Gestern fand auf der Adolf-Jäger-Kampfbahn zum ersten Mal der „Cup der Angst“ statt, ein antirassistisches Einladungsturnier der Fans von Altona 93. Nun ist das Verhältnis zwischen unseren beiden Vereinen, dem SC Victoria und Altona 93, auf Grund der sportlichen Konkurrenz und diverser anderer Vorkommnisse in der jüngeren Vergangenheit nun nicht gerade als gut zu bezeichnen, was sich natürlich auch auf die Fanszenen auswirkte, wo die Derbys doch einiges an Emotionen bereithielten. Allerdings sind sich beide Kurven in einer Sache einig: Faschismus und Rassismus in jeglicher Form sind abzulehnen! Und so kam es, dass wir als Nordkaos von den Organisatoren eingeladen wurden, mit einer Mannschaft am Turnier teilzunehmen.
Unser erstes Fanturnier also! Im Vorfeld gab es doch einige Bedenken, ob wir überhaupt in der Lage sind, uns sportlich einigermaßen über Wasser zu halten und nicht sang- und klanglos unterzugehen, aber es fand sich schließlich eine ganze Reihe an motivierten Spielern, einige auch mit entsprechender Vereinserfahrung, so dass wir intern das Ziel Viertelfinale ausgaben. Der SCV unterstützte uns dabei in unserem Anliegen und lieh uns die Trikots der Liga-Mannschaft, inklusive DFB-Pokalaufdruck, was für eine zusätzliche Motivation sorgen sollte. ;-) Ein letztes Training am Freitag Abend folgte, bei dem Taktik und Vorgehen festgelegt wurden und wir ganz guter Dinge waren – bis wir von der Auslosung erfuhren: Wir hatten die mit Abstand schwerste Gruppe erwischt, zwei Mal die Teams von Roter Stern aus Lübeck und Leipzig, dazu TeBe Berlin und es sollte auch noch zum großen Derby mit den Altona-Fans kommen. Harter Tobak, aber wir blickten mit Spannung und Vorfreude auf den Samstag.
Zum Glück kann man insgesamt sagen, dass der Wettergott den Veranstaltern einigermaßen wohlgesonnen war, denn die angekündigten Gewitter blieben aus, es regnete zwar zwischendurch immer mal, aber zum Glück nur in kurzen Schauern, so dass wohl auch der Rasen an der AJK das Gekicke einigermaßen überlebt hat.
Wir trafen uns am Samstag schon recht früh in Bahrenfeld und liefen zum Stadion, wo auch schon ordentlich Betrieb war, allerdings bei weitem noch nicht alle Mannschaften anwesend waren. Wir suchten uns einen Platz auf der Tribüne am hinteren Spielfeld, auf dem unsere Gruppe C dann zufällig auch agieren sollte und warteten auf die Begrüßung, die für 10 Uhr angesetzt war.
Der gute Zweck dieses Turniers durfte natürlich auch nicht zu kurz kommen, denn die Einnahmen, die durch den Verkauf von Essen und die von allen Gruppen zur Verfügung gestellten Fanartikel zustande kommen sollten, gingen an das Cafe Exil. Dabei handelt es sich um eine Organisation, die sich die Unterstützung von Flüchtlingen und Migranten auf die Fahnen geschrieben hat, Beratung und Behördenbegleitung usw. betreibt und natürlich stets in Geldnot ist. Aus diesem Grund hatten wir allerhand Dinge wie Shirts, Aufkleber, Schals und Flyer mitgebracht, die in den Verkauf gingen.
Während nach und nach immer mehr Leute eintrudelten, begann bei uns ein banges Warten, denn nicht alle unsere Spieler schafften es pünktlich und wir waren laut Spielplan schon recht früh dran – natürlich gleich gegen die Altona-Fans. Ein verpasster Bus und viel Stress später wurde angepfiffen und die Nachkömmlinge quasi sofort ins Spiel geworfen, was für einiges an Chaos sorgte (das ist bei uns ja ohnehin Programm), so dass Altona mit 1:0 in Führung gehen konnte. Die Spielzeit von nur zehn Minuten war dann auch zu kurz, um noch einmal ein ordentliches Spiel aufzuziehen, so dass das Match prompt verloren ging. Das nächste Spiel stieg gegen Roter Stern Lübeck und wieder geriet unser Team in Rückstand, aber immerhin konnte das erste Nordkaos-Tor des Turniers erzielt werden, was entsprechend gefeiert wurde. Ein Unentschieden im zweiten Spiel, das war ja schon mal ein Anfang… ;-)
Zwischen den Spielen (vier Gruppen mit jeweils fünf Teams), die auf zwei Halbfeldern parallel ausgetragen wurden, konnte man sich bei veganer oder nicht so veganer Küche gegen Spende verpflegen oder Kickern und natürlich Stöbern am Stand mit den Fanartikeln, wo sich alle entsprechend eindeckten. Den ganzen Tag über herrschte eine entspannte Atmosphäre und man kam schnell mit anderen ins Gespräch, auch gab es im ganzen Turnierverlauf keine bösen Fouls oder sonstigen Unsinn.
Im dritten Spiel gegen TeBe Berlin, bei dem Nordkaos entsprechend unter Zugzwang stand, ging dann leider alles schief: Obwohl man zunächst in Führung gegangen war, passierten einige dumme Fehler und schwups… lag man mit 1:3 hinten, was natürlich für einen kleinen Knick in der Stimmung sorgte. Allerdings stand das Sportliche nicht nur im Vordergrund, so wurde spontan das Altonaer Museum supportet, die eigens mit einern Mannschaft angetreten waren und bei denen der olympische Gedanke klar im Vordergrund stand. Auch Pyro gab es hin und wieder auf der Tribüne zu sehen, ein bisschen Support hier und da – einziger Schatten des Tages der Krankenwagen, der einen Spieler von Arminia Hannover abholen musste. Dieser tauchte gegen Ende des Turniers aber wieder im Stadion auf – allerdings auf Krücken. Wir wünschen gute Besserung!
Nachdem wir am Nachmittag noch einmal Unterstützung bekamen, nahmen wir uns nun vor, endlich mal so zu spielen, wie angedacht und siehe da: Ein 2:0-Sieg gegen Roter Stern Leipzig sprang dabei heraus – leider zu wenig, um ins Viertelfinale einzuziehen, in der Gruppe belegte Nordkaos insgesamt Rang 3 – wir haben uns da ein wenig dem SCV angepasst… ;-) Allerdings kein Grund zur schlechten Stimmung, wir baten im Anschluss TeBe, die ebenfalls ausgeschieden waren, noch einmal um eine Revanche, die wir mit 4:2 für uns entscheiden konnten. Vielen Dank noch mal dafür! Sieger des Turniers wurde schließlich das Team No Respect, Nordkaos konnte bei der ersten Teilnahme an einem Fußballturnier immerhin Elfter werden.
Nächstes Jahr holen wir uns dann aber den Titel und beim nächsten Derby werden wir einen ganz besonderen, plüschigen Gast bei uns in der Kurve begrüßen… ;-)
Wir möchten uns an dieser Stelle noch einmal bei den Veranstaltern von Altona 93 für die Einladung und den rundum gelungenen Tag an der AJK bedanken und hoffen, dass ordentlich Unterstützung für das Cafe Exil dabei herausgekommen ist!
Getrennt in den Farben, vereint in der Sache!