Samstag, 7. Dezember 2013

19. Spieltag: SC Victoria Hamburg – SV Eichede 2:1 (1:0)

Stadion Hoheluft, 93 000 Zuschauer, bestes Fußballwetter. Sturmtief Xaver sei Dank. 

Oder anders formuliert: Großes Intro die ganze Woche über und dann reichte es plötzlich nicht einmal für den eigentlich fest eingeplanten Spielausfall. Abgeblasen, die vorzeitige Winterpause. Die Kaoten mussten also doch noch fix vom Sofa, den Flyer zusammenschustern, drucken und Ultra-spielen. Joah, aber auch nur, weil der Gegner heute versprach, recht harmlos und ersatzgeschwächt aufzulaufen.
Leider fanden sich am Stadion schließlich nur recht wenige Hartgesottene trotz Kälte und ätzender Anstoßzeit ein, um unsere glorreiche Equipe angemessen zu unterstützen. Offenbar war es noch nicht überall angekommen, dass dieses unselige Spiel auf Deubel komm raus durchgezogen werden sollte. Der dezimierte Haufen – ist euch eigentlich schon mal aufgefallen, dass wir diese personellen Schwächephasen turnusgemäß im November und Dezember jeden Jahres haben?! – ratterte sein Programm heute trotzdem wacker von der Spule und kann sich nach 90 Minuten einen mäßigen, aber stets bemühten Auftritt attestieren. Für unsere Ansprüche viel zu wenig, da müssen sich alle Anwesenden und natürlich Nicht-Anwesenden mal intensivst an die eigene Nase packen, aber was nützt es sich aufzuregen? Es wurde 90 Minuten tapfer gesungen, einige Male auch ganz ordentlich, manchmal sogar mit akzeptabler Lautstärke, meist mit der richtigen Einstellung und zwei Mal sogar mit entsprechendem Jubel und der Erleichterung, nicht nochmal in der laufenden Saison gegen die Dorfkicker aus Eichede zu verlieren.
Auf dem extrem rutschigen, tiefen und mit einer dünnen Schneeschicht überzogenen Geläuf, das sich vor Xaver einmal Rasen schimpfte, erwartete die gefühlt 93 000 Zuschauer ein rumpeliges Spiel mit zwei brasilianisch anmutenden Abstiegskandidaten. Wie es sich für einen gekonnt-und-nicht-gewollten Tabellenletzten gehört, gurkte Vicky etwas überzeugender über die Rutschbahn und bolzte die Kugel in das Eckige. Nicht schön, aber verdient, dank Michael Sara. Keeper Lucassen dabei eher unglücklich – aber was soll man sagen, Fabian, der Lack ist einfach ab...
Die Führung stand den Blau-Gelben gut zu Gesicht und es war – neben der ekeligen Kälte natürlich – spürbar, unsere Truppe wollte jetzt mehr. Aber wir leidgeprüften Victorianer kennen das ja schon, der Wille ist noch lange nicht der erste Schritt zum Gelingen. Sorgenkind Conrad Azong wie immer glücklos und wirkliche Torgefahr bleibt an der Hoheluft die Seltenheit. Harmlos ist eben unser zweiter Vorname.
In Halbzeit zwei gingt es weiter mit Victoria am Drücker. Aber wieder reichte es nicht, die sogenannten Bravehearts endlich voll und ganz in die Krise zu schießen. Ganz im Gegenteil. Alles nach Vicky-RL-Blaupause – die Gäste beförderten irgendwie, auf mysteriöse Art und Weise, quasi aus dem Nix den Ball in die Maschen. Kennen wir ja schon, nur leider bewahrt Gewohnheit trotzdem nicht vor Enttäuschung. Jetzt durften sogar die Fans von Alko-Trust mal kurz ran und sich Gehör verschaffen, anschließend ging es aber weiter mit dem obligatorischen NK-Singsang und siehe da, wir haben ein kleines Wunder herbeigetanzt, denn Publikumsliebling Jerry Sampaney knallte das Runde in das Eckige. Endlich. Verdient. Verdient auch für Jerry, der in den letzten Wochen einfach alles gegeben hat. Und ja, der Ferrari hat uns gebeten zu betonen, die Vorlage kam von Subasic. Das wollen wir natürlich nicht unter den Tisch fallen lassen! Mit arg strapazierten Stimmen sang der Ultra-Haufen die Jungs dann über die erlösende Ziellinie namens Abpfiff.
Während der Regen an der Hoheluft einsetzte, bejubelten wir noch unsere Rumpelhelden, den hergestellten Anschluss an die anderen 17 Teams in Liga 4, die Ansage unseres Trainers, dass wir nie und nimmer absteigen und das blau-gelbe Durchhaltevermögen, irgendwie doch immer wieder weiter zu machen und zu überleben.
Ach ja, genau, die Gäste mussten dann auch noch mit Kaltwasser duschen, sehr gut, wir arbeiten an unserem Asi-Ruf. Ihr sollt euch nämlich fürchten vor der Hoheluft! Hier in der rauen Großstadt, wo die Fans statt Hipster-Style mit Penny-Tüten, Pfandsammeln und Essen aus der Mülltonne leben.