Samstag, 25. August 2012

4. Spieltag: SC Victoria – SV Werder Bremen II 1:2 (1:1) (25.08.2012)

Nach dem begeisternden Spiel gegen den Bundesligisten aus Freiburg im DFB-Pokal hieß es am letzten Samstag wieder Alltag in der Regionalliga. Wir hatten vor dem Spiel noch einen kleinen Hauch von Rest-Hoffnung, dass unser Aufruf bei eben jenem Pokal-Spiel, doch bitte auch gegen Bremen vorbei zu schauen, gefruchtet habe. Angesichts der Konkurrenz bestehend aus Bundesliga-Auftakt inklusive HSV-Heimspiel und St. Pauli-Auswärtsspiel war aber eigentlich schon vorher klar, dass keine Menschenmassen an die Hoheluft pilgern würden. 278 Zahlende, darunter dann doch zwei bis drei Dutzend Bremer, sind und bleiben aber auf jeden Fall ausbaufähig. Wird mal Zeit, ein klein wenig Euphorie zu entfachen! Drei Punkte gegen Bremen wären da ein guter Anfang gewesen. Findige LeserInnen, die es bis zu diesem Zeitpunkt geschafft haben, sich die Spannung aufzubewahren und das Ergebnis dieses Spiels nicht spätestens in der Überschrift dieses Berichts gelesen haben, werden am Konjunktiv erkannt haben, dass es auch gegen Werders Zweite leider nicht geglückt ist, die Punkte in Hamburg zu halten.
Dabei fing alles so gut an. Trainer Lutz Göttling wählte die gleiche taktische Aufstellung wie gegen Freiburg, nämlich ein 4-2-3-1. Für Trimborn rückte Sobczyk in die Startelf, für Abou Bambur. Vicky begann aber ähnlich defensiv wie gegen Freiburg und ließ die Gäste erst mal kommen. Der erste Konter mit Bambur als Abschließendem fand den Weg noch nicht ins Tor, besser machte es nach einer Viertelstunde Jacob Sachs nach starker Vorarbeit durch Hoose, der heute alles in allem aber keinen guten Tag hatte, und Sudbrak. 1:0 für den Underdog und die Angriffe der Grün-Weißen kamen ähnlich uninspiriert daher, wie sieben Tage zuvor die der Freiburger. So musste nach 35 Minuten eine Einzelleistung von Trinks her. Hoose verliert unglücklich den Ball im Mittelfeld, der Bremer macht noch ein paar Meter, sieht, dass Lucassen ein paar Meter zu weit vorm Tor steht und schießt. Der Ball flattert und schlägt unter der Latte ein. Schade, denn unsere Jungs hatten den Nachwuchs der Profis ganz gut im Griff und es wäre natürlich arg von Vorteil gewesen, mit der Führung im Rücken in die zweite Hälfte zu starten. Hätte hätte, Fahrradkette.
In den zweiten 45 Minuten versuchten beide Mannschaften das entscheidende Tor zu erzielen. Naturgemäß stellten sich die Jung-Profis, unter ihnen viele Jugendnationalspieler, dabei etwas geschickter und zielstrebiger an, vermochten aber auch nicht das Runde im Eckigen unterzubringen. Bis zehn Minuten vor Schluss. Da kam Dennis Wegner in unserem Strafraum an den Ball und anders als in den 80 Minuten zuvor konnte kein blau-gelber Verteidiger sein Bein dazwischen bringen. Wieder kurz vor Ende das entscheidende 2:1 kassiert, wieder einem überlegenen Gegner lange Paroli geboten. Den Spielern sah man nach Abpfiff an, dass sie die Niederlage ziemlich traf, man hatte sich wohl mehr ausgerechnet. Wenn man aber sieht, wie sich Spieler wie Jan Lauer (Note 1+ mit *) oder auch Benjamin Bambur in die Partie bzw. die Regionalliga kämpfen, kann man a) nicht anders, als stolz auf diese Jungs zu sein und b) Hoffnung zu haben, dass in Spielen, in denen es nicht gerade gegen Drittligaabsteiger geht, Punkte auf dem Konto landen werden.
Nach dem Desaster gegen Oberneuland und dem Ausnahmezustand gegen Freiburg kehrte wieder etwas Normalität in das Aufbauprozedere unsererseits ein. Das Zaunfahnenaufhängen könnte man immer noch schneller schaffen, aber so bot das Ganze wenigstens ein wenig Slapstick für Außenstehende. Auch der dritte Flyer der Saison konnte in seiner vollständigen Auflage an Mann und Frau gebracht werden, wofür wir uns an dieser Stelle ganz herzlich bedanken möchten!
Die große Kampfleistung der jungen und junggebliebenen Menschen auf dem Feld übertrug sich auch auf die Stimmung bei den jungen und junggebliebenen Menschen im Virage Absurde. Über die gesamten 90 Minuten wurde das Team gepusht und niemals aufgegeben. Auch nach den Nackenschlägen unnötiger Ausgleich und 2:1 kurz vor Schluss wurde zurecht weiter gemacht wie bisher, stark! Die Enttäuschungen der ersten Spieltage scheinen von den meisten gut verarbeitet worden zu sein. Das positive Fazit wird etwas durch die recht niedrige Zahl an Leuten im C-Block getrübt. Zwar haben die auch richtig gut durchgezogen und waren auch nicht sehr viel leiser als wenn der Block voll ist. Allerdings ist es momentan schon ein wenig traurig, wenn man bedenkt, dass der Block in der Oberliga regelmäßig voller war als jetzt in der Regionalliga. Ob es nur daran liegt, dass der Verein jetzt eben nicht mehr um die Meisterschaft mitspielt sondern gegen den Abstieg, ist so einfach nicht zu beantworten. Es wäre auf jeden Fall schön, wenn diejenigen, die sich angesprochen fühlen, mal in die Puschen kommen!
Von Bremer Seite übrigens nur nach den Toren und nach Abpfiff was zu vernehmen. Zumindest eine Zaunfahne hing („Baltic Crew“, Kommentar anonymer Kaot: „Hä, seit wann liegt denn Bremen an der Ostsee?“ :-)), was man gegen eine Zweitvertretung auch nicht unbedingt erwarten konnte. Die paar – dem Outfit nach zu urteilen – anwesenden Szene-Leute verhielten sich ruhig, wollten wahrscheinlich nach Abpfiff noch 'ne Runde Hauptbahnhof auschecken gehen. ;-)
Alles in allem ein Mut machendes Spiel. Wenn wir jetzt nicht nur gegen haushohe Favoriten gut aussehen und trotzdem verlieren, sondern gegen ähnlich starke Mannschaften wie wir, wie es bspw. Weiche sein sollte, gut aussehen und punkten, sollte dem Klassenerhalt nichts im Wege stehen. Um Teammanager Olli Sextro zu zitieren: „Gegen 20:50 Uhr wissen wir mehr“.