Rosenstadion, 112 Zuschauer
Wer auf dem Hinweg per Auto nach
Uetersen reiste, dürfte sich auf der Höhe der Abfahrt nach
Halstenbek verwundert die Augen gerieben haben: Auf beiden Seiten der
Autobahn eine lange Schlange an Autos, die ausgerechnet da abfahren
wollten. Hinterher kann man sagen: Wären wir mal dem Ruf des
„Apfelfestes“ auch gefolgt! Wir fuhren aber brav weiter, bis wir
dann endlich mal irgendwann am Zielort Uetersen ankamen. Alles höchst
unangenehm, auch unsere Bahnfahrer waren bereits bedient. Es ist eben
nicht so leicht, wenn man sonntags in die Vorstadt gurken muss…
So richtig in Stimmung war irgendwie
niemand und so wurde die erste Hälfte des Spiels schweigend
verbracht. Was es da zu sehen gab, war ebenfalls nicht dazu angetan,
jemandem zum Fußballfan zu machen. Victoria tat sich gegen die
robusten Spieler aus der Landesliga äußerst schwer. Es konnten zwar
ein paar Chancen heraus gespielt werden, aber richtig zwingend war
das alles nicht. Letztlich musste unser Koreaner Kangmin Choi mal
wieder die Eisen aus dem Feuer holen, was ihm nach 26 Minuten und
einer Vorlage von Marius Ebbers auch gelang. Noch lief also alles
nach Plan: Das war zwar kein überragendes Spiel, aber ein gutes
Pferd springt ja bekanntlich nur so hoch wie es muss. Als Ebbers dann
mit muskulären Problemen in der 35. Minute ausgewechselt werden
musste, nahm allerdings das Unheil seinen Lauf… Es ist jetzt nicht
an seinem Fehlen allein festzumachen, aber der SCV spielte zu pomadig
und verpasste es, den zweiten Treffer nachzulegen. Sowas rächt sich
ja immer – ganz besonders im Pokal, wo es um Alles oder Nichts
geht.
In der zweiten Hälfte hat sich dann
der Haufen Kaoten zusammengerissen und doch mal ein bisschen Leben in
die Veranstaltung gebracht. Das war auch wirklich ein Trauerspiel –
zu Beginn des Spiels waren mit Sicherheit keine 50 Leute im Stadion.
Woher die 112 Zuschauer gekommen sein sollen, die in der offiziellen
Statistik aufgetaucht sind, weiß ich auch nicht recht – 80 zu
Spielende halte ich für realistischer. Egal, es wurde jedenfalls
supportet und gleich mal ein neues Lied eingeführt, das ganz gut
Laune machte.
Sportlich dagegen machte es weniger
Laune, dass Uetersen in der 65. Minute zum 1:1 ausgleichen konnte.
Noch weniger Laune brachte es dann, dass dies auch gleichzeitig der
Endstand war und wir noch länger als unbedingt nötig in Uetersen
bleiben mussten.
Die Verlängerung stand an und Choi
legte erneut vor und erhöhte auf 2:1 für die Guten. Ein blöder
Foulelfmeter machte dann aber jegliche Abendgestaltung des Autoren
zunichte, denn der Ausgleich zum 2:2 bedeutete letztendlich auch noch
Elfmeterschießen.
Das konnte ja nicht gut gehen – wer
die miese Statistik der Blau-Gelben kennt, wusste also, was nun
passieren würde. Ein weiterer Kaot ließ sich derweil per Telefon
zum Shootout durchstellen und erlebte das Ausscheiden ohne
Bildmaterial, was wohl letztlich auch besser war.
Der klägliche Rest verließ
anschließend die Anlage mit hängenden Köpfen und noch mieserer
Laune und durfte dann noch eine Odyssee durch das
schleswig-holsteinische Flachland machen. Haseldorf, Hetlingen,
Horst, Hedel… oder so ;-). Nach mehr als dreistündiger Fahrt hatte
jedenfalls auch der letzte Kaot seine Heimat erreicht und ist froh,
wenn er nie wieder nach Uetersen muss!