Rex Ryan, seines Zeichens Trainer des American Football-Teams New York Jets, hat letzte Saison das Video der blamablen Niederlage seiner Schützlinge gegen den Erzrivalen New England Patriots in der ersten Trainingseinheit nach diesem Desaster vor den Augen der überraschten Spieler mitten auf dem Trainingsplatz vergraben und das Desaster somit für vergessen erklärt. So ähnlich machen wir das jetzt auch und vergessen einfach mal die erste Halbzeit des Spiels gegen Oststeinbek. Die Gastgeber führten vollkommen verdient mit 1:0 und D’Urso ersetzte den gelb-rot-gefährdeten Schuman zur zweiten Halbzeit, mehr muss man nicht wissen.
In besagter zweiter Hälfte stellte der SCV um auf ein offensiveres System mit Dreierkette und zwei Stürmern. Die Kabinenpredigt dürfte der „Leistung“ entsprechend gewesen sein. Jedenfalls kam die Mannschaft wie verwandelt aus der Pause. Es wurde mit Dampf nach vorne gespielt, wo zuvor noch heilloses Chaos herrschte (mit „Ch“, also böse – das gute Kaos schreibt sich mit „K“!), gab es jetzt so etwas wie Sinn und Verstand. Es erinnerte stark an die sehr guten ersten Minuten gegen Norderstedt. Einzig das Chancenerspielen klappt noch nicht so gut. So mussten auch heute die Tore mittels Standardsituationen fallen.
Zunächst war es D’Urso, der in aussichtsreicher Position gelegt wurde und so einen Elfmeter herausholte. Oststeinbeks Trainer fantasierte nach dem Spiel irgendwas in Richtung „Ball gespielt“, aber wer so in den Mann grätscht und nebenbei zufällig den Ball trifft, sollte sich über den Pfiff nicht wundern. So trat Sergej Schulz an und verwandelte sicher.
Die Jungs wollten aber sichtbar mehr (wäre ja auch noch schöner wenn nicht) und drückten weiter. Auf dem Weg nach vorne wurde der wieder mal sehr gut aufgelegte Benny Hoose ca. 35 Meter vor dem Tor gefoult. Alle (uninformierte) Welt rechnete mit einer weiteren Flanke in den Strafraum, auch Ostbeks Torwart und Abwehr. Da hatte wohl jemand zuvor wohl kein gründliches Scouting betrieben. Denn dass Dennis Theissen ein Schuss wie ein Pferd hat, sollte sich eigentlich rumgesprochen haben. So lief dieser an und beförderte den Ball mit einem Schuss wie ein Strich in die Maschen. Aufgrund der immensen Leistungssteigerung verdient, wenn auch die Art und Weise natürlich etwas glücklich anmutet.
Während das Spiel bis zum Abpfiff noch ruppiger wurde als es sowieso schon war, stellte Vicky wieder um auf ein 4-4-2 und versuchte das Ergebnis nach Hause zu schaukeln. Das ging mit etwas Glück hier und da auch gut, nur die Nadelstiche in Richtung Oststeinbeks Tor hätten gerne etwas konsequenter und zielgerichteter ausfallen dürfen. Nach ziemlich genau 90 Minuten, die „Men in Black“ beschwerten sich zurecht über die fehlende Nachspielzeit, während uns das natürlich nicht weiter juckte, waren die drei Punkte endgültig eingetütet. Trainer Lutz Göttling bezeichnete den Sieg nach dem Spiel als Pflichtsieg. Dem ist an sich nichts hinzuzufügen. Wie gesagt, die erste Halbzeit haben wir ja alle vergessen.
Apropos vergessen: Zum Vergessen sind traditionell unsere Auftritte in Oststeinbek. Dank Schulferien und allerhand anderem überflüssigen Quatsch waren wir wieder einmal in Minimalbesatzung am Start, sodass wir uns auf Schlachtrufe und an die Heimfans angepasstes Gepöbel beschränkten. Ein großes „Danke Schön!“ geht nach Schleswig für den spontanen Besuch!
In den nächsten zwei Wochen warten mit Spitzenreiter Bergedorf (zu Hause am Samstag!!!, den 10.03.) und Aufstiegskonkurrent Altona (Auswärts am 18.03.) zwei schwere Brocken auf uns. Wollen wir ernsthaft nach oben, sind mindestens vier Punkte aus diesen Spielen Pflicht.
Bevor es allerdings in der Liga weiter geht, kommt am Mittwoch, dem 7. März um 19 Uhr noch der große HSV in Hamburg schönstes Stadion. Für Oberligapreise gibt es sie dann alle zu sehen, die „Stars“ aus der Bundesliga. Also alle hin da!