MEP-Arena, 1457 Zuschauer
Sind wir also wieder mitten im
Abwärtstrend? Nach der Niederlage in Rehden fühlt es sich fast so
an. Zu allem Überfluss sollte es zum Auftakt der Rückrunde auch
noch nach Meppen gehen, ein Gegner, der zumindest sportlich derzeit
alles andere als auf Augenhöhe agiert.
Beste Aussichten also für ein
gelungenes Wochenende. Achtung, Ironie. Vor allem als schon
frühzeitig klar wurde, dass auch Nordkaos nicht annähernd in
Bestbesetzung im Emsland aufschlagen würde. Getrübte Stimmung also
im Vorfeld, die sich allerdings am Samstagabend mit etwas Alkohol und
gemeinsamen Grünkohlessen kippen ließ. In bierseliger Laune wurde
dann sogar noch ein spontanes Sinnlos-Spruchband für unsere
Gastgeber aus dem Emsland angefertigt: „Amnesia Ultra – Wir
rauchen euch auf.“ Wenn das nicht mega-kreativ und witzig ist, dann
weiß ich auch nicht. Ewig bleibender Fame bei ultras.ws, ganz klar.
Am frühen Morgen hieß es dann noch
kurz so tun, als könne man schlafen, um wenig später wieder voller
Tatendrang am Bahnsteig zu stehen. Es impliziert der Name Kaos
allerdings, dass nicht alle ihre promille-geschwängerten Körper
rechtzeitig zum Treffpunkt bewegt haben. Da nützten auch unzählige
Weckanrufe nichts. Erst musste da wohl der Rausch ausgeschlafen
werden, um später mit dem IC nachzukommen. Wer zu viel säuft, den
bestraft halt das Leben.
Der Rest der Bagage enterte derweil den
metronom gen Bremen und machte sich auf die zweitweiteste
Auswärtstour in Liga Vier. Macht ja auch irgendwie Laune, längere
Touren mit dem Zug zu unternehmen, statt immer nur vier Stationen mit
dem Bus nach Niendorf zu gurken. Da erträgt man auch eine Stunde
Schienenersatzverkehr. In Leer wurde dann erstmals die Polizei auf
uns düstere und gefährlich dreinschauende Gestalten aufmerksam. Wir
waren ja auch in beängstigender Zahl unterwegs...
In Meppen angekommen war der Mob
erstmal schwer beeindruckt von den genau zwei Gleisen an diesem
Metropolbahnhof. Dagegen ist ja sogar Buchholz Großstadt. Dann hieß
es erstmal warten auf die nächste Ladung Zugfahrer. Schon ziemlich
öde, denn hier will man nicht einmal tot über dem Gartenzaun
hängen. Ganz finster, dieser Ort.
Gemeinsam ging es dann per pedes zum
Stadion. Auch hier wurden nur äußerst selten Einheimische
gesichtet. Manchmal düste immerhin ein einsamer Kiebitz mit dem
Fahrrad vorbei. Hier steppt definitiv der Bär. Aber immerhin, keine
Polizeibegleitung.
Am Stadion dann endlich etwas Leben.
Sogar ein oder zwei Szeneleute wurden jetzt gesichtet. Nach dem
obligatorischen Getränkeverstecken mussten wir zunächst
feststellen, dass der Gästeblock leider (?) nicht für uns geöffnet
wurde. Stattdessen wurden wir nach wirklich fairen und lockeren
Kontrollen in einen kleinen Tribünen-Eckblock verfrachtet.
Bester Standort, wirklich nice. Bänke,
auf denen man zur Abwechslung auch mal stehen durfte, und prima
Zaunfahnenplätze. Der Minimob war sehr zufrieden und stellte sich
der heutigen Aufgabe, zur Not auch mit zehn Leuten voll und ganz
abzugehen.
Ohne Trommel, weil unser üblicher
rhythmischer Singsang mit zehn Personen doch eher traurig klingt.
Heute also mal 90 Minuten anders. Motiviert ging es also los und
siehe da, die Stimmung war für unsere Anzahl wirklich ordentlich.
Zumal der Heimblock nicht zu hören war
und, um ehrlich zu sein, auch bewegungstechnisch nicht lebendig
wirkte. Heimspiel in Meppen also. Und das mit zehn Leuten. Nicht zu
denken, wie geil das Ganze mit der vollständigen Truppe geworden
wäre. Aber egal, kommen wir zum Spiel:
Wie zu erwarten war, hatte unser
Sportclub keine Chance. Es war nur eine Frage der Zeit, bis der
Gegner unsere Jungs zu Fehlern, sprich Gegentreffern, drängen würde.
Auch wenn unsere Spieler bemüht wirkten und Eybächer ein ums andere
Mal die Bälle hinten rausbolzte, es reichte nicht, um die Tore zum
1:0 und 2:0 noch vor der Pause zu verhindern. Unsere Blau-Gelben
agierten offensiv derweil viel zu harmlos, gaben sich aber immerhin
nicht auf.
Kurz vor der Halbzeitpause kam dann
noch einmal ein Schwung verspäteter Zugfahrer nach und wir pushten
unsere Truppe enthusiastisch nach vorne. Ebenso in Halbzeit zwei. Wir
dürfen definitiv zufrieden ob der gezeigten Moral unserer Jungs
sein. Dass dann entweder der Anschlusstreffer gelingt oder aber das
3:0 fällt ist gängiges Fußballwissen. Heute fiel leider das 3:0.
Nicht sonderlich geil, aber auch keine Katastrophe. Wir wissen ja, wo
wir finanziell und damit sportlich stehen. Meppen ist nicht der
Gegner, den wir schlagen müssen. Also kein Grund, wütend zu sein.
Der Gästeblock zog trotz schwächer
werdender Stimmen trotzdem weiter super mit und letztlich konnten wir
uns das „Gegen Vicky kann man mal verlieren“ nicht verkneifen.
Wirkte nämlich leider stimmungstechnisch nicht so, als hätte der SV
Meppen gerade drei Punkte eingefahren. Unzählige Leute verließen
sogar frühzeitig das Stadion – Angst vor dem Megastau auf dem
Parkplatz? Muahaha... Oder die Sorge, dass die Bordsteine noch vor
dem Abpfiff hochgeklappt werden? Auf jeden Fall wirkte das ganze
Stadion bocklos. Sorry, wenn wir so weit oben in der Tabelle stehen
würden, wäre jeden Spieltag Party und Ausnahmezustand an der
Hoheluft!
Der Rückweg zum Bahnhof dann
überraschend unspektakulär. Etwas Polizeibegleitung, ein paar böse
dreinschauende Jugendliche und eine ziemlich lange, vor allem aber
einsame Wartezeit am Bahnhof. Dann ging es endlich zurück in die
Zivilisation. Da kaum noch wer genug Stimme für gescheite
Konversation hatte, überbrückten wir die nächsten Stunden
schlafend, bevor wir in Hamburg beim obligatorischen gemeinsamen
Kochen den Abend ausklingen ließen.
Last but not least: Vielen Dank an
unseren Besuch aus Frankfurt und das unterhaltsame Wochenende!