Samstag, 8. September 2012

6. Spieltag: Hannover 96 II – SC Victoria Hamburg 3:0 (2:0) (08.09.2012)

Endlich wieder Auswärts! Ein großer Reiz der Regionalliga Nord besteht ja darin, dass wir nun nicht mehr alle zwei Wochen auf irgendwelchen doofen Sportplätzen im Hamburger Umland spielen müssen, sondern in richtigen Stadien, zu denen man auch vernünftige Strecken zurücklegen muss (und nein, nach Norderstedt raus ist keine vernünftige Strecke!). Der Spielplan meinte es gut mit uns und ließ uns uns erstmal zu Hause in der neuen Liga einleben. Nach dem geilen (zumindest von der Fahrt her) Auftakt in Meppen und dem Ausflug nach Leipzig spielten wir den gesamten August über nur daheim. Höchste Zeit mal wieder raus zu kommen also! Da kam die anstehende Auswärtspartie in Hannover doch gerade recht. Um auch diese Fahrt wieder zu etwas Besonderem zu machen, wurde kurzfristig eine Assi-Mottofahrt ausgerufen. So reisten wir anstatt in coolen sportlichen Hosen und Jacken in assigen Joggern und Trainingsjacken. Gewinner des inoffiziellen Kostümwettbewerbs war aber auf jeden Fall der Kandidat mit der Perücke, der Bomberjacke und den Gewichtheberhandschuhen, ganz großes Kino!
So machte sich eine illustre und natürlich alles andere als unauffällige Runde vom Hamburger Hauptbahnhof aus auf den Weg. Neben Nordkaos und Umfeld waren auch natürlich wieder die Konterbande und erfreulicherweise auch eine Handvoll Menschen dabei, die einfach nur den Hamburger Vertreter in der Regionalliga unterstützen wollten. Sehr lobenswert, findet hoffentlich demnächst viele Nachahmer! Um auch das ein oder andere Fangetränk zu sich nehmen zu können, wurde ab Rotenburg/Wümme eher auf die Deutsche Bahn als den Metronom gesetzt. Der Mob wurde immer sangesfreudiger, also genau so ein Haufen Leute, die man nicht in der Bahn haben will, wenn man selbst ohne Fußballbezug reist. Dabei aber natürlich immer mit Niveau und freundlich, versteht sich!
In Hannover angekommen fanden wir Dank Ortskundiger schnell den Weg zur Stadtbahn und zum Stadion. Das ist ganz nett inmitten einer Kleingartenkolonie gelegen. Auf der einen Seite überdachte Steh-/Sitzplatztribüne, auf der anderen fünf Reihen Schalensitze. Wir fanden schnell unseren „eigenen“ Eingang zum Gästeblock vor. Dort erstes Meckern: Schon wieder Victoria mit „k“ geschrieben, grrr! Kann doch nicht so schwer sein, den Vereinsnamen des Gegners richtig zu Papier zu bringen! Nächster Stein des Anstoßes: Die schicken Eintrittskarten aus dem Niedersachsenstadion (dort übrigens Victoria richtig geschrieben) kosteten 5 bzw. 10 Euro. Für die vierte Liga auf jeden Fall ganz schön happig! Mit den netten Ordnern, auch aus dem Niedersachsenstadion, verabredeten wir, dass wir die Rucksäcke bei ihnen lassen und in der Halbzeit aus den Flaschen trinken dürfen. Wunderbar unkompliziert, so sollte das sein! Und das Trinken sollte auch nötig sein. Aus irgendwelchen Gründen war es in Hannover gefühlte 20°C wärmer als in Hamburg. Vorm Spiel dann das übliche Aufbauen, klappt Auswärts bisher komischerweise besser als zu Hause.
Das Spiel lässt sich dann letztlich zusammen fassen unter: „So fühlt sich also Paloma (beliebiges Beispiel), wenn sie gegen uns spielen müssen.“ Im Vorfeld schon wissend, dass man eigentlich keine Chance hat, die dann aber zu nutzen versuchen. Gibt Schöneres, aber manchmal steckt man halt auch einfach nicht drin. Das Motto „Chancenlos aber eigentlich auch nicht ganz“ war auch die Marschroute des SCV gegen ein zweite Mannschaft aus Hannover, die sich insgesamt sowohl körperlich als auch spielerisch besser präsentierte. Die erste Halbzeit über konnte der Außenseiter aus Hamburg aber relativ gut dagegen halten und sich in Person von Sachs, Lauer und Rabenhorst sogar Tormöglichkeiten erarbeiten. Wie auch schon in den letzten Wochen wurden diese aber leider nicht konsequent genutzt, dafür dann hinten gepennt. Das erste Mal nutzten das die 96er in der 27. Minute, verpassten unseren Mannen dann per 2:0 kurz vor der Halbzeit den gefühlten Todesstoß. In der zweiten Hälfte zeigte dann Hannover seine ganze Stärke und hätte uns durchaus auch mit 5:0 oder höher nach Hause schicken können. Zwei Tore wurden wegen Abseits zurück gepfiffen und so blieb es bei einer verdienten 3:0-Niederlage, nachdem der Top-Torjäger Kadah in der 55. Minute das dritte Tor der Niedersachsen erzielt hatte. Letztlich muss man das Ganze positiv sehen: Nicht komplett abgeschossen worden von einem Gegner, bei dem man nicht unbedingt punkten musste. Da gibt es noch ganz andere Kandidaten, gegen die Zähler geholt werden sollten.
Unser Support profitierte erwartungsgemäß enorm vom Dach. Waren unsere Auftritte diese Saison allesamt tendenziell in die Kategorie „gut und besser“ einzusortieren, fehlte uns hier und da nichtsdestotrotz die Lautstärke. Das war heute eher weniger das Problem. So konnten wir einen stimmungsvollen Support aufs Parkett legen. Auch nach den Gegentoren wurde ohne Unterlass weiter gemacht. Wenn man gegen einen erwartet starken Gegner mehr oder weniger chancenlos ist (v.a. in der zweiten Halbzeit), dann ist es nur Recht, sich selbst, den Verein und die weiter kämpfende Mannschaft zu feiern. So hinterließen der SCV und seine Fanszene einen mindestens zufrieden stellenden Eindruck. Gegen Ende kam es zwar zu kleineren Zwischenhängern, die aber spätestens beim grandios vorgetragenen „Ti amo“ (ist ja so'n bisschen unser Pendant zu „You'll never walk alone“ und passt bei solchen Spielverläufen wie Arsch auf Eimer) vergessen waren. Nach dem Spiel bedankte sich die Mannschaft bei uns, eine immer wieder aufs Neue schöne Geste. Zu erwähnen auch die Anwesenheit zweier inzwischen Exil-Itzehoer. War geil, euch mal wieder gesehen zu haben, kommt gerne öfters vorbei! ;-)
Die hannoversche Szene saß im Übrigen mehr oder weniger neben uns und beschränkte sich auf sporadische Schlachtrufe, muss man ja auch immer mal erwähnen.
Nach dem Einpacken ging es dann wieder zurück zum Hauptbahnhof. Auf dem Weg zur Stadtbahn noch kurze Anspannung, aber letztlich blieb alles ruhig. Noch eben mit Fressalien (fest und flüssig) eingedeckt und schon ging es auf die vergleichsweise kurze Rückfahrt. Auch hier wurden natürlich wieder Fangetränke konsumiert und Mitreisende mit Minnegesang beglückt, asoziale Fußballfans eben. Am Ende der Reise kamen alle wohlbehalten (manche mehr, manche weniger) in Hamburg an und ein Mitreisender hatte auf einmal sogar eine Begleiterin für den Abend gefunden. Da behaupte nochmal einer, Auswärtsfahrten wären nicht romantisch. :-)
Nächste Woche kommt dann Havelse an die Hoheluft. Auch eher ein Gegner aus der Kategorie „schlagbar“, wenn es auch schwer wird. Am nächsten Samstag um 14 Uhr ist Anpfiff, Antanzen! ;-)