Grawkowweg, 360 Zuschauer
Nordkaos und der
Gramkowweg – das ist eine ganz besondere Beziehung. Warum? Das hat
verschiedene Gründe: Ein Punkt ist sicherlich, dass wir schon so oft
da waren. Legendär an dieser Stelle sicher der Testspiel-Marathon im
Winter vor ein paar Jahren. Mittlerweile ist auch noch ein
Sommerturnier pro Jahr dazu gekommen. Plus Ligaspiele. Und an
mindestens ein Pokalspiel kann ich mich spontan auch erinnern. Man
hat das Gefühl, man kennt da jedes Blatt, so oft ist man schon da
gewesen. Dann gab's vor ein paar Jahren mal eine Aktion, die hohe
Wellen in der Regionalpresse geschlagen hatte, Stichwort Aufkleber
und so. Und schwimmen ist jemand von uns im Kanal nebenan auch mal
jemand gegangen... Naja, jedem in der Gruppe fallen sicherlich auf
Anhieb mehrere Dinge ein, die er mit Curslack verbindet.
Und nun das: Seit letztem
Samstag (auch der Termin ist schon immer so gewesen!) ist eine
Tribüne dazu gekommen. Ja, tatsächlich, es wurde eine gebaut! In
Zeiten, wo Traditionsstätten in der Bundesliga durch gesichtslose
Arenen ausgetauscht werden und selbst das Millerntor seinen
baufälligen Charme verloren hat, in einer Zeit, wo in der Oberliga
alte Spielstätten und kleine Stadien einfach abgerissen und durch
langweilige Kunstrasenplätze ersetzt werden – in solch einer Zeit
baut Curslack sich eine Tribüne! Allein für diese Idee hat sich der
Verein Lob verdient! Zwar sieht sie auf den ersten Blick etwas
„hochbeinig“ aus, aber in den Bauch sollen ja bis nächsten
Sommer ja auch noch Duschen und Umkleidekabinen gebastelt werden.
Ganz klassisch also – wie bei unserer Tribüne im Stadion Hoheluft.
Ansonsten verfügt das Ding über 302 Sitzplätze – wovon knapp 70
„auf Lebenszeit“ vergeben sind. Auch 'ne Idee.
Ob es nun der Zufall war
oder doch gewollt: Vicky hatte also die Ehre, diese Tribüne mit dem
Ligaspiel einzuweihen. Und ich muss sagen, ich habe mir von diesem
Auswärtsspiel was versprochen. Nämlich drei Punkte. Curslack ist
sportlich dieses Jahr nicht mehr so auf der Höhe wie noch in den
vergangenen Jahren, wo sie immer ein Mitstreiter um die vorderen
Plätze waren. Aber der Wegfall einiger Leistungsträger hat eine
Verjüngung des Kaders mit sich gebracht, was wiederum zu einer etwas
durchwachsenen Saison bisher geführt hat. Beste Gelegenheit also, um
für den SCV drei Punkte einzusacken und sich in der Tabelle weiter
nach vorne zu bewegen.
Aber leider hab ich da die
Rechnung ohne den Wirt gemacht. Zwar dominiert Blau-Gelb in
Verkleidung von Paloma (ich mag diese Auswärtstrikots nicht!) das
Spiel, versäumte es aber, aus den wenigen Chancen mehr zu machen,
bzw. schlicht mehr Chancen zu generieren. Lediglich Dennis Thiessens
Tor sorgte für Jubel bei den Victorianern. Und kurz vor Schluss kam
es dicke, denn Curslack gelang der Ausgleich. Ärgerlich,
überflüssig, aber leider sich abzeichnend. Da gingen dann die Köpfe
mal wieder runter. Ein Auf und Ab, zumindest auswärts. Zuhause läuft
es ja eigentlich ganz gut, sechs Heimsiege in Serie sind schon 'ne
Hausnummer. Trotzdem läuft diese Saison irgendwie alles andere als
überzeugend. Zumindest kommt es einem so vor.
Überzeugend war auch
unser Auftritt nicht so ganz. Dafür, dass es im Vorfeld so aussah,
als wenn wir dort zu dritt stehen würden, haben wir dann am Ende
zwar immerhin ein paar Leute mehr zusammen bekommen. Für ein
Auswärtsspiel war die Zahl sogar ganz gut. Allein: Der Funke wollte
nicht so recht überspringen. Es fehlen momentan einfach die
Emotionen – und die kann man sich auch nicht herzaubern. Vom
Spielfeld kommt da halt nicht genug, das ist zwar anständig, aber
wenig mitreißend. Insofern kann man festhalten, dass wir durchgehend
gesungen haben, wir sicher auch schon schlechtere Auftritte hatten,
aber noch oben hin einfach ganz viel Luft ist. Das Freidrehpotenzial
ist irgendwie abhanden gekommen. Ob das noch immer noch Nachwirkungen
der letzten Saison sind oder ob es am allgemeinen November-Blues
liegt – schwer zu sagen. Gerade Auswärtsspiele sind dieses Jahr
bisher mehr Qual als Quell der Freude. Da hilft die schmucke Tribüne
dann auch nicht mehr so richtig.
Was bleibt, ist die
Hoffnung auf Besserung. Sowohl auf fremdem Rasen als auch auf den
Rängen.