Samstag, 9. März 2013

25. Spieltag: SC Victoria – VfR Neumünster 2:1 (2:0) (09.03.2013)

Es gibt diese Spiele, da wachst du morgens auf und es graut dir schon gewaltig. Du hast dir ausgemalt, wie der Tag verläuft, ahnst schon, wie oft der Ärger in dir hochsteigt, die Wut aus dir rausbricht und du dir schwörst, nie mehr einen Tag deines heiligen Wochenendes für so einen Murks zu investieren.
Passend dazu sind diese Tage natürlich immer verbunden mit massig Absagen innerhalb der Gruppe, meist auch noch aus so triftigen Gründen, dass man die Leute nicht mal mehr mit Gewalt in den Block treiben könnte. Also stellst du dich auf dem Weg zum Treffpunkt schon mal auf eine Minimalbesetzung ein. Ist auch egal, denkst du, denn nach den letzten beiden Spielen mit sage und schreibe zwölf Gegentoren willst du den ganzen Mist eigentlich nur fix abhaken und im Ultraum chillen. Das geht nämlich auch locker zu zehnt und nervt nicht ganz so, wie der Versuch des SC Victoria Regionalliga-Fußball zu spielen.
Du kommst schließlich am Stadion an und bist erst einmal positiv überrascht, die Verlautbarung Sicherheitsspiel hat nicht wirklich zu schlechteren Bedingungen auf Heimseite geführt, es sind sogar alle Kaoten pünktlich am Treffpunkt. Immerhin. Der Aufbau gelingt überraschend entspannt, über den Flyerverkauf lässt sich trotz Schneefall nicht meckern (wie fast immer in dieser Saison, alle weg) und auch das Sammeln der Minsk-Spenden im Heimbereich und Tribüne gibt Anlass zur Freude. Wir sind begeistert, dass unser Publikum der Sache so aufgeschlossen gegenüber steht! Das macht uns stolz.
Während der vielen Aufgaben, die so ein Spieltag mit sich bringt, füllt sich dann sogar der Block noch ganz ordentlich. Das Fehlen von ein paar Kaoten wird mit einer wirklich guten Quote aus Umfeldleuten wett gemacht. Schöne Sache!
Kurz vor Beginn der Partie dann auch Leben im Gästeblock. Ca. 70 Personen bauen reichlich Zaunfahnen auf, Schwenker werden in die Luft gereckt. Positiv, wäre auch ätzend, einmal mehr gegen einen leeren Block zu singen.
Unser Support war von Beginn an sehr ordentlich. Die Jungs und Mädels im Virage haben alle gut mitgezogen und ordentlich Gas gegeben. Hohes Freidrehpotenzial. Überraschend, denn der Wind stand ungünstig, der Schnee dämpfte zusätzlich und doch, wir waren mit dem Gezeigten sehr zufrieden.
Zufrieden waren wir natürlich auch mit dem Spiel. Es kam die erhoffte und von Seiten der Mannschaft angekündigte Trotzreaktion. Victoria in Hälfte eins klar besser. Hat gut ausgesehen und uns zusätzlich zwei schöne Tore beschert. Zugegeben, im Vergleich zur letzten Woche, in der auf die Leistungsträger Sachs, Hoose, Stilz und Brück verzichtet werden musste, trieb sich diese Woche nur noch Hoose in der weiten Welt herum. Die anderen stürmten durch den immer dichter fallenden Schnee zu zwei ansehnlichen Toren von Youngster Brüning und Edelzugang Seguro. Der im Gegensatz zur letzten Woche wieder selbstbewusst auftretende Conrad Azong bereitete beide Tore mit viel Übersicht vor und ließ den C-Block ausflippen. Freidrehpotenzial abgerufen.
Bis auf eine Chance, die Grubba lockerst übers Tor lenkte, war von NMS nicht viel zu sehen. Lediglich die lila Fans waren das ein oder andere Mal kurz zu hören. Auch wenn bei uns nicht viel ankam, ein kleiner Teil der Jungs war zumindest stetig in Bewegung.
Viel Bewegung gab es im C-Block natürlich auch, die Bande hatte Lust auszuflippen. Da kam die Pause ganz recht, um endlich mal wieder Luft zu holen.

Zum Ende der Pause präsentierte der C-Block noch eine kleine Spruchbandaktion zugunsten der MINSK-Tour. Wie ihr ja hoffentlich alle mitbekommen habt, begrüßen auch wir Partizan Minsk am 18.03. auf heimischen Kunstrasen und würden uns neben Spenden natürlich auch über entsprechend viele Zuschauer freuen.

Die zweiten 45 Minuten liefen dann leider nicht so entspannt, zumindest nicht mehr ab dem Moment, als Rabenhorst nach einem gröberen Einsteigen umgehend mit Rot des Feldes verwiesen wurde. Alle bisher vernommenen Meldungen besagen übrigens: Überzogen.

Die Gewichtung im Spiel änderte sich ab diesem Moment natürlich. Neumünster machte Druck und drängte unsere Mannschaft tief in die eigene Hälfte. Die Beunruhigung wuchs. Vor allem als schließlich Andi Brück einen der Lila-Weißen von den Füßen holte und folgerichtig auf den Punkt gezeigt wurde. 2:1 Anschluss und es sollte eine unangenehm lange Zeit noch einmal richtig spannend werden.
Neumünster warf alles nach vorne, doch obwohl die Schleswig-Holsteiner gefühlt 90 Prozent Ballbesitz hatten, wirklich gefährlich waren sie nur sehr selten. Viele Bälle, die den Strafraum erreichten, gehörten eher der Kategorie harmlos an und unsere Hintermannschaft konnte das meiste davon wegfischen. Lediglich ein Moment in Minute 80 ließ bei uns allen das Herz stillstehen: Der Ball zappelte im Netz, ganz Neumünster im Freudentaumel, doch an der rechten Seite winkte ein couragiertes Fähnchen. Kein Tor. Die Führung konnte schließlich über die Zeit gebracht werden.
Freude auf der einen, randalieren auf der anderen Seite.
Der C-Block hatte sich heiser geschrien, mit wirklich beeindruckender Leidenschaft und feierte gelöst auf dem Zaun mit der Mannschaft. Und weil man es kaum glauben kann, der SCV gewinnt damit das dritte Heimspiel in Folge und rutscht in der Heimspieltabelle auf Platz sieben. Und wenn wir schon bei Plätzen sind, Victoria steht dank der Niederlage des HSV II endlich wieder über dem Strich. Ihr seht, liebe Leute, wir sind noch nicht tot. Es geht noch was, zumindest wenn die Mannschaft so auftritt wie heute.

Tja, es gibt diese Tage, das wachst du auf mit einem breiten Grinsen im Gesicht.