Wie ich mal fast ein
Testspiel beim HSV erlebte...
Es war einmal ein grauer
Herbsttag, da vibrierte das Telefon. Eine SMS vom Verein: Morgen
Testspiel beim HSV, kurzfristig angesetzt, um 18 Uhr am
Volksparkstadion. Da der HSV das ganze diskret über die Bühne
bringen wollte – zumindest im Vorfeld – sollte das nicht an die
große Glocke gehängt werden. Ganz gut und ganz schön, aber sowas
funktioniert heutzutage vielleicht noch in Nordkorea, nicht aber in
unserer vernetzten Welt, denn nur wenige Stunden später plärrte den
Termin unser allerliebstes Klatsch- und Tratschportal zum Hamburger
Amateurfußballer hinaus in den Äther. Joah, nicht mein Bier, dachte
ich mir zunächst. Da sich so kurzfristig kaum jemand aus der
Fanszene frei nehmen konnte, hatte ich dann auch gleichzeitig die
Aufgabe, unsere Fahne beim Kick hochzuhalten (in diesem Fall
sprichwörtlich zu sehen!).
Also machte ich mich nach
der Arbeit auf den Weg raus nach Stellingen – stilecht mit der
S-Bahn. Aber oh Schreck: Wo war denn der Shuttle-Service, der mich
zur Arena bringen sollte? Weit und breit nichts zu sehen, bis mir
einfiel, dass viele Fans ja gar nicht mehr zur HSV AG gehen, weshalb
der Fahrdienst wohl eingestellt wurde. Also machte ich mich durch den
Volkspark allein auf den Weg zum Stadion, vorbei an der
Müllverbrennungsanlage mitsamt den Gerüchen unseres Abfalls. Yummy!
Da ich im Vorfeld wusste, dass ich zu spät kommen würde, dachte ich
mir, dass ich bestimmt schon von Weitem die Fangesänge hören würde,
aber nichts da... wie enttäuschend, der nächste Nackenschlag!
Da mich im Normalfall
nicht die Bohne interessierte, wo van der Vaart und Co die Bälle
misshandeln, hatte ich natürlich auch keine Ahnung, wo nun dieser
Testkick stattfinden sollte. Aber als ich mich der Arena näherte,
hörte ich ein bekanntes Geräusch: Ein Schiedsrichterpfeife. Also
immer den Tönen nach, bis ich vor eine Plastikwand stand. Da kamen
sie her, die Fußballgeräusche. Durch den Sichtschutz konnte ich
schemenhaft Menschen erkennen und meinte, blau-gelbes Trikots
ausgemacht zu haben. Als ich mich umsah, konnte ich erkennen, dass
auf Höhe einer der Eckfahnen das Publikum zu sehen war. Ich also in
Richtung des Spielsfelds, kackdreist das nächste Tor geprüft –
offen, geil. Doch kaum hatte ich das Gelände betreten, als sich vor
mir ein Ordner aufbaute.
Hmpf, so schlecht kann es
dem Verein ja nicht gehen, wenn noch Geld für diese tumben Schränke
vorhanden ist... „Heute unter Ausschluss der Öffentlichkeit!“
wurde ich angebellt. Öhm... ich dachte, ich hätte mich verhört.
Hinter ihm um die Ecke rum standen mindestens 25 Personen, die sich
das Spiel aus nächster Nähe ansahen, darunter auch Muttis und
Rentner. Na gut, dann eben anders.
„Ich gehöre zum
Verein!“ meine Antwort, passend dazu gleich mal die Arbeitskarte
von Vicky rausgeholt. Ist ja schließlich ein offizielles Dokument
und so. „Das ist egal!“ kam es postwendend zurück. Öhm... okay,
offenbar sind nur die Vereinsangehörigen vom HSV zugelassen...
Nächster Versuch: „Ich
gehöre zur Presse!“ Natürlich gab es auch dazu die entsprechende
Karte, die ich dem Herren unter die Nase hielt. Offenbar hatte sich
bisher noch kein Mensch ihm gegenüber erdreistet, gleich zwei
Plastikkarten zu ziehen. Half aber auch nichts. Nach einem „Was
sind Sie denn noch alles?!“ seinerseits konnte ich mir nicht
verkneifen, ihn schon mal auf die baldige Zukunft seines Vereins im
Amateurbereich vorzubereiten: „Wir sind eben ein kleiner Verein, da
arbeitet man mit Personalunion.“Insgeheim fügte ich noch ein „Das
würde euch auch gut zu Gesicht stehen, spart Personalkosten!“
hinzu, aber da er nun langsam ungehalten wurde, zog ich mich hinter
das Tor zurück.
Da ich nun auch keine Lust
mehr hatte, die weiße Plastikwand noch länger anzustarren oder zu
überlegen, mit wem die Zuschauer geschlafen hatten, um dabei sein zu
dürfen, wanderte ich den langen Weg zur S-Bahn zurück. Nicht ohne
währenddessen im Internet bei Facebook und Twitter auf meinem Handy
lesen zu können, dass der HSV das ach so geheime Testspiel überall
vermarktete und sogar Bilder postete.
Schade, dass der Verein,
sorry die AG, dafür nicht die Quittung in Form einer
Testspielniederlage gegen Vicky bekommen hat. Aber wenigstens gibt’s
dafür jetzt schlechte Presse im Kaosflyer! Tja, haste Scheiße am
Fuß...