.
Aber Victoria ist mittlerweile deutlich gefestigter als noch vor ein paar Spieltagen, sofort geht´s weiter in Richtung Condor, und wieder ist es Alexander Borck, der nach Kopfballvorlage von Klaas Kohpeiß, fast eine Kopie seines ersten Tores, in den Winkel hämmert. Zehn Minuten später der erlösende Siegtreffer, wieder hat Kohpeiß den Ball am Strafraum, Condor wehrt ab, von Appen schnappt ich die Kugel und netzt per Drehschuss ein. Auswärtsieg! Wir fahren selbstbewusst nach Altona.