Mittwoch, 12. November 2014

Testspiel: Hamburger SV - SC Victoria Hamburg 8:0 (2:0)

Wie ich mal fast ein Testspiel beim HSV erlebte...

Es war einmal ein grauer Herbsttag, da vibrierte das Telefon. Eine SMS vom Verein: Morgen Testspiel beim HSV, kurzfristig angesetzt, um 18 Uhr am Volksparkstadion. Da der HSV das ganze diskret über die Bühne bringen wollte – zumindest im Vorfeld – sollte das nicht an die große Glocke gehängt werden. Ganz gut und ganz schön, aber sowas funktioniert heutzutage vielleicht noch in Nordkorea, nicht aber in unserer vernetzten Welt, denn nur wenige Stunden später plärrte den Termin unser allerliebstes Klatsch- und Tratschportal zum Hamburger Amateurfußballer hinaus in den Äther. Joah, nicht mein Bier, dachte ich mir zunächst. Da sich so kurzfristig kaum jemand aus der Fanszene frei nehmen konnte, hatte ich dann auch gleichzeitig die Aufgabe, unsere Fahne beim Kick hochzuhalten (in diesem Fall sprichwörtlich zu sehen!).
Also machte ich mich nach der Arbeit auf den Weg raus nach Stellingen – stilecht mit der S-Bahn. Aber oh Schreck: Wo war denn der Shuttle-Service, der mich zur Arena bringen sollte? Weit und breit nichts zu sehen, bis mir einfiel, dass viele Fans ja gar nicht mehr zur HSV AG gehen, weshalb der Fahrdienst wohl eingestellt wurde. Also machte ich mich durch den Volkspark allein auf den Weg zum Stadion, vorbei an der Müllverbrennungsanlage mitsamt den Gerüchen unseres Abfalls. Yummy! Da ich im Vorfeld wusste, dass ich zu spät kommen würde, dachte ich mir, dass ich bestimmt schon von Weitem die Fangesänge hören würde, aber nichts da... wie enttäuschend, der nächste Nackenschlag!
Da mich im Normalfall nicht die Bohne interessierte, wo van der Vaart und Co die Bälle misshandeln, hatte ich natürlich auch keine Ahnung, wo nun dieser Testkick stattfinden sollte. Aber als ich mich der Arena näherte, hörte ich ein bekanntes Geräusch: Ein Schiedsrichterpfeife. Also immer den Tönen nach, bis ich vor eine Plastikwand stand. Da kamen sie her, die Fußballgeräusche. Durch den Sichtschutz konnte ich schemenhaft Menschen erkennen und meinte, blau-gelbes Trikots ausgemacht zu haben. Als ich mich umsah, konnte ich erkennen, dass auf Höhe einer der Eckfahnen das Publikum zu sehen war. Ich also in Richtung des Spielsfelds, kackdreist das nächste Tor geprüft – offen, geil. Doch kaum hatte ich das Gelände betreten, als sich vor mir ein Ordner aufbaute.
Hmpf, so schlecht kann es dem Verein ja nicht gehen, wenn noch Geld für diese tumben Schränke vorhanden ist... „Heute unter Ausschluss der Öffentlichkeit!“ wurde ich angebellt. Öhm... ich dachte, ich hätte mich verhört. Hinter ihm um die Ecke rum standen mindestens 25 Personen, die sich das Spiel aus nächster Nähe ansahen, darunter auch Muttis und Rentner. Na gut, dann eben anders.
„Ich gehöre zum Verein!“ meine Antwort, passend dazu gleich mal die Arbeitskarte von Vicky rausgeholt. Ist ja schließlich ein offizielles Dokument und so. „Das ist egal!“ kam es postwendend zurück. Öhm... okay, offenbar sind nur die Vereinsangehörigen vom HSV zugelassen...
Nächster Versuch: „Ich gehöre zur Presse!“ Natürlich gab es auch dazu die entsprechende Karte, die ich dem Herren unter die Nase hielt. Offenbar hatte sich bisher noch kein Mensch ihm gegenüber erdreistet, gleich zwei Plastikkarten zu ziehen. Half aber auch nichts. Nach einem „Was sind Sie denn noch alles?!“ seinerseits konnte ich mir nicht verkneifen, ihn schon mal auf die baldige Zukunft seines Vereins im Amateurbereich vorzubereiten: „Wir sind eben ein kleiner Verein, da arbeitet man mit Personalunion.“Insgeheim fügte ich noch ein „Das würde euch auch gut zu Gesicht stehen, spart Personalkosten!“ hinzu, aber da er nun langsam ungehalten wurde, zog ich mich hinter das Tor zurück.
Da ich nun auch keine Lust mehr hatte, die weiße Plastikwand noch länger anzustarren oder zu überlegen, mit wem die Zuschauer geschlafen hatten, um dabei sein zu dürfen, wanderte ich den langen Weg zur S-Bahn zurück. Nicht ohne währenddessen im Internet bei Facebook und Twitter auf meinem Handy lesen zu können, dass der HSV das ach so geheime Testspiel überall vermarktete und sogar Bilder postete.

Schade, dass der Verein, sorry die AG, dafür nicht die Quittung in Form einer Testspielniederlage gegen Vicky bekommen hat. Aber wenigstens gibt’s dafür jetzt schlechte Presse im Kaosflyer! Tja, haste Scheiße am Fuß...