Da war sie wieder, unsere Nemesis. Kaum ein Gegner lässt Anhänger des SC Victoria regelmäßig so sehr verzweifeln wie der Meiendorfer SV. Landeten sie in den letzten Jahren in angenehmer Regelmäßigkeit tabellarisch hinter uns, blieben Erfolgserlebnisse in den direkten Duellen Mangelware. Aber dieses Jahr, ja, dieses Jahr sollte alles anders werden. Nicht umsonst hatten wir den Schwarz-Gelben den Trainer und drei Spieler geklaut, da konnte nichts mehr schief gehen. So zumindest der Plan in der Woche vor dem Heimspiel. Aber wie so oft galt: Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt…
So bescherte uns der „Sommer“ dieses Jahr die erste Verlegung eines Heimspiels auf die eigene Kunstrasenanlage überhaupt, ist doch auch mal was, so ‘ne Premiere. Sportlich rechnete man sich vor Anpfiff durchaus Vorteile durch den Standortwechsel aus, organisatorisch galt es Neuland zu betreten. So mussten wir im zweiten Heimspiel der Saison darauf verzichten, unseren schönen neuen Fan-Container samt Shop zu öffnen. Dafür konnten wir die gesamte Auflage unseres Machwerks an den Mann und die Frau bringen, was uns sehr gefreut hat (Danke hierfür an unsere treuen Leser!). Auch mussten wir uns überlegen, wo wir uns selbst positionieren sollten. Die Wahl fiel dann letztlich auf einen guten Standort am leider nur einen Teil des Platzes begrenzenden Geländer. Da schnell das Material aufgebaut und schon konnte es losgehen.
Und wie es los ging! Die Nord-Hamburger legten von Beginn an los wie die Feuerwehr und ließen dem SCV keine Chance, auch nur im Ansatz ins Spiel zu kommen. Bereits nach wenigen Sekunden war Dennis Wolf gezwungen, rettend gegen einschussbereite Meiendorfer einzugreifen. Auch in der Folge sah die Abwehr des Titelfavoriten alles andere als sattelfest aus. So musste nach wenigen gespielten Minuten der Pfosten aushelfen. Die Anfangsphase gehörte ganz klar den Gästen, die es lediglich versäumten ihre Chancen zu nutzen.
Chancen hätten die Gastgeber von der Hoheluft auch gerne gehabt. War aber nicht, da die Meiendorfer konsequent und aggressiv jeden Angriff spätestens an der Mittellinie unterbrachen. Zwar konnte sich die Defensive im Laufe der ersten Halbzeit etwas fangen, offensiv gelang weiter wenig bis gar nichts. So kam der erste (ungefährliche) Schuss aufs Gehäuse der Gäste durch Jan Vierig auch erst kurz vor der Pause.
Nach dem Seitenwechsel sah das Ganze schon ein wenig anders aus. Quasi mit Wiederanpfiff übernahm Blau-Gelb die Kontrolle über das Spiel. Konsequenz waren gefühlte 90% Ballbesitz, der Ball zirkulierte durchaus sehenswert durch unsere Reihen, ohne dass ein Meiendorfer die Chance gehabt hätte, dazwischen zu gehen. Einziges, aber leider auch schwerwiegendes Problem dabei: Das ging bis zum Strafraum so und dann war der Ball weg. Der letzte Pass wollte und wollte einfach nicht ankommen. Hier würde die anvisierte Verpflichtung eines weiteren Stürmers wahrscheinlich schon sehr viel helfen.
Im letzten Heimspiel jedenfalls blieben zwingende Torgelegenheiten auch in der zweiten Hälfte aus. Fast hätten die Gäste noch einen ihrer wenigen Konter erfolgreich abschließen können, aber auch die Stürmer des MSV schienen an diesem Abend kein Zielwasser intus zu haben. So blieb es bei einem Unentschieden zum Vergessen. Warum übrigens die Gäste dieses feierten, als hätten sie die Meisterschaft gewonnen, obwohl tendenziell eher wir vom Spielverlauf her glücklich hätten sein müssen, soll ihr Geheimnis bleiben. Bei manchen Gegnern freut man sich nochmal extra mehr, wenn man sie nächstes Jahr in der Regionalliga nicht mehr sehen muss…
Nordkaos, wieder einmal tatkräftig unterstützt von allerhand Gästen aus Paloma und Schleswig (Danke hierfür Jungs!), hat die Premiere auf dem Kunstrasenplatz erfolgreicher gestalten können als die Spieler auf dem Feld. Hatten wir vor Anpfiff noch diversen Vereinsoffiziellen versprochen, ein wenig leiser zu trommeln als sonst um die Anwohner zu schonen, sangen wir uns schnell in einen Rausch, der uns dieses Versprechen vergessen ließ. Der motivierte Haufen ließ einen wirklich sehenswerten Nordkaos-typischen Tifo mit langen Gesängen vom Stapel, auf den alle Anwesenden stolz sein können. Hüpf- und Klatscheinlagen gemischt mit dem lauten Gesang kanalisierten sehr gut die durch das suboptimal verlaufende Spiel entstehenden Emotionen, sodass die Messlatte für folgende Auftritte sehr hoch gelegt worden ist. Es liegt an uns, diese jeden Spieltag aufs Neue anzuvisieren und mindestens zu erreichen! Da sind die Unsympathen aus Oststeinbek doch gleich ein guter Adressat, um ihnen von Anfang an klar zu machen, wer hier die drei Punkte mitnimmt.