Nach dem
begeisternden Spiel gegen den Bundesligisten aus Freiburg im
DFB-Pokal hieß es am letzten Samstag wieder Alltag in der
Regionalliga. Wir hatten vor dem Spiel noch einen kleinen Hauch von
Rest-Hoffnung, dass unser Aufruf bei eben jenem Pokal-Spiel, doch
bitte auch gegen Bremen vorbei zu schauen, gefruchtet habe.
Angesichts der Konkurrenz bestehend aus Bundesliga-Auftakt inklusive
HSV-Heimspiel und St. Pauli-Auswärtsspiel war aber eigentlich schon
vorher klar, dass keine Menschenmassen an die Hoheluft pilgern
würden. 278 Zahlende, darunter dann doch zwei bis drei Dutzend
Bremer, sind und bleiben aber auf jeden Fall ausbaufähig. Wird mal
Zeit, ein klein wenig Euphorie zu entfachen! Drei Punkte gegen Bremen
wären da ein guter Anfang gewesen. Findige LeserInnen, die es bis zu
diesem Zeitpunkt geschafft haben, sich die Spannung aufzubewahren und
das Ergebnis dieses Spiels nicht spätestens in der Überschrift
dieses Berichts gelesen haben, werden am Konjunktiv erkannt haben,
dass es auch gegen Werders Zweite leider nicht geglückt ist, die
Punkte in Hamburg zu halten.
Dabei fing
alles so gut an. Trainer Lutz Göttling wählte die gleiche taktische
Aufstellung wie gegen Freiburg, nämlich ein 4-2-3-1. Für Trimborn
rückte Sobczyk in die Startelf, für Abou Bambur. Vicky begann aber
ähnlich defensiv wie gegen Freiburg und ließ die Gäste erst mal
kommen. Der erste Konter mit Bambur als Abschließendem fand den Weg
noch nicht ins Tor, besser machte es nach einer Viertelstunde Jacob
Sachs nach starker Vorarbeit durch Hoose, der heute alles in allem
aber keinen guten Tag hatte, und Sudbrak. 1:0 für den Underdog und
die Angriffe der Grün-Weißen kamen ähnlich uninspiriert daher, wie
sieben Tage zuvor die der Freiburger. So musste nach 35 Minuten eine
Einzelleistung von Trinks her. Hoose verliert unglücklich den Ball
im Mittelfeld, der Bremer macht noch ein paar Meter, sieht, dass
Lucassen ein paar Meter zu weit vorm Tor steht und schießt. Der Ball
flattert und schlägt unter der Latte ein. Schade, denn unsere Jungs
hatten den Nachwuchs der Profis ganz gut im Griff und es wäre
natürlich arg von Vorteil gewesen, mit der Führung im Rücken in
die zweite Hälfte zu starten. Hätte hätte, Fahrradkette.
In den zweiten
45 Minuten versuchten beide Mannschaften das entscheidende Tor zu
erzielen. Naturgemäß stellten sich die Jung-Profis, unter ihnen
viele Jugendnationalspieler, dabei etwas geschickter und
zielstrebiger an, vermochten aber auch nicht das Runde im Eckigen
unterzubringen. Bis zehn Minuten vor Schluss. Da kam Dennis Wegner in
unserem Strafraum an den Ball und anders als in den 80 Minuten zuvor
konnte kein blau-gelber Verteidiger sein Bein dazwischen bringen.
Wieder kurz vor Ende das entscheidende 2:1 kassiert, wieder einem
überlegenen Gegner lange Paroli geboten. Den Spielern sah man nach
Abpfiff an, dass sie die Niederlage ziemlich traf, man hatte sich
wohl mehr ausgerechnet. Wenn man aber sieht, wie sich Spieler wie Jan
Lauer (Note 1+ mit *) oder auch Benjamin Bambur in die Partie bzw.
die Regionalliga kämpfen, kann man a) nicht anders, als stolz auf
diese Jungs zu sein und b) Hoffnung zu haben, dass in Spielen, in
denen es nicht gerade gegen Drittligaabsteiger geht, Punkte auf dem
Konto landen werden.
Nach dem
Desaster gegen Oberneuland und dem Ausnahmezustand gegen Freiburg
kehrte wieder etwas Normalität in das Aufbauprozedere unsererseits
ein. Das Zaunfahnenaufhängen könnte man immer noch schneller
schaffen, aber so bot das Ganze wenigstens ein wenig Slapstick für
Außenstehende. Auch der dritte Flyer der Saison konnte in seiner
vollständigen Auflage an Mann und Frau gebracht werden, wofür wir
uns an dieser Stelle ganz herzlich bedanken möchten!
Die große
Kampfleistung der jungen und junggebliebenen Menschen auf dem Feld
übertrug sich auch auf die Stimmung bei den jungen und
junggebliebenen Menschen im Virage Absurde. Über die gesamten 90
Minuten wurde das Team gepusht und niemals aufgegeben. Auch nach den
Nackenschlägen unnötiger Ausgleich und 2:1 kurz vor Schluss wurde
zurecht weiter gemacht wie bisher, stark! Die Enttäuschungen der
ersten Spieltage scheinen von den meisten gut verarbeitet worden zu
sein. Das positive Fazit wird etwas durch die recht niedrige Zahl an
Leuten im C-Block getrübt. Zwar haben die auch richtig gut
durchgezogen und waren auch nicht sehr viel leiser als wenn der Block
voll ist. Allerdings ist es momentan schon ein wenig traurig, wenn
man bedenkt, dass der Block in der Oberliga regelmäßig voller war
als jetzt in der Regionalliga. Ob es nur daran liegt, dass der Verein
jetzt eben nicht mehr um die Meisterschaft mitspielt sondern gegen
den Abstieg, ist so einfach nicht zu beantworten. Es wäre auf jeden
Fall schön, wenn diejenigen, die sich angesprochen fühlen, mal in
die Puschen kommen!
Von Bremer
Seite übrigens nur nach den Toren und nach Abpfiff was zu vernehmen.
Zumindest eine Zaunfahne hing („Baltic Crew“, Kommentar anonymer
Kaot: „Hä, seit wann liegt denn Bremen an der Ostsee?“ :-)), was
man gegen eine Zweitvertretung auch nicht unbedingt erwarten konnte.
Die paar – dem Outfit nach zu urteilen – anwesenden Szene-Leute
verhielten sich ruhig, wollten wahrscheinlich nach Abpfiff noch 'ne
Runde Hauptbahnhof auschecken gehen. ;-)
Alles in allem
ein Mut machendes Spiel. Wenn wir jetzt nicht nur gegen haushohe
Favoriten gut aussehen und trotzdem verlieren, sondern gegen ähnlich
starke Mannschaften wie wir, wie es bspw. Weiche sein sollte, gut
aussehen und punkten, sollte dem Klassenerhalt nichts im Wege stehen.
Um Teammanager Olli Sextro zu zitieren: „Gegen 20:50 Uhr wissen wir
mehr“.