Stadion Hoheluft, 93 000 Zuschauer, bestes Fußballwetter.
Sturmtief Xaver sei Dank.
Oder anders formuliert: Großes Intro
die ganze Woche über und dann reichte es plötzlich nicht einmal für
den eigentlich fest eingeplanten Spielausfall. Abgeblasen, die
vorzeitige Winterpause. Die Kaoten mussten also doch noch fix vom
Sofa, den Flyer zusammenschustern, drucken und Ultra-spielen. Joah,
aber auch nur, weil der Gegner heute versprach, recht harmlos und
ersatzgeschwächt aufzulaufen.
Leider fanden sich am Stadion
schließlich nur recht wenige Hartgesottene trotz Kälte und ätzender
Anstoßzeit ein, um unsere glorreiche Equipe angemessen zu
unterstützen. Offenbar war es noch nicht überall angekommen, dass
dieses unselige Spiel auf Deubel komm raus durchgezogen werden
sollte. Der dezimierte Haufen – ist euch eigentlich schon mal
aufgefallen, dass wir diese personellen Schwächephasen turnusgemäß
im November und Dezember jeden Jahres haben?! – ratterte sein
Programm heute trotzdem wacker von der Spule und kann sich nach 90
Minuten einen mäßigen, aber stets bemühten Auftritt attestieren.
Für unsere Ansprüche viel zu wenig, da müssen sich alle Anwesenden
und natürlich Nicht-Anwesenden mal intensivst an die eigene Nase
packen, aber was nützt es sich aufzuregen? Es wurde 90 Minuten
tapfer gesungen, einige Male auch ganz ordentlich, manchmal sogar mit
akzeptabler Lautstärke, meist mit der richtigen Einstellung und zwei
Mal sogar mit entsprechendem Jubel und der Erleichterung, nicht
nochmal in der laufenden Saison gegen die Dorfkicker aus Eichede zu
verlieren.
Auf dem extrem rutschigen, tiefen und
mit einer dünnen Schneeschicht überzogenen Geläuf, das sich vor
Xaver einmal Rasen schimpfte, erwartete die gefühlt 93 000 Zuschauer
ein rumpeliges Spiel mit zwei brasilianisch anmutenden
Abstiegskandidaten. Wie es sich für einen
gekonnt-und-nicht-gewollten Tabellenletzten gehört, gurkte Vicky
etwas überzeugender über die Rutschbahn und bolzte die Kugel in das
Eckige. Nicht schön, aber verdient, dank Michael Sara. Keeper
Lucassen dabei eher unglücklich – aber was soll man sagen, Fabian,
der Lack ist einfach ab...
Die Führung stand den Blau-Gelben gut
zu Gesicht und es war – neben der ekeligen Kälte natürlich –
spürbar, unsere Truppe wollte jetzt mehr. Aber wir leidgeprüften
Victorianer kennen das ja schon, der Wille ist noch lange nicht der
erste Schritt zum Gelingen. Sorgenkind Conrad Azong wie immer
glücklos und wirkliche Torgefahr bleibt an der Hoheluft die
Seltenheit. Harmlos ist eben unser zweiter Vorname.
In Halbzeit zwei gingt es weiter mit
Victoria am Drücker. Aber wieder reichte es nicht, die sogenannten
Bravehearts endlich voll und ganz in die Krise zu schießen. Ganz im
Gegenteil. Alles nach Vicky-RL-Blaupause – die Gäste beförderten
irgendwie, auf mysteriöse Art und Weise, quasi aus dem Nix den Ball
in die Maschen. Kennen wir ja schon, nur leider bewahrt Gewohnheit
trotzdem nicht vor Enttäuschung. Jetzt durften sogar die Fans von
Alko-Trust mal kurz ran und sich Gehör verschaffen, anschließend
ging es aber weiter mit dem obligatorischen NK-Singsang und siehe da,
wir haben ein kleines Wunder herbeigetanzt, denn Publikumsliebling
Jerry Sampaney knallte das Runde in das Eckige. Endlich. Verdient.
Verdient auch für Jerry, der in den letzten Wochen einfach alles
gegeben hat. Und ja, der Ferrari hat uns gebeten zu betonen, die
Vorlage kam von Subasic. Das wollen wir natürlich nicht unter den
Tisch fallen lassen! Mit arg strapazierten Stimmen sang der
Ultra-Haufen die Jungs dann über die erlösende Ziellinie namens
Abpfiff.
Während der Regen an der Hoheluft
einsetzte, bejubelten wir noch unsere Rumpelhelden, den hergestellten
Anschluss an die anderen 17 Teams in Liga 4, die Ansage unseres
Trainers, dass wir nie und nimmer absteigen und das blau-gelbe
Durchhaltevermögen, irgendwie doch immer wieder weiter zu machen und
zu überleben.
Ach ja, genau, die Gäste mussten dann
auch noch mit Kaltwasser duschen, sehr gut, wir arbeiten an unserem
Asi-Ruf. Ihr sollt euch nämlich fürchten vor der Hoheluft! Hier in
der rauen Großstadt, wo die Fans statt Hipster-Style mit
Penny-Tüten, Pfandsammeln und Essen aus der Mülltonne leben.