Kunstrasen Dratelnstraße, 44 Zuschauer
Nach dem lockeren Saisonauftakt im Pokal gegen Bostelbek ging es in der zweiten Runde nach Wilhelmsburg zum Klub Kosova. Wenige Tage nach der Niederlage in Meiendorf, dazu mit extrem dünner Personaldecke gesegnet gegen einen Landesligisten – die Vorzeichen hätten durchaus besser stehen können! Dass Co-Trainer Bajramovic selbst auf dem Platz stand, sagt alles über die Verletztenmisere beim SCV im August 2015 aus.
Die Fanszene traf sich direkt am Platz und machte es sich vorm Anpfiff unter den vorm Hamburger Wetter schützenden Pavillon vor der Vereinskneipe gemütlich. So richtig viel Lust hatte eigentlich keiner, sich ins strömende Nass zu begeben, auch die Ersatzspieler standen lieber im Kabinentrakt. Aber wat mut, datt mutt halt auch irgendwann und so begaben auch wir uns an den Rand des engen Kunstrasenplatzes. Beim Betreten desselben überkam wohl die meisten von uns ein etwas flaues Gefühl im Magen, wurde uns doch durch das direkt angrenzende Flüchtlingslager mit seinen Zelten direkt vor Augen geführt, unter welchen Bedingungen Menschen auf der Flucht vor Krieg, Hunger und Armut im ach so reichen Deutschland ihr Dasein fristen müssen. An dieser Stelle sei aber der Klub Kosova ausdrücklich gelobt, gewährt der Verein doch den Geflüchteten freien Eintritt zu seinen Spielen. Davon machten auch erkennbar Menschen Gebrauch: Nachdem der Regen etwas nachgelassen hatte, schauten auch viele aus dem Lager heraus dem Treiben auf dem künstlichen Grün zu.
Dort übernahm der SCV sofort das Kommando und das Spiel schien nach 20 Minuten bereits entschieden. Der in Meiendorf bereits von Beginn an eingesetzte A-Jugendliche Daniel Jadidi bestätigte seine dort schon gute Leistung durch den Führungstreffer nach acht gespielten Minuten. Als dann zwölf Minuten später Marius Ebbers auf 2:0 erhöhte und Kosova den victorianischen Strafraum gefühlt nur aus der Ferne gesehen hatte, stellte man sich auf einen entspannten weiteren Spielverlauf ein. Blau-Gelb ließ allerdings jetzt die Zügel etwas schleifen und Kosova kam besser ins Spiel. Fast schon folgerichtig erzielten die Hausherren kurz vor der Halbzeit den Anschlusstreffer. Bevor aber so richtig Spannung aufkommen konnte, stellte Len Strömer eine Minute später den alten Abstand wieder her. So ging es mit einem Zwei-Tore-Vorsprung in die Kabine, ein Zwischenstand, mit dem man durchaus leben konnte.
Nach der Pause erhöhten die Hausherren den Druck, Vicky gelang es nicht, die sich bietenden Räume zu nutzen. Noch einmal komplizierter wurde es dann, als Neuzugang Gary Voorbraak sich nach knapp 70 Minuten eine vollkommen berechtigte rote Karte wegen einer Notbremse abholte. Machte Gary es dabei noch halbwegs clever und foulte vor dem Strafraum, bekamen die Kosovaren zehn Minuten später einen ebenfalls berechtigten Elfmeter zugesprochen. So hieß es mit zehn gegen elf noch weitere zehn Zeigerumdrehungen zu verteidigen, was das Zeug hält und diese Partie möglichst schnell wieder hinter sich zu lassen. Dies glückte auch, Kosova fiel nicht wirklich viel ein und so durfte man sich endlich ins Trockene begeben. Im Pokal heißt es ja sowieso immer: Hauptsache weiter! Das dann für die nächste Runde zugeloste Freilos kam vor allem aufgrund der Personalsituation äußerst gelegen, sodass es für die Siegesgöttin erst wieder Anfang Oktober im Pokal weiter geht.