Endlich
wieder Auswärts! Ein großer Reiz der Regionalliga Nord besteht ja
darin, dass wir nun nicht mehr alle zwei Wochen auf irgendwelchen
doofen Sportplätzen im Hamburger Umland spielen müssen, sondern in
richtigen Stadien, zu denen man auch vernünftige Strecken
zurücklegen muss (und nein, nach Norderstedt raus ist keine
vernünftige Strecke!). Der Spielplan meinte es gut mit uns und ließ
uns uns erstmal zu Hause in der neuen Liga einleben. Nach dem geilen
(zumindest von der Fahrt her) Auftakt in Meppen und dem Ausflug nach
Leipzig spielten wir den gesamten August über nur daheim. Höchste
Zeit mal wieder raus zu kommen also! Da kam die anstehende
Auswärtspartie in Hannover doch gerade recht. Um auch diese Fahrt
wieder zu etwas Besonderem zu machen, wurde kurzfristig eine
Assi-Mottofahrt ausgerufen. So reisten wir anstatt in coolen
sportlichen Hosen und Jacken in assigen Joggern und Trainingsjacken.
Gewinner des inoffiziellen Kostümwettbewerbs war aber auf jeden Fall
der Kandidat mit der Perücke, der Bomberjacke und den
Gewichtheberhandschuhen, ganz großes Kino!
So machte
sich eine illustre und natürlich alles andere als unauffällige
Runde vom Hamburger Hauptbahnhof aus auf den Weg. Neben Nordkaos und
Umfeld waren auch natürlich wieder die Konterbande und
erfreulicherweise auch eine Handvoll Menschen dabei, die einfach nur
den Hamburger Vertreter in der Regionalliga unterstützen wollten.
Sehr lobenswert, findet hoffentlich demnächst viele Nachahmer! Um
auch das ein oder andere Fangetränk zu sich nehmen zu können, wurde
ab Rotenburg/Wümme eher auf die Deutsche Bahn als den Metronom
gesetzt. Der Mob wurde immer sangesfreudiger, also genau so ein
Haufen Leute, die man nicht in der Bahn haben will, wenn man selbst
ohne Fußballbezug reist. Dabei aber natürlich immer mit Niveau und
freundlich, versteht sich!
In Hannover
angekommen fanden wir Dank Ortskundiger schnell den Weg zur Stadtbahn
und zum Stadion. Das ist ganz nett inmitten einer Kleingartenkolonie
gelegen. Auf der einen Seite überdachte Steh-/Sitzplatztribüne, auf
der anderen fünf Reihen Schalensitze. Wir fanden schnell unseren
„eigenen“ Eingang zum Gästeblock vor. Dort erstes Meckern: Schon
wieder Victoria mit „k“ geschrieben, grrr! Kann doch nicht so
schwer sein, den Vereinsnamen des Gegners richtig zu Papier zu
bringen! Nächster Stein des Anstoßes: Die schicken Eintrittskarten
aus dem Niedersachsenstadion (dort übrigens Victoria richtig
geschrieben) kosteten 5 bzw. 10 Euro. Für die vierte Liga auf jeden
Fall ganz schön happig! Mit den netten Ordnern, auch aus dem
Niedersachsenstadion, verabredeten wir, dass wir die Rucksäcke bei
ihnen lassen und in der Halbzeit aus den Flaschen trinken dürfen.
Wunderbar unkompliziert, so sollte das sein! Und das Trinken sollte
auch nötig sein. Aus irgendwelchen Gründen war es in Hannover
gefühlte 20°C wärmer als in Hamburg. Vorm Spiel dann das übliche
Aufbauen, klappt Auswärts bisher komischerweise besser als zu Hause.
Das Spiel
lässt sich dann letztlich zusammen fassen unter: „So fühlt sich
also Paloma (beliebiges Beispiel), wenn sie gegen uns spielen
müssen.“ Im Vorfeld schon wissend, dass man eigentlich keine
Chance hat, die dann aber zu nutzen versuchen. Gibt Schöneres, aber
manchmal steckt man halt auch einfach nicht drin. Das Motto
„Chancenlos aber eigentlich auch nicht ganz“ war auch die
Marschroute des SCV gegen ein zweite Mannschaft aus Hannover, die
sich insgesamt sowohl körperlich als auch spielerisch besser
präsentierte. Die erste Halbzeit über konnte der Außenseiter aus
Hamburg aber relativ gut dagegen halten und sich in Person von Sachs,
Lauer und Rabenhorst sogar Tormöglichkeiten erarbeiten. Wie auch
schon in den letzten Wochen wurden diese aber leider nicht konsequent
genutzt, dafür dann hinten gepennt. Das erste Mal nutzten das die
96er in der 27. Minute, verpassten unseren Mannen dann per 2:0 kurz
vor der Halbzeit den gefühlten Todesstoß. In der zweiten Hälfte
zeigte dann Hannover seine ganze Stärke und hätte uns durchaus auch
mit 5:0 oder höher nach Hause schicken können. Zwei Tore wurden
wegen Abseits zurück gepfiffen und so blieb es bei einer verdienten
3:0-Niederlage, nachdem der Top-Torjäger Kadah in der 55. Minute das
dritte Tor der Niedersachsen erzielt hatte. Letztlich muss man das
Ganze positiv sehen: Nicht komplett abgeschossen worden von einem
Gegner, bei dem man nicht unbedingt punkten musste. Da gibt es noch
ganz andere Kandidaten, gegen die Zähler geholt werden sollten.
Unser
Support profitierte erwartungsgemäß enorm vom Dach. Waren unsere
Auftritte diese Saison allesamt tendenziell in die Kategorie „gut
und besser“ einzusortieren, fehlte uns hier und da nichtsdestotrotz
die Lautstärke. Das war heute eher weniger das Problem. So konnten
wir einen stimmungsvollen Support aufs Parkett legen. Auch nach den
Gegentoren wurde ohne Unterlass weiter gemacht. Wenn man gegen einen
erwartet starken Gegner mehr oder weniger chancenlos ist (v.a. in der
zweiten Halbzeit), dann ist es nur Recht, sich selbst, den Verein und
die weiter kämpfende Mannschaft zu feiern. So hinterließen der SCV
und seine Fanszene einen mindestens zufrieden stellenden Eindruck.
Gegen Ende kam es zwar zu kleineren Zwischenhängern, die aber
spätestens beim grandios vorgetragenen „Ti amo“ (ist ja so'n
bisschen unser Pendant zu „You'll never walk alone“ und passt bei
solchen Spielverläufen wie Arsch auf Eimer) vergessen waren. Nach
dem Spiel bedankte sich die Mannschaft bei uns, eine immer wieder
aufs Neue schöne Geste. Zu erwähnen auch die Anwesenheit zweier
inzwischen Exil-Itzehoer. War geil, euch mal wieder gesehen zu haben,
kommt gerne öfters vorbei! ;-)
Die
hannoversche Szene saß im Übrigen mehr oder weniger neben uns und
beschränkte sich auf sporadische Schlachtrufe, muss man ja auch
immer mal erwähnen.
Nach dem
Einpacken ging es dann wieder zurück zum Hauptbahnhof. Auf dem Weg
zur Stadtbahn noch kurze Anspannung, aber letztlich blieb alles
ruhig. Noch eben mit Fressalien (fest und flüssig) eingedeckt und
schon ging es auf die vergleichsweise kurze Rückfahrt. Auch hier
wurden natürlich wieder Fangetränke konsumiert und Mitreisende mit
Minnegesang beglückt, asoziale Fußballfans eben. Am Ende der Reise
kamen alle wohlbehalten (manche mehr, manche weniger) in Hamburg an
und ein Mitreisender hatte auf einmal sogar eine Begleiterin für den
Abend gefunden. Da behaupte nochmal einer, Auswärtsfahrten wären
nicht romantisch. :-)
Nächste
Woche kommt dann Havelse an die Hoheluft. Auch eher ein Gegner aus
der Kategorie „schlagbar“, wenn es auch schwer wird. Am nächsten
Samstag um 14 Uhr ist Anpfiff, Antanzen! ;-)