Sonntag, 3. März 2013

24. Spieltag: TSV Havelse – SC Victoria 7:0 (6:0) (03.03.2013)

Irgendwie verspüre ich gerade herzlich wenig Lust hier in eine Adjektiv-Aufzählung zu verfallen, die dringend nötig wäre um das gestern Gesehene zu kommentieren. Deshalb beschränke ich mich auf eine halbwegs nüchterne Wiedergabe der Geschehnisse.
Am Sonntag um 9:15 Uhr hieß es Treffen in Hamburg am Hauptbahnhof um sich kurze Zeit später gen Hundertwasserbahnhof Uelzen aufzumachen. Das war ebenso entspannt und ereignislos wie die Weiterfahrt nach Hannover. Da in die S-Bahn, anschließend noch eine Runde Stadtbahn und schon war man in Garbsen angelangt. Nach einer Viertelstunde Fußmarsch durchs Wohngebiet erblickte man auch schon das nett-amateurhafte Stadion. Dort nach erstem Klogang und erstem Kennenlernen der netten Dorfjugend („Seid ihr die Victoria-Schwuletten?“, Danke für die Lacher) der übliche Dilettantismus von Dorfvereinen: Die rechte Hand weiß nicht, was die Linke macht und schon bekamen wir eine gratis Stadionführung (Copyright by Konterbande). Am Ende kamen wir da wieder raus, wo wir angefangen hatten (unüberdachter Gästesteher). Der SCV hatte freundlicherweise für Freikarten gesorgt, ganz so, als ob man im Vorfeld geahnt hätte, was in den nächsten 90 Minuten so passieren sollte.
Auf dem Platz entwickelte sich zunächst eine ähnliche Partie wie drei Wochen zuvor in Bremen: Victoria steht hinten drin, Havelse macht das Spiel. Nach einem Fehler in der Hintermannschaft des TSV hätte Seguro sogar das 1:0 machen müssen, ganz so wie Stilz in Bremen. Statt aber wie in der Hansestadt fast eine Hälfte auszuhalten, hielt das „Abwehrbollwerk“ (ha, hätte keiner gedacht, dass ich diesen Begriff hier rein bekommen würde, oder?), nur knappe zehn Minuten. Und wie auch schon in Bremen in der zweiten Halbzeit, brachen auch jetzt sofort alle Dämme. Jetzt war es an der Mannschaft des SCV dilettantisch aufzutreten. Von Minute 11 bis 24 war jede Flanke, jeder Pass in Strafraumnähe gleich bedeutend mit einem Tor. Es sah in dieser Phase so aus, als würde hier Kurdistan Welat II gegen Barcelona spielen, und nicht Victoria Hamburg gegen Havelse. So stand es nach 25 Minuten 5:0 und die große Frage des Tages lautete, ob es noch vor der Pause zweistellig werden würde oder erst danach. Die Gastgeber hielten sich aber ein wenig zurück und so folgte das 6:0 erst zwei Minuten vor dem Halbzeit-Tee.
Die Stimmung im Gästeblock natürlich irgendwo zwischen geschockt, niedergeschlagen, wütend und sarkastisch-trotzig (Mist, doch Adjektive aufgezählt). So lässt sich auch der Support bis dahin gut beschreiben: Anfänglich ganz schwungvoll, dann nach der Viertelstunde des Grauens etwas weniger. Wir beschlossen aber, dass zumindest ein Teil des Vereins selbigen an diesem Sonntag würdig repräsentieren sollte. So wurde auch in Halbzeit zwei komplett durchgezogen, sodass zumindest das Gesangsduell mit den Supporters Havelse rund um die RCGH für sich entschieden werden konnte. Bei uns stets gute Bewegung und Lautstärke, vor allem, wenn der Gegenwind mal nachließ. Auf der Gegenseite immer mal wieder längere Phasen, in der weder Bewegung noch Gesang zu vernehmen waren. Natürlich mischte sich bei uns auch die ein oder andere hämische Note mit ein, aber das darf uns an diesem Nachmittag nun wirklich keiner übel nehmen.
Und auch die Mannschaft brachte die zweiten 45 Minuten halbwegs mit Anstand rum und fing nur noch einen Gegentreffer, und alle so: Yeah! Positiv anzurechnen ist den Jungs, dass sie auch nach einem solchen Auftritt noch geschlossen in den Block kamen, um sich zu bedanken/entschuldigen. Nach dem Spiel wurde schnell abgebaut und der Weg in Richtung Heimat angetreten. Komödiantischer Höhepunkt des Tages dann auf dem Fußweg im Wohngebiet, als sich eine sehr enthusiastische Havelserin (oder so ähnlich) schalwedelnd am Fliegengitter rieb und vor sich hin brüllte. Sehr nett von der jungen Dame, uns niedergeschlagenen Haufen derart aufmuntern zu wollen! Nach den Zwischenstopps Leinhausen und Hannover-Hauptbahnhof ging es dann wieder in den Metronom Richtung Hamburg.
Nächste Woche geht es dann zu Hause gegen Neumünster, vielleicht schaffen wir es ja mal weniger als fünf Gegentore zu kassieren, wäre doch mal was. Ultras!