Das Auswärtsspiel am Rande der Welt Stadt wurde für uns Nordkaoten zur Fahrt unter dem Motto „Mit Kater supporten, hat auch was“. Am Vorabend feierten wir nämlich feucht-fröhlich den Grand Prix unser Dreijähriges nach. Nach viel zu wenig Schlaf und für den einen oder anderen viel Alkohol hieß es also auf zur Odyssee nach Bergedorf. Trotz suboptimaler Ausgangslage wurde es aber ein durchaus ansprechender Auftritt. Nichts Bahnbrechendes, aber bis auf einen kleinen Hänger in der zweiten Halbzeit grundsolide.
Als solide hat sich unsere Defensive in den letzten Wochen und Monaten bekanntlich nicht erwiesen und so waren die Erwartungen für dieses Spiel nicht die Höchsten. So kann man sich täuschen…
Aber gehen wir’s chronologisch an: Dem Kenner sollte aufgefallen sein, dass das heutige Spiel ein wenig unter dem Motto „Jugend forscht“ stand. So feierte Tim Renfordt aus der eigenen Jugend sein Startplatzdebüt und sein Nachfolger auf dem Platz, Nassim Saleh, ebenfalls aus der eigenen Jugendabteilung, sein Debüt in der Liga-Mannschaft des SCV. Beide hinterließen einen guten Eindruck. Schön zu sehen, dass es in Sachen Nachwuchsarbeit voran geht! Hinzu kam Yavuz Kement ebenfalls zum ersten Mal in der Startelf über die linke Außenbahn.
Experimentiert wurde unter den aufmerksamen Augen Lutz Göttlings nicht nur personell, sondern auch taktisch: So präsentierte sich der Gast in den immer noch doofen orangefarbenen Trikots im ungewohnten 4-2-3-1 mit Stilz als Zehner und Abou als Spitze. Vielleicht ein erster Hinweis in Richtung taktische Ausrichtung in der neuen Saison?
Zurück zur Gegenwart: In den recht leeren Sander Tannen (111 Zuschauer) erwischte der SCV den etwas besseren Start, ohne dabei aber wirklich zwingend zu sein. Bergedorf konnte sich in der Folge die größeren Spielanteile sichern und kam so auch zu Chancen. Diese wurden aber abgewehrt und so stand es noch 0:0 als Roger schön von Kement eingesetzt butterweich in den Strafraum flanken konnte, wo Jan Vierig den Lockenkopf hinhielt und das 1:0 erzielte. Etwas glücklich, aber danach fragt ja am Ende keiner mehr. Kurz vor der Halbzeit hatte Victoria noch mehr Glück, als die Gastgeber die Bekanntschaft des örtlichen Aluminiums machten,
Auch nach der Halbzeit blieb der FC die bestimmende Mannschaft, ohne daraus aber Zählbares zu machen. Auf der anderen Seite war ein mysteriöses Phänomen zu beobachten: Gefühlt jedes Mal, wenn der Ball die Mittellinie überquerte, hob sich die Fahne des Assistenten. Besonders oft war Abou der Leidtragende. So ging das Spielchen bis kurz vor Schluss weiter: Bergedorf überlegen, Vicky ärgert sich derweil mit der Abseitsfahne rum. In der 89. Minute stand Neuling Saleh dann zur Abwechslung mal nicht im strafbaren Abseits und konnte so frei auf den Heim-Torhüter zu laufen. Der junge Mann bewies dann Übersicht und Uneigennützigkeit und legte den Ball quer zu Abou, der diesen dann zur Entscheidung auch im Kasten versenkte. Über die akademische Frage, ob der Treffer in umgetauschten Rollen auch so gefallen wäre, darf übrigens jeder selber philosophieren…
Der Drops war jedenfalls gelutscht (wie passend in diesem „Wir-achten-so-sehr-auf-die-Umwelt-dass-wir-alle-3-Meter-einen-Mülleimer-aufstellen-Eis“-Stadion) und man konnte sich endlich mal über einen Sieg freuen, dann auch noch zu Null… Nicht! Denn es gab noch einen Freistoß an der Strafraumgrenze für die Hausherren, der wirklich sehenswert und unhaltbar von de la Cuesta versenkt wurde.
Jetzt war aber wirklich Schluss und so gehen seit Ewigkeiten endlich mal wieder drei Punkte dahin, wo sie hingehören. Am Freitag steht dann das letzte Heimspiel der Saison gegen die frisch aus dem Pokal ausgeschiedenen Buchholzer. Ein Sieg wäre wirklich eine feine Sache!