Stadion Hoheluft, 227 Zuschauer
Vor nicht allzu langer Zeit stieg südlich der Elbe unser Saisonfinale. Nachdem die B-Jugend von BU überraschend doch nicht konkurrenzfähig in Dassendorf war, ging unser Spiel gegen den FCS nach deutlicher Führung doch noch verloren. Wirklich interessiert hat das Ergebnis auf unserer Seite keinen, in Nord-Niedersachsen feierte man es aber wie Weltmeisterschaft und Champions League in einem. Irgendwie blieb das hängen und so waren alle Sympathien für den Verein mit der netten Anlage weg. So war das Heimspiel gegen die Jungs von Jean-Pierre Richter ein klein wenig besonderer als andere Spiele, es war einfach noch eine Rechnung offen. Diese wurde dann wie es sich für ordentliche Hanseaten gehört beglichen, dazu aber später mehr.
Neben dem Platz kehrte wieder etwas Normalität ein und es kamen deutlich mehr Kaoten zusammen, als zwei Wochen zuvor gegen Paloma. So konnte das ganze Spiel über Gas gegeben werden. Zwar kein bahnbrechender Auftritt, angesichts so mancher Leistungen auf den Rängen in den letzten Wochen aber auf jeden Fall schon mal beruhigend zu sehen, dass wir zumindest „solide“ noch drauf haben. Vor und nach dem Spiel machten die Radikalz per Spruchband auf den Nazi-Aufmarsch am 12.09. in Hamburg aufmerksam, eine Aktion, der wir uns gerne anschlossen. Zusätzlich hing vor dem Block noch ein „Free Valentin“-Banner. Der Bremer Ultra und Antifaschist sitzt nach Auseinandersetzungen mit Nazi-Hools in Haft. Dies mutet angesichts der rechten Bedrohungslage in der Stadt, gegen die nicht auf solche Art und Weise vorgegangen wird, mehr als fragwürdig an. Nach der Halbzeit solidarisierten wir uns dann noch mit den Pugnatores aus Frankfurt, die derzeit mit Repressalien zu kämpfen haben.
Auf dem grünen Spieluntergrund entwickelte sich das zu erwartende Spiel: Vicky dominiert, Süderelbe lauert. Aus dieser Überlegenheit generierte der SCV auch Chancen, von denen Marius Ebbers nach 20 Minuten auch tatsächlich eine verwandeln konnte. Das Glück hielt aber nicht allzu lang, denn schon sechs Zeigerumdrehungen später gelang Karaslaan der Ausgleich. Nach 40 Minuten ereignete sich dann eine nach Abpfiff viel diskutierte Szene: Luis Hacker, neben Vego und Jadidi der dritte A-Jugendliche in der Startaufstellung, flog mit Gelb-Rot vom Platz. Zuvor hatte er den Ball genau in der Sekunde nach vorne geschossen, als der Schiedsrichter einen Freistoß pfiff. Eine sehr merkwürdige Entscheidung des im gesamten Spielverlauf nicht besonders souverän wirkenden Schiedsrichters. In den letzten fünf Minuten vor der Halbzeit war Blau-Gelb dann leicht von der Rolle, was fast im Führungstreffer für Süderelbe gemündet hätte. Wiederum Karaslaan hatte Richter, der weiterhin Grubba vertrat und seine Sache sehr anständig machte, überwunden und der Ball trudelte aufs Tor zu. Den Pausenrückstand verhinderte lediglich das beherzte Eingreifen von Vego, der die Kugel kurz vor der Linie weg drosch. So ging es mit einem 1:1 und einem Mann weniger in die Kabinen.
In selbiger musste dann Rodrigues bleiben, für ihn kam der in dieser Saison bisher enttäuschende Boock. Ein taktischer Wechsel aufgrund des Platzverweises, der für Marcel gegen seine alten Kollegen natürlich besonders bitter war. Letztlich erwies er sich aber als goldrichtig, Vinnie drehte nämlich mächtig auf und lieferte sein bestes Saisonspiel ab. So überrascht es auch nicht, dass er die Vorlage für den 2:1-Siegtreffer in der 55. Minute gab. Dabei hatte er allerdings auch eine Menge Glück, denn sein leicht egoistischer Schussversuch aus ungünstigem Winkel prallte von der Latte zu Ebbers, der sicher verwandelte. Nun hieß es noch 35 Minuten mit Zehn gegen Elf verteidigen. Süderelbe fand aber nicht so wirklich ein Mittel gegen die gut stehenden Victorianer, sodass am Ende ein verdienter Heimsieg unter leicht widrigen Bedingungen stand. In Kombination mit den zu erwartenden drei Punkten in Lurup kann man also von einem gelungenen Start in die Saison sprechen. Gerade angesichts der mitunter hochdramatischen Personalsituation (Bajramovic gegen Kosova und so) und der Tatsache, dass auch heute wieder drei sehr junge Spieler mit wenig Erfahrung auf dem Platz standen, ist das der Truppe gar nicht hoch genug anzurechnen. Da sei dann auch die neuerliche Uffta nach dem Spiel noch einmal verziehen. Insgesamt also im Block eine klare Steigerung gegenüber der tristen Veranstaltung zwei Wochen zuvor, auf dem Platz eines dieser berühmt-berüchtigten Spiele, die ein Spitzenteam trotz schwieriger Ausgangslage gewinnen muss. Kann man sich dran gewöhnen an einen solchen Start ins Wochenende!