Bereits seit einigen Monaten stand
dieses Testspiel nun im Raum, die Vereine haben lange Zeit verhandelt
und letztlich kam das Spiel dann auch zustande. Das Ganze ist im
Rahmen der Initiative 1903 gelaufen, die sich zum Ziel gesetzt hat,
Traditionen zu wahren und dem Kommerzfußball etwas entgegen zu
setzen. Da wir auch einen guten persönlichen Kontakt zu den
Initiatoren aufgebaut hatten, war es klar, dass wir natürlich nicht
nur nach Leipzig reisen würden, sondern letztlich auch einen der
Unsrigen als Co-Kommentator für das Lok-Radio abstellten.
Letztlich machten sich zwei WETs von
Nordkaos und der Konterbande auf den Weg nach Sachsen, wo wir von
einem weiteren Freund aus der Itzehoer Szene unterstützt wurden. Am
frühen Sonntagmorgen war natürlich die Meppen-Fahrt noch immer
Gesprächsthema Nummer 1 und so wurde ganz besonders der Hitmix noch
einmal hervorgehoben und mehr als einmal unterhielten wir die
Regional- und Bimmelbahnen mit unserem Gesang. Jaja, immer die
Fußballfans, die schon morgens um zehn Uhr besoffen durch die Lande
ziehen... not! Aber lassen wir die Leute mal in ihrem Glauben.
Trotz der großen Strapazen hatten wir
viel Spaß und kamen auch pünktlich in Leipzig an, wo wir uns ohne
Ticket in die Straßenbahn setzten. Sorry, aber welcher Automat
braucht bitte passendes Kleingeld? Und gilt das WET hier tatsächlich
nicht im Stadtverkehr? Wir wissen es bis heute nicht, wunderten uns
auf dem Weg nach Probstheida aber über den vielen Leerstand in der
Stadt und das so dicht am Bahnhof. Irgendwie schade, hatte doch
zumindest der Autor dieser Zeilen vorher viel von der Schönheit
Leipzigs gehört. Aber scheinbar waren wir an der falschen Ecke. Am
Völkerschlachtdenkmal kamen wir dann auch noch vorbei und näherten
uns dem Bruno-Plache-Stadion scheinbar von hinten – unbemerkt von
allen. Nachdem wir lautstark auf uns aufmerksam gemacht hatten und
sofort von der Mannschaft und der Entourage freudig in Empfang
genommen wurden, stellten wir fest, dass wir auch noch kostenlos
mitten im Stadion standen. Warum gibt’s denn hier hinten keine
Kasse? Als wir den Irrtum bemerkten, holten sich aber alle ganz brav
ein Ticket, schließlich braucht man ja was für die Sammlung! Und
immerhin wissen die Leipziger auch im Gegensatz zu den Meppenern,
dass man Victoria mit c schreibt! ;-)
Nachdem wir der Gedenksteinenthüllung
beigewohnt hatten, gab es eine kleine Stadionführung.
Ich persönlich bin ja kein großer
Freund von diesen alten Schüsseln, die sehr weitläufig mit Laufbahn
und ohne Dächer daherkommen. Leider ist auch hier ein Großteil des
Stadions nicht wirklich gepflegt, teilweise mannshohes Unkraut
überwuchert die Stufen. Insgesamt ist so ein Bau natürlich aber
immer noch besser als jeder neumodische Kommerztempel dieser Welt!
Vor allem die Tribüne fand großen Anklang bei uns, ist sie doch aus
dem gleichen Holz geschnitzt wie unsere – im wahrsten Sinne des
Wortes. Ein wenig größer als unsere Tribüne und ein bisschen
weniger Farbe an den Balken stellten den größten Unterschied dar.
Ach ja, und natürlich der blaue Teppich (!) auf dem Boden!
Wir entschieden uns schließlich auch
für einen Sitzplatz dort oben, die örtliche Kameradschaft hatte uns
nämlich ebenfalls sofort im Blick. Allerdings blieb alles ruhig,
zumindest bis nach dem Spiel, als dann das Niveau kräftig sank und
Worte wie „Wessi-Fotzen“, „linke Zecken“ und Ähnliches
folgten. Na dann... ich bin tief getroffen!
Zum Spiel: Nachdem eine Replik des
alten Spielballs per Segelflieger ins Stadion gebracht wurde, konnte
man sich auf die Aufstellung konzentrieren. Oha, wieder einmal die
zweite Garde am Zug... und leider spielte sie zunächst auch mal
wieder so. Es wirkte alles ein bisschen müde und lustlos, was da von
den Hamburgern auf dem Rasen gezeigt wurde, dafür machten die
Leipziger vor allem durch rüde Fouls auf sich aufmerksam. Das
Spielniveau nicht besonders hoch, allerdings merkte man immer sofort,
wenn der SCV ein wenig anzog, dann ging auch was. Der Schiedsrichter
ist übrigens auch eine eigene Erwähnung wert: Er ließ viel zu viel
durchgehen, so kann es nicht sein, dass ein Leipziger Spieler unserem
Andreas Goldgraebe eine Gehirnerschütterung verpasste (in einem
Freundschaftsspiel!) und dafür gerade einmal Gelb bekam! Ein
Elfmeter für den SCV wurde ebenfalls gegeben, aber während sich bei
unserem Team noch besprochen wurde, wer schießt, hatte es sich der
Schiri wieder anders überlegt. Und davon mal ganz abgesehen: Der
Leipziger Trainer rannte nach einer umstrittenen Entscheidung aufs
Spielfeld und forderte lautstark eine Karte für unseren Spieler.
Keine Verwarnung, keine Verbannung hinter die Bande, nichts...
Mit einem 1:0 zur Pause waren wir daher
noch gut bedient, bei uns wurde derweil das reichhaltige und gute
Gastronomie-Angebot genutzt, während auf dem Rasen ein wenig
gewechselt wurde und zumindest einige Leistungsträger sich warm
machten. An dieser Stelle sei übrigens Mauri einmal erwähnt, der
wirklich ein sehr gutes Spiel bot und schließlich auch das 1:1
erzielte. Leider fingen sich unsere Mannen noch ein Gegentor ein,
wäre der Ball energischer geklärt worden, hätte man sich das
sparen können! Letztlich machte es dann Co-Trainer Stilz nach
Vorlage von unserem Youngster Nils Brüning, der noch einmal ein
Ausgleich zum 2:2 erzielte.
Nach dem Spiel machten wir uns schon
auf den unvermeidlichen Zusammenstoß mit den Gastgebern gefasst
(Ultra-Haue am Bahnhof, Teil 1478), als unser Team beschloss, dass im
Mannschaftsbus auch genug Platz für die Fanmeute ist. Nochmals
vielen Dank für diese Aktion, wir merkten wieder einmal, dass wir
hier genau beim richtigen Verein sind! Verpflegung gab es dann auch
noch und so wurde die Rückfahrt mit einer Unterbrechung durch einen
Stau (inklusive Mobfoto auf der Autobahn!) mit zu vielen Folgen „Two
and a Half Men“ verbacht. Gegen 22.30 Uhr waren wir dann zurück in
der schönsten Stadt der Welt – um ein unglaubliches Wochenende
reicher!