Samstag, 15. November 2014

Oberliga Hamburg, 16. Spieltag: SV Curslack-Neuengamme - SC Victoria Hamburg 1:1 (0:1)

Grawkowweg, 360 Zuschauer

Nordkaos und der Gramkowweg – das ist eine ganz besondere Beziehung. Warum? Das hat verschiedene Gründe: Ein Punkt ist sicherlich, dass wir schon so oft da waren. Legendär an dieser Stelle sicher der Testspiel-Marathon im Winter vor ein paar Jahren. Mittlerweile ist auch noch ein Sommerturnier pro Jahr dazu gekommen. Plus Ligaspiele. Und an mindestens ein Pokalspiel kann ich mich spontan auch erinnern. Man hat das Gefühl, man kennt da jedes Blatt, so oft ist man schon da gewesen. Dann gab's vor ein paar Jahren mal eine Aktion, die hohe Wellen in der Regionalpresse geschlagen hatte, Stichwort Aufkleber und so. Und schwimmen ist jemand von uns im Kanal nebenan auch mal jemand gegangen... Naja, jedem in der Gruppe fallen sicherlich auf Anhieb mehrere Dinge ein, die er mit Curslack verbindet.
Und nun das: Seit letztem Samstag (auch der Termin ist schon immer so gewesen!) ist eine Tribüne dazu gekommen. Ja, tatsächlich, es wurde eine gebaut! In Zeiten, wo Traditionsstätten in der Bundesliga durch gesichtslose Arenen ausgetauscht werden und selbst das Millerntor seinen baufälligen Charme verloren hat, in einer Zeit, wo in der Oberliga alte Spielstätten und kleine Stadien einfach abgerissen und durch langweilige Kunstrasenplätze ersetzt werden – in solch einer Zeit baut Curslack sich eine Tribüne! Allein für diese Idee hat sich der Verein Lob verdient! Zwar sieht sie auf den ersten Blick etwas „hochbeinig“ aus, aber in den Bauch sollen ja bis nächsten Sommer ja auch noch Duschen und Umkleidekabinen gebastelt werden. Ganz klassisch also – wie bei unserer Tribüne im Stadion Hoheluft. Ansonsten verfügt das Ding über 302 Sitzplätze – wovon knapp 70 „auf Lebenszeit“ vergeben sind. Auch 'ne Idee.
Ob es nun der Zufall war oder doch gewollt: Vicky hatte also die Ehre, diese Tribüne mit dem Ligaspiel einzuweihen. Und ich muss sagen, ich habe mir von diesem Auswärtsspiel was versprochen. Nämlich drei Punkte. Curslack ist sportlich dieses Jahr nicht mehr so auf der Höhe wie noch in den vergangenen Jahren, wo sie immer ein Mitstreiter um die vorderen Plätze waren. Aber der Wegfall einiger Leistungsträger hat eine Verjüngung des Kaders mit sich gebracht, was wiederum zu einer etwas durchwachsenen Saison bisher geführt hat. Beste Gelegenheit also, um für den SCV drei Punkte einzusacken und sich in der Tabelle weiter nach vorne zu bewegen.
Aber leider hab ich da die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Zwar dominiert Blau-Gelb in Verkleidung von Paloma (ich mag diese Auswärtstrikots nicht!) das Spiel, versäumte es aber, aus den wenigen Chancen mehr zu machen, bzw. schlicht mehr Chancen zu generieren. Lediglich Dennis Thiessens Tor sorgte für Jubel bei den Victorianern. Und kurz vor Schluss kam es dicke, denn Curslack gelang der Ausgleich. Ärgerlich, überflüssig, aber leider sich abzeichnend. Da gingen dann die Köpfe mal wieder runter. Ein Auf und Ab, zumindest auswärts. Zuhause läuft es ja eigentlich ganz gut, sechs Heimsiege in Serie sind schon 'ne Hausnummer. Trotzdem läuft diese Saison irgendwie alles andere als überzeugend. Zumindest kommt es einem so vor.
Überzeugend war auch unser Auftritt nicht so ganz. Dafür, dass es im Vorfeld so aussah, als wenn wir dort zu dritt stehen würden, haben wir dann am Ende zwar immerhin ein paar Leute mehr zusammen bekommen. Für ein Auswärtsspiel war die Zahl sogar ganz gut. Allein: Der Funke wollte nicht so recht überspringen. Es fehlen momentan einfach die Emotionen – und die kann man sich auch nicht herzaubern. Vom Spielfeld kommt da halt nicht genug, das ist zwar anständig, aber wenig mitreißend. Insofern kann man festhalten, dass wir durchgehend gesungen haben, wir sicher auch schon schlechtere Auftritte hatten, aber noch oben hin einfach ganz viel Luft ist. Das Freidrehpotenzial ist irgendwie abhanden gekommen. Ob das noch immer noch Nachwirkungen der letzten Saison sind oder ob es am allgemeinen November-Blues liegt – schwer zu sagen. Gerade Auswärtsspiele sind dieses Jahr bisher mehr Qual als Quell der Freude. Da hilft die schmucke Tribüne dann auch nicht mehr so richtig.

Was bleibt, ist die Hoffnung auf Besserung. Sowohl auf fremdem Rasen als auch auf den Rängen.