Sonntag, 27. Oktober 2013

13. Spieltag: Hamburger Sportverein II - SC Victoria 3:0 (1:0) (27.10.2013)

Wolfgang-Meyer-Sportanlage, 175 Zuschauer

Victoria ist im Moment eine Zumutung. Das muss man einfach mal so klar und deutlich sagen. Und dennoch fand sich an diesem letzten Sonntag im Oktober ein respektabler Mob an der Hoheluft ein, um den kleinen Derbymarsch zum kleinen HSV anzutreten. Auch so ein Kellerkind, auch so ein Gegner, den man einfach schlagen muss, um irgendwie die Klasse zu halten. Aber nun ja, wenn das mal so einfach wäre...
Wir Kaoten machten uns mehr oder weniger zuversichtlich mit der roten Laterne in den Händen auf zur neuen alten Heimat der Rauten, der unattraktiven Wolfgang-Meyer-Sportanlage. Dort erwarteten uns wenig überraschend sinnlose Schikanen, die sich der nette Herr Großhauser (Sicherheitscheffe und Obermuffel des HSV) für die Fans des SC Victoria ausgedacht hatte. Nachdem ja letztes Jahr das Hängen der Zaunfahnen erlaubt, der Akt des Aufhängens aber verboten wurde, musste dieses Mal nicht nur die rote Laterne vor den Toren bleiben, sondern auch unsere Trommel wurde zum Wohle der Anwohner untersagt. Nun ja, das wäre ja fast glaubwürdig, würde es an der Wolfgang-Meyer-Sportanlage nur irgendwo Anwohner geben.
Dazu paart sich die sinnbefreite Idee, die Toiletten außerhalb der Anlage aufzustellen, sodass jeder für sein privates Geschäftchen die Sicherheitszone verlassen musste, um bei der Rückkehr gleich noch einmal aufs Penibelste kontrolliert zu werden. Die Staatsmacht drängte sich dann auch neunzig Minuten angespannt an das kleine Fensterchen im Überwachungscontainer und wartete darauf, dass die ca. 20 Victoria-Supporter im winzigen Hochsicherheits-Stehbereich irgendetwas furchtbar Böses tun.
Böses tat aber nur die Mannschaft, denn nach den letzten beiden frühen Rückständen übertraf sich unsere Zaubertruppe an diesem Tage wieder einmal selbst und nach sage und schreibe 30 Sekunden zappelte der Ball im Victoria-Netz. 30 Sekunden lautstarker Support nahmen ein jähes Ende. Entsetzen folgte. Dabei auch die in der Presse viel zitierten Schmähgesänge: „Ihr macht euch lächerlich.“ Fakt, diese Truppe befindet sich im freien Fall und hat nicht annähernd genügend Charakter, sich selbst daraus zu befreien. Erbärmlich.
Einzig positiv, dass im Stehplatzbereich fast keiner mit dem HSV gejubelt hat, sondern der Großteil Vicky die Daumen drückte. Jetzt müsst ihr nur noch mehr Farbe zeigen, Leute!
Der Support unseres Haufens nach der nächsten extrem frühen Führung natürlich Magerkost. Schon wieder ging nicht viel, schon wieder übermannte uns die tiefe Enttäuschung. Die meisten waren weit entfernt von den 100 Prozent. Aber wer hat in solchen Wochen noch Lust, so weiter zu machen, als wäre alles supidupi?
Die Mannschaft übernahm ganz allmählich immer mehr Spielanteile und konnte tatsächlich die ein oder andere gute Chance rausholen. Schade nur, dass nicht nur unsere Abwehr ein einziger Trümmerhaufen ist, sondern auch unsere Offensive – Vicky Marke peinlich.
Zur Halbzeitpause hegten die ganz Optimistischen noch etwas Hoffnung, immerhin war der Gegner wirklich schlecht und Vicky kam langsam im Spiel, aber die Realisten unter uns kannten dieses Szenario ja schon längst. Schlafmützigkeit zu Beginn von Halbzeit Zwei und der harmlose HSV durfte noch einmal ganz ungeniert einnetzen. Ex-Vicky-Talent Nils Brüning erstickte alle Hoffnungen im Keim. 2:0. Klappe zu, Vicky tot. Respekt, dass unser Sommerabgang auf jeglichen Jubel verzichtete. Wissen wir zu schätzen.
Der Support jetzt nur noch sporadisch und dann überwiegend von der Kategorie „sinnlos“. Der Rest verlegte sich aufs Pöbeln. Victoria-Fan sein macht derzeit einfach keinen Spaß mehr. Auch wenn unsere Trümmertruppe noch etwas weiter über den Rasen rumpeln und noch ein paar 1000-prozentige Torchancen verstolpern durfte, es war letztlich der HSV, der mit dem verdienten 3:0 den Schlusspunkt setzte. Verdient, weil so ein erbärmlicher Haufen einfach bestraft werden muss. In dieser Verfassung wären wir nicht einmal landesligareif. Nein, keine Übertreibung. Es ist genau so schlimm, wie wir es schildern.
Frustriert empfingen wir nach dem erlösenden Schlusspfiff unsere Mannschaft. Die Jungs waren niedergeschlagen, teils den Tränen nah und furchtbar ratlos. Das ist der SC Victoria Ende 2013.

Der enttäuschte Mob machte sich bedient zurück zur Kunstrasenanlage auf, um noch die letzten Minuten der Bezirksligapartie Victoria Zwei gegen Wellingsbüttel zu erleben. Laut singend marschierten wir hinter der Halle auf und konnten unseren Edelamateuren noch eine kleine Freude bereiten. Die Jungs lagen bereits 5:0 in Front und wurden die restliche Spielzeit lautstark angefeuert. Auch wenn es ihnen nicht mehr gelang, uns noch ein kleines Törchen zu schenken, hatten wir doch einen versöhnlichen Abschluss mit der Mannschaft, die seit unserer Regionalligazeit viel zu sträflich ignoriert wurde. Was aber soll man machen, wenn wir fast nur noch parallel spielen?